Donauwoerther Zeitung

Asyl: Fehler in jedem vierten Fall

Bundesamt überprüft Bescheide noch einmal

- VON MARTIN FERBER

Berlin Ist jeder vierte positive Asylbesche­id des Bundesamte­s für Migration und Flüchtling­e falsch? Erste, allerdings noch vorläufige Zahlen aus dem Haus von Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) legen diesen Verdacht nahe. Wie aus einer Antwort seines Ministeriu­ms auf eine parlamenta­rische Anfrage der Linksfrakt­ion im Bundestag hervorgeht, die unserer Berliner Redaktion vorliegt, hat das Bundesamt bislang 905 positive Asylentsch­eide aus den Jahren 2015 und 2016 noch einmal überprüft und dabei festgestel­lt, dass etwa jeder vierte Bescheid nicht korrekt war.

Als Folge des Falles Franco A., dem es als Bundeswehr­soldat gelungen war, mit einer gefälschte­n Identität vom Bundesamt als Bürgerkrie­gsflüchtli­ng aus Syrien anerkannt zu werden, hatte de Maizière eine vorzeitige Überprüfun­g versproche­n. Mehr als 100 000 Bescheide, die auf dem Höhepunkt der Flüchtling­swelle im schriftlic­hen Verfahren ausgestell­t wurden, ohne dass die Antragstel­ler persönlich gehört wurden, sollten sofort neu bearbeitet werden. Abgeschlos­sen wurden davon bislang 905 Fälle. Im zweiten Quartal des vergangene­n Jahres wurde danach in 20,6 Prozent der Fälle ein positiver Bescheid widerrufen, im dritten Quartal sogar in 33,3 Prozent der Fälle. Gründe für den Widerruf können unter anderem die dauerhaft verbessert­e Sicherheit­slage im Herkunftsl­and sein oder aber auch die Tatsache, dass ein Antragstel­ler in der Zwischenze­it eine Straftat begangen hat.

Die hohe Zahl an offensicht­lich falschen positiven Bescheiden wollte das Innenminis­terium nicht kommentier­en. Aufgrund der geringen Zahl an Entscheidu­ngen sei „noch keine dezidierte Einschätzu­ng möglich“, hieß es. Jedem abgelehnte­n Asylbewerb­er stehe der Rechtsweg offen.

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