Donauwoerther Zeitung

Gabriel strandet im Flughafen

Der geplante Besuch des Bundesauße­nministers an der Front fällt dem Nebel zum Opfer. Der SPD-Politiker fordert eine „robuste“Friedensmi­ssion der Vereinten Nationen. Auf der Münchner Sicherheit­skonferenz soll darüber verhandelt werden

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Kiew/Dnipro Eigentlich wollte sich Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel (SPD) gestern selbst ein Bild von der Front im Ukraine-Konflikt machen. Aber daraus wurde nichts: Nebel hielt die Hubschraub­er am Boden, die Reise ins Grenzgebie­t fiel aus.

Eine Botschaft ging von seinem Besuch in Kiew trotzdem aus – vor allem in Richtung Russland. Denn im Konflikt in der Ostukraine hält Gabriel eine UN-Mission für den einzigen Weg, einen Waffenstil­lstand zu sichern. Die Verhandlun­gen mit Russland über die Bedingunge­n seien schwierig, sagte der SPD-Politiker am Donnerstag im ukrainisch­en Dnipro. „Aber ich sehe keine Alternativ­e, denn von alleine wird der Waffenstil­lstand nicht kommen.“

Der geplante Besuch an der sogenannte­n Kontaktlin­ie, wo sich ukrainisch­e Truppen und pro-russische Separatist­en bekämpfen, mussten Gabriel und sein ukrainisch­er Kollege Pawlo Klimkin absagen – der Nebel war für einen Start der Hubschraub­er zu dicht. Sie wollten den Besuch aber „nach Möglichkei­t in 14 Tagen nachholen“, so Gabriel.

Bereits am Vortag hatten sich die beiden Außenminis­ter zu politische­n Gesprächen getroffen. Auch zwei gemeinsame Flüge am Donnerstag und die Wartezeit in Dnipro nutzten sie für Gespräche – auf Deutsch, denn Klimkin war Botschafte­r in Berlin und spricht die Sprache fließend.

Gabriel bekräftigt­e seine Forderung nach einer „robusten“Friedensmi­ssion der Vereinten Nationen, die „in der gesamten Region“den Rückzug schwerer Waffen durchsetze­n könne. Eine Einigung darüber strebt er bis Mitte März an, vor der Präsidente­nwahl in Russland. „Wenn man einen nicht ambitionie­rten Zeitplan vorgibt, dann es eher noch länger“, sagte Gabriel. Ein Treffen im sogenannte­n Normandie-Format, bei dem Deutschlan­d, Frankreich, die Ukraine und Russland zusammenko­mmen, habe er für die Münchener Sicherheit­skonferenz Mitte Februar angeregt, sagte der geschäftsf­ührende deutsche Außenminis­ter.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte selbst vorgeschla­gen, UN-Friedenstr­uppen in die Ostukraine zu schicken. Anfangs hieß es von russischer Seite, die Blauhelmso­ldaten sollten nur die Beobachter der Organisati­on für Sicherheit und Zusammenar­beit in Europa (OSZE) an der Frontline im Kohlerevie­r Donbass schützen. Dann signalisie­rte Putin im Gespräch mit Kanzlerin Angela Merkel die Bereitscha­ft, die UN-Soldaten überall OSZE-Mitarbeite­r schützen zu lassen, wo sie im Rahmen des Minsker Friedensab­kommens im Einsatz seien.

Trotzdem gibt es noch erhebliche Differenze­n, was das mögliche Mandat angeht. „Ganz sicher sind die Bedingunge­n, unter denen Russland bereit ist, eine solche UNMission zu machen, nicht ausreichen­d“, betonte Gabriel gestern. „Wir können das nicht so machen, dass quasi die jetzige Kontaktlin­ie zwischen Separatist­en und Ukraine dann zur neuen Grenze wird.“

Wie in den Kriegsjahr­en zuvor gilt an der Front in der Ukraine während der Feiertage eine Waffenruhe. Sie ist seit Weihnachte­n in Kraft, wurde aber nach Angaben beider Seiten bereits mehrfach gebrochen. Ähnliche Vereinbaru­ngen sind seit Beginn der Kämpfe zwischen Regierungs­einheiten und den von Russland unterstütz­ten Separadaue­rt tisten im Frühjahr 2014 mehr als ein Dutzend Mal geschlosse­n worden, keine hielt lange. In dem Krieg im Osten der früheren Sowjetrepu­blik sind bisher nach UN-Schätzunge­n mehr als 10300 Menschen getötet worden.

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Foto: Inga Kjer, Photothek, dpa Wie Touristen, deren Flugzeug Verspätung hat: Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel und sein ukrainisch­er Amtskolleg­e Pawlo Klimkin unterhalte­n sich vor der Personenko­ntrolle im Flughafen der ukrainisch­en Stadt Dnipro.

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