Donauwoerther Zeitung

Atomknopf

- VON RÜDIGER HEINZE rh@augsburger allemeine.de

Im Prinzip ist das Jahr 2018 ja noch weitgehend ergebnisof­fen. Auch, weil es den einen oder anderen unberechen­baren Staatsvors­itzenden gibt. Womit wir schon beim Thema sind: Keine Woche ist das Jahr alt, schon müssen wir uns wieder den Trump Donald vorknöpfen, weil er einfach nicht zugeknöpft sein kann, am wenigsten über Twitter.

Dieser Tropf, dieser Knopf hatte diese Woche das Bedürfnis, klarzustel­len, was jeder einigermaß­en informiert­e Mensch, der zig klischeeha­fte Politthril­ler gesehen hat, an den eigenen Knöpfen abzählen kann: Dass nämlich nicht nur Kim Jong Un auf seinem Schreibtis­ch einen Atom(waffen)knopf hat, sondern auch der Präsident des überdurchs­chnittlich bibelfeste­n God’s Own Country. Und dieser Knopf, teilte Donald uns mit, sei viel größer und mächtiger.

Derart also knöpft Trump dem nordkorean­ischen Kollegen den Schneid ab. Allmachtsf­antasten unter sich – wie in schlechten Filmen halt. Kann denen mal jemand eine Nelke ins Knopfloch stecken – wie einst Nelken in portugiesi­sche Gewehre gesteckt wurden? Damit ihnen vielleicht der Knopf aufgeht? By the way: der Knopfgieße­r in Ibsens „Peer Gynt“, das ist der Tod.

Wir sind ja keine Tiefenpsyc­hologen. Nur simple Küchenpsyc­hologen. Aber wenn der Donald, was zu ihm passt, erklärt, dass seiner viel größer und mächtiger sei, dann blitzt in uns geradezu zwangsläuf­ig die Idee auf, hier werde in einer Welt, die sich aufgeklärt wähnt, noch einmal ein altes Männerspie­l gespielt. Das Spiel des ein- und abschätzen­den Blicks hinters Türl, hinter den Hosenknopf.

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