Das lange Warten auf Gregor
Manche Regierungsbildungen dauern etwas länger. Besonders lange zog es sich hin, bis Teobaldo Visconti in sein Amt gewählt wurde. Und als es endlich so weit war, befand er sich gerade auf Reisen im Heiligen Land. Erst nach sechs Monaten war er wieder in der Heimat, um seine Führungsaufgabe zu übernehmen. Aber auf dieses halbe Jahr kam es dann auch nicht mehr an.
Im Jahr 1268 war Papst Clemens
IV. gestorben und die Suche nach einem neuen Papst begann. Für die wahlberechtigten Kardinäle war das immer eine aufregende Zeit. Zum Glück hatte man sich inzwischen darauf verständigt, dass der neue Papst zwei Drittel der Stimmen auf sich vereinen musste. Das war notwendig geworden, weil gut hundert Jahre zuvor der unterlegene Ottaviano dem mit knapper Mehrheit gewählten Alexander kurzerhand den päpstlichen Mantel von der Schulter gerissen hat, um sich selber zum Oberhirten zu machen. Päpste und Gegenpäpste waren ja keine Seltenheit. Vor allem aber war man dazu übergegangen, die Kardinäle bis zur erfolgreichen Neuwahl des Papstes einzuschließen. Ein solches Konklave sollte die Wahl beschleunigen. Das gelang nicht immer. Zu viele Interessenten, kirchliche und weltliche mischten mit. Das bekamen die Wahlmänner, die jetzt den Nachfolger von Clemens bestimmen sollten, besonders hart zu spüren. Sie hockten im bischöflichen Palast von Viterbo zusammen und konnten sich einfach nicht einigen.
Zwar war in ihrem feinen Gefängnis bestens für ihr leibliches Wohl gesorgt. Das änderte sich aber, als sage und schreibe zwei Jahre vergangen waren und immer noch kein kirchlicher Regierungschef gefunden war. Das Kirchenvolk von Viterbo wurde ungeduldig und setzte die Streithähne kurzerhand auf Wasser und Brot. Und immer noch war keine Einigung in Sicht. Da entfernten Viterbos Handwerker das Dach des Palastes und lieferten die Kardinäle der gnadenlosen Sonne aus.
Ob es Wasser, Brot, Sonne oder göttliche Eingebung war: Nach zwei Jahren, neun Monaten und zwei Tagen verkündete weißer Rauch, dass ein Papst gefunden war. Das längste Konklave der Geschichte hatte 1005 Tage gedauert. Und da Teobaldo Visconti erst sechs Monate und 26 Tage später sein Amt als Gregor X. antreten konnte, dauerte die papstlose Zeit, Sedisvakanz genannt, über drei Jahre.