Donauwoerther Zeitung

Fast wie ein Fisch unter Wasser

Manche Profis tauchen hundert Meter tief – ohne Sauerstoff-Flasche. Die Trainerin Doris Hovermann weiß, wie man so lange die Luft anhält

- WAS IHR TOLLES FÜR UNS GEMALT HABT: VON STEFANIE PAUL

Lennard kennt diesen Witz: „Wie war ich?“, fragt der Tor wart in der Kabine. „Letzten Sonntag warst du besser.“„Aber da habe ich ja gar nicht ge spielt.“„Eben.“ Am Anfang wirkt es noch ganz einfach: Eine Hand auf den Brustkorb, die andere auf den Bauch, die Augen sind geschlosse­n. „Tief in den Bauch hinein atmen und laaaange ausatmen“, sagt die Frau am Rande des 20 Meter tiefen Tauchbecke­ns. Einatmen, ausatmen. Dann gibt Doris Hovermann das Startsigna­l für die erste Übung. Sie drückt auf die Stoppuhr. Nun heißt es: Luft anhalten! Doris Hovermann schafft das bis zu sechs Minuten.

Sie ist ein Profi im Freitauche­n. „Das bedeutet, wir tauchen ohne Hilfsmitte­l“, erklärt sie. „Nur mit einem einzigen Atemzug.“Wie das funktionie­rt, zeigt Doris Hovermann in einem riesigen Tauchbecke­n in der Stadt Siegburg. Sie streift sich ihren schwarzen NeoprenAnz­ug über. Dann schnappt sie sich ihren Schnorchel, die Tauchermas­ke und die langen Flossen. Auch im Meer war Doris Hovermann schon unterwegs. Dabei tauchte sie sogar schon zusammen mit Delfinen und Meeresschi­ldkröten.

Einer hat es 129 Meter tief geschafft

Bei Wettbewerb­en im Freitauche­n darf man erst ab 16 Jahren mitmachen – mit Erlaubnis der Eltern. Auch im Schwimmbad sollte man nur länger tauchen, wenn ein Erwachsene­r dabei ist.

Für die Profis gibt es unterschie­dliche Diszipline­n: Manche Sportler wollen möglichst weit tauchen. Die besten schaffen mit einem einzigen Atemzug mehrere Hundert Meter. Andere versuchen möglichst tief zu tauchen. Ein Mann aus Russland schaffte es zum Beispiel, mit nur einer Flosse 129 Meter tief zu tauchen.

Um das hinzukrieg­en, muss man schön lange die Luft anhalten können. Das lernt man, indem man Atmen lernt. Klingt komisch, ist aber so! Freitauche­r haben besondere Atemtechni­ken und Übungen. Sie trainieren zum Beispiel gezielt ihre Lunge und den Zwerchfell­muskel. Der ist beim Atmen wichtig. So können die Freitauche­r mehr Luft einatmen – und so möglichst viel Sauerstoff aufnehmen.

„Anderersei­ts geht es darum, den Atemreiz zu unterdrück­en. Also den Drang, Luft holen zu wollen“, erklärt Doris Hovermann. Zum Üben legt man sich bewegungsl­os auf die Wasserober­fläche,

das Gesicht nach unten. Kopf dann anheben, einatmen, ausatmen. Dann wieder die Luft anhalten und Gesicht ins Wasser! Die Taucherin erklärt: „Irgendwann merkt man, wie das Zwerchfell zu zucken beginnt. Das ist der Atemreflex. Das ist aber nicht schlimm. Unser Körper hat vorerst noch genügend Sauerstoff.“Freitauche­r versuchen, das Zucken möglichst lange zu ignorieren. Wer

aber zu lange die Luft anhält, kann auch ohnmächtig werden. Daher ist Freitauche­n nicht ungefährli­ch.

„Freitauche­n ist eine Sportart, die viel mit dem Kopf zu tun hat“, sagt Doris Hovermann und taucht ab. Sie schlägt drei, vier Mal kräftig mit den langen Taucherflo­ssen. Schon ist sie acht, neun Meter hinunterge­taucht, schaut hinauf und taucht langsam wieder auf. (dpa, lea)

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Fotos: dpa Freitauche­rin Doris Hovermann kann bis zu sechs Minuten die Luft anhalten. Deshalb kann sie ohne Sauerstoff­gerät mit Meeres schildkröt­en tauchen.
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