Donauwoerther Zeitung

„Die Genesung kann sich hinziehen“

Manuel Neuer hat sich vergangene­s Jahr drei Mal den Mittelfußk­nochen gebrochen. Ein Chirurg erklärt, wie diese Verletzung zur dauerhafte­n Belastung werden kann und was hilft

- United Volleys RheinMain – Friedrichs­hafen 1:3 Interview: Christian Gall

BUNDESLIGA, MÄNNER V. MITTWOCH Herr Dr. Waizy, kämpfen viele Fußballer mit einem Mittelfußb­ruch? Waizy: Eigentlich nicht allzu viele. Ein Mittelfußb­ruch kann beim Fußball aber durchaus vorkommen. Dafür gibt es zwei unterschie­dliche Auslöser. Entweder eine direkte Gewalteinw­irkung, etwa bei einem Sturz, oder eine chronische Überlastun­g.

Manuel Neuer kämpft schon seit Jahren mit seinen Mittelfußk­nochen. Ist der Fall bei ihm chronisch?

Waizy: Davon kann man ausgehen. Wenn die Knochen zu stark oder auf falsche Weise belastet werden, können sie nach einiger Zeit brechen. Dazu müssen aber einige Faktoren zusammenko­mmen.

Welche Faktoren sind das? Spielt etwa die Spielposit­ion auf dem Fußballfel­d eine Rolle?

Waizy: Das dürfte eher eine untergeord­nete Rolle spielen. Natürlich ist der Bewegungsa­blauf von einem Torhüter vollkommen anders als der von einem Stürmer – dadurch ist dann die Belastung auch eine andere. Aber viel entscheide­nder ist die indivuduel­le Veranlagun­g eines Spielers. Manche Menschen sind grundsätzl­ich stärker gefährdet, sich einen Mittelfußb­ruch zuzuziehen. Das liegt entweder am Stoffwechs­el der Knochen, an einer Fehlstellu­ng oder einer ungünstige­n Belastung des Fußes.

Ein Fußballer kann also wenig gegen das Risiko tun?

Waizy: Doch, das kann er. Wer sich den Mittelfuß gebrochen hat, sollte nach dem Auslöser suchen. Jeder Mensch hat bestimmte Risikofakt­o- ren. Und gegen die kann man etwas tun. Beim Fußball spielen etwa die Stollen eine große Rolle. Es gibt einige Spieler, bei denen keine gängige Stollenkom­bination zum Fuß passt. Das führt dann zu einer unguten Belastung. Ich gehe davon aus, dass die Stollen in Zukunft noch viel individuel­ler gesetzt werden.

Was ist nach einem Mittelfußb­ruch zu tun?

Waizy: Meist genügt Ruhe. Eine Operation ist nur dann nötig, wenn sich der Knochen verschoben hat. Aber egal, ob es eine OP gibt oder nicht – der Fuß sollte die ersten sechs Wochen nur wenig belastet werden. Bis ein Sportler wieder völlig fit ist, vergehen in der Regel drei Monate. längeren Rehabilita­tion auszugehen, weil sich die Probleme mit den Knochen schon lange hinziehen.

Die Zeitschrif­t Sport Bild hat berichtet, dass Neuer schon seit rund neun Jahren mit einer Metallplat­te im Fuß spielt. Kann das sein?

Waizy: Das ist gut möglich. Eine Platte wird bei einer Operation eingesetzt, um den Knochen zu stabilisie­ren. Wenn er wieder vollständi­g verheilt ist, bringt sie weder Vornoch Nachteile für den Patienten. Oft bleibt sie im Fuß. Dadurch spart man sich einen zusätzlich­en Eingriff, der auch wieder Komplikati­onen auslösen könnte. Sie meinten, dass ein Mittelfußb­ruch nicht so häufig bei Fußballern vorkommt. Welche Verletzung­en sind häufiger?

Waizy: Sehr oft behandle ich Verletzung­en der Außenbände­r, davon sind Fußballer am häufigsten betroffen. Auch Muskelfase­rrisse bereiten immer wieder Probleme. Was mir immer häufiger unterkommt, sind Nerveneine­ngungen. Ich habe schon Fußball-Nationalsp­ieler mit diesem Problem behandelt, ebenso olympische Leichtathl­eten. Diese Verengunge­n werden manchmal durch die eng sitzenden Sportschuh­e ausgelöst. Priv. Doz. Dr. Hazibullah Waizy ist Chefarzt der Klinik für Fuß und Sprunggele­nk chirurgie an der Hessing Stiftung in Augsburg. Er ist außerdem im erweiterte­n

Vorstand der

D.A.F. (Deutsche Assoziatio­n für Fuß und Sprunggele­nk), Referent auf Kongressen und Autor mehrerer Publikatio­nen und Buchbeiträ­ge.

 ?? Foto: Friso Gentsch/dpa ?? Fußballpro­fi Manuel Neuer hat sich wiederholt die Mittelfußk­nochen gebrochen. Schon 2008 musste er mit ruhig gestelltem Fuß Spiele von der Bank verfolgen. Die Probleme belasten ihn bis heute.
Foto: Friso Gentsch/dpa Fußballpro­fi Manuel Neuer hat sich wiederholt die Mittelfußk­nochen gebrochen. Schon 2008 musste er mit ruhig gestelltem Fuß Spiele von der Bank verfolgen. Die Probleme belasten ihn bis heute.
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