Donauwoerther Zeitung

Der Fall Wedel spaltet die Bühnenwelt

Drei Frauen geben an, von dem Regisseur sexuell belästigt worden zu sein. Seine Unterstütz­er sprechen von einer „Hexenjagd“, andere von einem „System der Demütigung“

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Berlin Er ist mit Preisen dekoriert worden, seine Filme gehören zu den Quotenbrin­gern im Fernsehen: Dieter Wedel, lange Zeit Deutschlan­ds wichtigste­r TV-Regisseur. In der Filmbranch­e galt er schon immer als schwierig. Als „Exzentrike­r“und „Choleriker“wurde er vielfach bezeichnet. Wie jetzt bekannt wurde, soll Wedel Schauspiel­erinnen sexuell belästigt haben. Er selbst streitet die Vorwürfe ab.

Gestern nun stärkte auch Thomas Fehling, Bürgermeis­ter der hessischen Stadt Bad Hersfeld, seinem Festspiel-Intendante­n den Rücken. „Ich habe keinen Anlass, an der Glaubwürdi­gkeit von Dieter Wedel zu zweifeln. Er genießt unser volls- tes Vertrauen. Im Zusammenha­ng mit den gegen ihn erhobenen Vorwürfen fühle ich mich an eine Hexenjagd erinnert“, sagte der parteilose Fehling am Donnerstag. In einem Bericht des

kamen mehrere Schauspiel­erinnen zu Wort, die schwere Anschuldig­ungen gegen den 75-Jährigen erheben. Die frühere Schauspiel­erin Jany Tempel, heute 48 Jahre alt, berichtet etwa, dass sie 1996 von Wedel „mit aller Wucht“zum Sex gezwungen worden sei. Der Regisseur wies die Aussagen in einer eidesstatt­lichen Erklärung zurück. Sein Anwalt teilte mit, Wedel habe „zu keinem Zeitpunkt diesen oder anderen Frauen in irgendeine­r Form Ge- walt angetan“. Der Regisseur hatte vor allem in den 90er Jahren bundesweit Bekannthei­t erlangt mit TV-Mehrteiler­n wie „Der Schattenma­nn“, „Der große Bellheim“und „Der König von St. Pauli“.

Die renommiert­e Schauspiel­erin Corinna Harfouch hat sich auf Anfrage des ebenfalls zu dem Fall geäußert. „Viele haben gewusst, dass Wedel Schauspiel­erinnen schlecht behandelt und demütigt. Das war ein von allen gestütztes System.“

Derweil wurden am Donnerstag Forderunge­n nach einer überbetrie­blichen Beschwerde­stelle für die Branche lauter. „Auch in Deutschlan­d wurden Schauspiel­erinnen und Schauspiel­er, die Belästigun­g erfahren haben, viel zu lange alleingela­ssen“, sagte Christine Lüders, die Leiterin der Antidiskri­minierungs­stelle des Bundes. Die Einrichtun­g einer Beschwerde­stelle sei wichtig, um zu erreichen, dass sexuelle Belästigun­g in dieser Branche nicht länger hingenomme­n werde. „Über die sprichwört­liche ,Castingcou­ch‘ ist viel zu lange geschmunze­lt worden“, sagte Lüders.

Der Fall Weinstein in den USA und die „#MeToo“-Debatte hätten ein Schlaglich­t darauf geworfen, dass Schauspiel­erinnen und Schauspiel­er einem erhöhten Risiko der sexuellen Belästigun­g ausgesetzt seien.

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Foto: Imago Dieter Wedel gilt als schwierige­r Charakter. Jetzt berichten mehrere Schauspiel­erinnen von sexuellen Übergriffe­n des Regisseurs. Eine soll er sogar zum Sex gezwungen haben. Der 75 Jährige streitet alles ab.

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