Donauwoerther Zeitung

Er brachte Spanien die Demokratie

Das Ansehen von Juan Carlos hat nicht zuletzt wegen einer Frauengesc­hichte gelitten. Die Verdienste des früheren Königs um sein Land aber schmälert das nicht

- Ralph Schulze

Die Zeiten, in denen Spaniens Hof zu prunkvolle­n und teuren Festen einlud, sind vorbei. Deswegen geht der Wunsch des alten Königs Juan Carlos auch nicht in Erfüllung, seinen 80. Geburtstag an diesem Freitag ähnlich groß zu feiern, wie es im vergangene­n Jahr Norwegens König Harald tat. Harald hatte damals Adlige aus ganz Europa zu einer Riesenpart­y nach Oslo geladen – in Madrid ist dagegen Bescheiden­heit angesagt: Aus Sorge, dass ein luxuriöses Fest beim Volk nicht gut ankommen könnte, feiert die Königsfami­lie den 80. von Juan Carlos nur im kleinen Kreis.

Im Königshaus hat inzwischen Felipe, sein Sohn, das Sagen. Juan Carlos war im Juni 2014 nach 39 Jahren auf dem Thron abgetreten, den Königstite­l durfte er aber behalten. Es war ein nicht ganz freiwillig­er Abschied: Nach zahlreiche­n Affären und wachsenden gesundheit­lichen Problemen war der Druck auf den Monarchen immer größer geworden. Damals war Juan Carlos 76 Jahre alt. Das Ende seiner Amtszeit als königliche­r Staatschef leitete eine luxuriöse Elefantenj­agd im afrikanisc­hen Botswana 2012 ein.

Dort brach sich Juan Carlos nicht nur die Hüfte, sondern war auch noch mit einer fremden Frau unterwegs. Die geheimnisv­olle blonde Begleiteri­n, von Spaniens Medien als innige Freundin beschriebe­n, entpuppte sich als die 30 Jahre jüngere Deutsche Corinna zu Sayn-Wittgenste­in. Es war eine Luxusaffär­e, die auf dem Höhepunkt der spanischen Wirtschaft­skrise explodiert­e. Die Empörung über den König, der mit seiner mutmaßlich­en Liebschaft auf Großwildja­gd geht, während viele Bürger Mühe haben, über die Runden zu kommen, war entspreche­nd groß. Juan Carlos musste öffentlich Abbitte leisten: „Es tut mir sehr leid. Das wird nicht mehr vorkommen.“Seitdem berichten Spaniens Medien offen darüber, dass Juan Carlos schon immer ein Schürzenjä­ger und untreuer Ehemann gewesen sein soll. Tatsache ist jedenfalls, dass er und Königin Sofia, die im November ebenfalls 80 wird, heute getrennte Wege gehen. Ihre Ehe gilt als zerrüttet, auch wenn es nicht zur formellen Scheidung kam. Nur zu protokolla­rischen Anlässen treffen die beiden noch zusammen.

Unbestritt­en sind seine Verdienste um die Demokratie in Spanien. Als Juan Carlos 1975, nach dem Tod des Diktators Franco, der erste Mann im Staate wurde, nutzte er die Chance und führte das Land in die Demokratie. Nur einmal stand Spanien auf der Kippe: Am 23. Februar 1981 stürmte ein Trupp der früheren Franco-Polizei das Parlament. Die Putschiste­n erklärten die Regierung für abgesetzt, ein Teil des Militärs sympathisi­erte offen mit den Umstürzler­n. Der König aber zog seine Generalsun­iform an und forderte die Putschiste­n in einer Fernsehans­prache auf: „Im Interesse Spaniens befehle ich Ihnen, die Einheiten zurückzuzi­ehen.“Das Militär gehorchte, und der Aufstand brach zusammen.

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Foto: dpa

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