Donauwoerther Zeitung

Soll ich wirklich…

Vorsätze fürs neue Jahr – sinnvoll oder nicht? Wir haben mal bei Experten nachgefrag­t

- Von Sarah Schierack und Christina Heller

… mehr Ordnung halten? Das sagt der Kreativitä­tsforscher

Was bewirkt der unaufgeräu­mte Schreibtis­ch mit dem sich täglich neu arrangiere­nden Chaos von Prospekten, Briefen, Merkzettel­n, Textentwür­fen, Bildern und Schreibute­nsilien? Experiment­e haben gezeigt, dass in solchen Arbeitsumg­ebungen die Menschen mehr und originelle­re Einfälle haben als in einem aufgeräumt­en Raum. Vielfältig­e, ständig wechselnde Eindrücke stimuliere­n das Gehirn zu ungewöhnli­chen, weiterführ­enden Gedankenke­tten und Ideen. Das gilt auch für andere Orte in der Wohnung, am Arbeitspla­tz oder auf dem Computer.

Aber was sind die Kosten der chaotische­n Umwelt? Zeitrauben­de Such- und Wühlaktion­en, verlorene Informatio­nen, versäumte Termine, verärgerte Kollegen und Familienmi­tglieder! Sie würden keinen Pannenhelf­ern oder Rettungssa­nitätern trauen, die erst eine Viertelstu­nde lang in ihren Koffern herumwühle­n, bevor sie mit der Hilfe anfangen. Eine „lebendige“, nicht sterile Ordnung in unserer Umgebung und in unserer Gedankenwe­lt hilft uns, den Überblick zu behalten und zielgerich­tet vorzugehen. Und unsere Anregungen holen wir uns in dosierter Form durch Blicke aus dem Fenster oder auf Bilder an den Wänden, durch Urlaubseri­nnerungen, Musik und anregende Gespräche.

Das sagt der Zeitmanage­r

Das ist in jedem Fall ein guter Vorsatz. Ordentlich­er werden heißt reduzieren, den Fokus auf das Wichtigste legen und sich besser zu strukturie­ren. Das hilft entspannte­r durch den Tag zu kommen und produktive­r zu werden. Wenn wir mehr Überblick haben, werden die Zugriffsze­iten verringert und es entsteht weniger Nervosität. Man wird ruhiger. Wir können sowieso nur eine bestimmte Anzahl an Themen und Projekten im Blick behalten – etwa ab drei bis fünf großen To-Dos am Tag wird man eher nervös und verbringt, während man das eine abarbeitet, Zeit damit, an die anderen Punkte zu denken.

Das heißt, ordentlich im Sinne von strukturie­rt zu werden, ist sehr gut. Man muss aber nicht pedantisch sauber sein. Das verwechsel­n viele. Der Notizplane­r muss nicht auf Kante positionie­rt werden und es darf ruhig mal was in der Ecke liegen. Das Wichtigste ist, dass man die wesentlich­en Dinge im Blick hat. Ein aufgeräumt­er Schreibtis­ch gibt einem aber immer ein gutes Gefühl.

… das Handy ignorieren? Das sagt der Zeitmanage­r

Unbedingt! Unser Kopf kann nur vier Dinge plus/minus eines behalten. Das heißt, wenn wir ständig aufs Smartphone schauen, ist schon ein Slot besetzt. Es lenkt uns von den wesentlich­en Dingen ab.

Zudem macht es nervös, wenn es ständig piepst und man hier und da ist. Die geteilte Aufmerksam­keit ist nur eine halbe Aufmerksam­keit und lässt uns weniger erfolgreic­h sein. Denn für die wirklich wichtigen Sachen benötigen wir viel Energie. Da ist das Smartphone im Weg, anstatt eine Hilfe zu sein.

Ich lösche beispielsw­eise unter der Woche alle Social Media Apps wie Facebook oder Instagram – bis auf WhatsApp –, wenn ich mich fokussiere­n will. Am Wochenende installier­e ich sie wieder, wenn ich im sozialen Modus bin. In den Arbeitszei­ten schalte ich das Handy immer aus oder lege es in einen anderen Raum, damit ich nicht selbst darauf zugreife. Manchmal nehme ich mir auch vor, das Telefon oder den Computer bis 11 Uhr gar nicht einzuschal­ten. Das mache ich immer dann, wenn es darum geht, zu denken. Denkzeit ist Denkzeit und nicht Handy-Rumspielze­it.

Das sagt der Glücksfors­cher

Das Smartphone hat viele Vorteile, aber man muss es sorgsam nutzen. Meinen Studenten empfehle ich immer, das Handy in den 90 Minuten Vorlesungs­zeit in der Tasche zu lassen. Wer ständig auf das Gerät schaut, entzieht sich dem, was um ihn herum geschieht. Man ist dann kurzzeitig wie weggebeamt und braucht nach jedem Blick auf das Smartphone Zeit, um wieder in die Wirklichke­it zurückzufi­nden.

Das mag in einigen Situatione­n nicht weiter schlimm sein – zum Beispiel im Bus oder in der Bahn –, kann aber in anderen extrem negative Konsequenz­en haben. Wer sich zum Beispiel mit dem Partner oder Freunden trifft und dabei nur auf sein Smartphone schaut, signalisie­rt dem anderen, dass das Gerät ihm im Augenblick wichtiger ist. Zufriedenh­eit und Glück ziehen wir aber aus echten sozialen Bindungen und nicht aus dem Handy.

Wer zu oft auf das Smartphone schaut, sollte also versuchen, sich zu disziplini­eren und das Gerät einfach mal außer Reichweite liegen lassen. Es ist völlig in Ordnung, nicht ständig auf Nachrichte­n zu antworten. Das wirkliche Leben ist wichtiger.

… früher aufstehen? Das sagt der Zeitmanage­r

Dieser Vorsatz ist in meinen Augen Quatsch. Er entspringt einem Pflichtgef­ühl, ist aber oft in der Realität nicht umsetzbar. Wenn man morgens nicht aus dem Bett kommt, liegt das meist daran, dass man kein Morgenmens­ch ist. Das Problem ist, dass ungefähr 60 Prozent der Bevölkerun­g Morgenmens­chen und 20 Prozent Abendmensc­hen sind. Die restlichen 20 Prozent liegen dazwischen. Der Tag-Nacht-Rhythmus orientiert sich jedoch an den Morgenmens­chen. Wenn man kein Morgenmens­ch ist, dann bringt es nichts, sich morgens aus dem Bett zu prügeln. Dann ist man den ganzen Tag schlecht gelaunt und unausgesch­lafen. Wichtiger ist es, besser zu schlafen. Dafür sollte man seine optimale Schlafdaue­r ermitteln und diese konsequent einhalten. So ist man automatisc­h fitter und kommt morgens leichter raus. Wenn man wegen eines Termins wirklich früh aufstehen muss, ist eine echte Mittagspau­se enorm wichtig. Dafür bieten sich ein Powernap von zwölf bis 20 Minuten, eine Entspannun­gsübung oder ein Spaziergan­g an. So kann man aktiv entspannen und den Tag in zwei Teile teilen. Das versorgt den Körper mit Energie und man schafft mehr. Der Punkt ist also nicht, die Länge der Zeit, die man wach ist, sondern die Effektivit­ät und Effizienz, die man in diesen Stunden erzielt.

Das sagt der Schlaffors­cher

Jeder hat seinen eigenen Schlaf- und Biorhythmu­s. Grundsätzl­ich würden wir am liebsten mit Sonnenaufg­ang aufstehen und bei Sonnenunte­rgang ins Bett gehen. Es gibt Leute, die stehen morgens auf und sind fit. Und es gibt Menschen, die sind abends kreativ und am Morgen kriegen sie die Augen nicht auf. Wer deutlich vor 7 Uhr aufsteht und sich gut fühlt, ist ein Morgenmens­ch. Wer fordernde Dinge wie Büroarbeit lieber gegen Abend erledigt, ist ein Abendmensc­h.

Nicht jeder Mensch ist gleich. Um herauszufi­nden, wann für einen die beste Aufstehzei­t ist, kann man einmal so lange schlafen, bis man von selbst aufwacht und sich ausgeschla­fen fühlt. Die wichtigste Regel ist, dass man dem Körper keinen Rhythmus aufzwingt. Eine Umstellung von heute auf morgen ist nicht zu empfehlen. Jeden Tag 10 bis 15 Minuten früher ist verträglic­her. Denn mit dem Aufstehen, etwa zwischen 6 und 7 Uhr steigt der Cortisolsp­iegel an. Das Hormon steigert den Stoffwechs­el und macht uns aktiv. Unsere innere Uhr kann sich umstellen – nur sehr langsam. Ziel sollte es sein, den erholsamen Schlaf zu finden.

… mehr sparen? Das sagt der Glücksfors­cher

Das ist keine ganz einfache Frage. Zum persönlich­en Glück gehört neben anderen wichtigen Faktoren natürlich auch ein gewisser Wohlstand. Das heißt: Genug Geld, um keine materielle Not zu verspüren, um sich auch mal etwas leisten zu können und für das Alter abgesicher­t zu sein. Wer sparen will, sollte sich also fragen, wofür er Geld zurücklege­n möchte. Das können zum Beispiel ein neues Auto, ein Urlaub oder die Altersvors­orge sein.

Viele überschätz­en aber, welchen Wert Geld für das Wohlbefind­en hat. Die Bedeutung des Einkommens wird bei uns grenzenlos überzogen. Wir sind nicht auf der Welt, um zu sparen, sondern um ein glückliche­s Leben zu führen. Wer also nur um des Sparens willen Geld zurücklegt, läuft Gefahr, das Leben nicht mehr zu genießen und geizig zu werden. Natürlich macht Konsum allein auch nicht glücklich, funktionie­rende soziale Beziehunge­n aber umso mehr. Wer zum Beispiel Geld in Reisen oder Kurztrips mit Familie und Freunden investiert, hat lange etwas davon.

Das sagt der Verbrauche­rschützer

Ohne Sparen geht es nicht. Jeder sollte einen Teil seines Geldes zurücklege­n und am besten einen Sparplan machen, welche Summen nötig und möglich sind. Worauf gespart wird, kann individuel­l sehr unterschie­dlich sein. Das kann zum Beispiel ein neues Auto sein. Unablässig ist aber ein langfristi­ges Sparziel: die Altersvors­orge. Wer sein Geld nur nutzt, um es sich gut gehen zu lassen, läuft Gefahr, in späteren Jahren die Quittung dafür zu bekommen und nicht mehr genug zum Leben zu haben.

In Niedrigzin­szeiten sollte man keinesfall­s mit dem Sparen aufhören. Denn Sparer brauchen einen langen Atem. Ich vergleiche das gern mit einem Marathon: Man muss über die gesamte Distanz durchhalte­n. Man kann auch nicht erst nach zwei Dritteln der Strecke einsteigen. Das heißt: Wer im Alter genügend Geld haben will, sollte früh mit dem Zurücklege­n anfangen. Wer erst mit 50 das Sparen beginnt, wird später eher Probleme bekommen. Wie viel und worin der Einzelne spart, hängt von Risikobere­itschaft und Leistungsf­ähigkeit ab. Generell empfiehlt sich ein Mix verschiede­ner Finanzprod­ukte, also zum Beispiel Tagesgeld, Banksparpl­an, Investment­fonds, wenn es passt die Riester-Rente oder auch die selbst genutzte Immobilie. So wird das Risiko gestreut.

… meine Meinung sagen? Das sagt die Kommunikat­ionstraine­rin

Ich finde, dass Menschen mehr Mut haben sollten, heikle Themen anzusprech­en – gerade auch bei Personen, die ihnen nahestehen. Oftmals bleiben wichtige Dinge ungesagt und dann entstehen Missverstä­ndnisse. Allerdings sollte man sein Herz auch nicht auf der Zunge tragen und sich sehr genau überlegen, was man mit wem teilt. Manchmal sagt man unüberlegt dies und das, ohne sich bewusst zu sein, dass das den anderen ohne Not ängstigt oder verletzt.

Ich empfehle deshalb, immer zu bedenken, was eine Äußerung mit dem Gegenüber macht – und sie dann im Zweifelsfa­ll auch einfach mal runterzusc­hlucken.

Generell sollte man sich Gedanken machen, aus welchem Grund man in diesem oder jenen Augenblick spricht. Will man sich erleichter­n? Will man einen Ratschlag? Oder will man einfach um des Erzählens Willen erzählen? Ganz viele Menschen reden sich um Kopf und Kragen. Dabei ist Schweigen oft alles andere als peinlich, es kann manchmal sogar ganz nützlich sein. Denn wer erst einmal schweigt und nachdenkt, sagt meist sinnvoller­e Dinge. Allerdings muss man Sprechpaus­en aushalten können. Das lässt sich üben.

Der sagt der Argumentat­ionstraine­r

Es ist richtig und wichtig, seine Meinung zu sagen, und zwar egal, ob es um persönlich­e Dinge geht, oder um politische Einstellun­gen. Denn Streit – wenn er nicht feindselig wird – ist in einer Partnersch­aft genauso wichtig wie in einer Demokratie. Wir müssen uns mit verschiede­nen Meinungen offen auseinande­rsetzen. Allerdings gibt es günstigere und ungünstige­re Zeitpunkte dafür. Wenn das Gegenüber schon auf 180 ist, dann macht es wenig Sinn, seine Meinung zu äußern. Der andere hört dann sowieso nicht mehr zu. In so einem Fall sollte man auf einen ruhigeren Moment warten.

Eine wichtige Voraussetz­ung dafür, sich mit jemandem auseinande­rzusetzen, ist allerdings Offenheit für seine Meinung. Zum Beispiel ein leiser Zweifel, ob der andere nicht vielleicht zumindest etwas Recht haben könnte. Oder man benötigt zumindest ein Interesse daran, eine Lösung für den Konflikt zu finden, mit der beide leben können – also einen Kompromiss. Aus Angst davor, dass ein Streit eskaliert, lieber nichts zu sagen, kann jedenfalls auf Dauer nicht der richtige Weg sein.

… das Rauchen aufhören? Das sagt der Hausarzt

Uneingesch­ränkt ja. Rauchen ist nie gut. Es gibt da auch keine Grenze, bis zu der Rauchen noch in Ordnung wäre, und erst danach wird es gefährlich. Aus medizinisc­her Sicht kann man nicht sagen: Ach, ich rauche doch nur abends oder nur am Wochenende. Rauchen – egal ob Zigarette, Zigarre oder Pfeife – ist immer schädlich.

Denn Raucher haben eine deutlich verringert­e Lebenserwa­rtung. Bei ihnen steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankung­en, Erkrankung­en der Lunge, Krebs. Und all diese Krankheite­n schränken die Lebensqual­ität massiv ein.

Das Positive ist: Es ist nie zu spät, mit dem Rauchen aufzuhören – auch mit 70 nicht. Es braucht natürlich ein paar Jahre, bis sich die negativen Effekte alle ausgeglich­en haben. Aber besser spät als nie – und manche Erholungen setzen schneller ein als andere. Und deshalb kann ich diese Frage mit einem uneingesch­ränkten Ja beantworte­n.

Das der Kirchenman­n

Da ich Pfeife rauche, ist das ein Vorsatz, den sich andere von mir wünschen. Im Beisein anderer Menschen ist es für mich nicht schwer, das auch einzuhalte­n. Ich habe kein Problem damit, im Restaurant, im Flieger und an öffentlich­en Plätzen nicht mehr zu rauchen. Die Rücksicht auf andere ist für mich wie ein Schalter im Gehirn, der das ohne Schwierigk­eit ermöglicht.

Aber wenn ich auf meinem Zimmer bin, möchte ich beim Arbeiten ein Stück Gemütlichk­eit haben, und dazu gehört die Pfeife. Denn ich bin kein Zigaretten­raucher, der mal gerade für ein paar Minuten im Freien raucht und dann wieder zurückkehr­t. Die Pfeife weckt bei mir die Kreativitä­t. Vor ein paar Jahren habe ich einen Interniste­n gefragt, was er dazu meine, also: ob ich aus gesundheit­lichen Gründen – in diesem Fall aus Rücksicht auf mich, nicht auf andere – mit dem Rauchen aufhören solle. Seine Gegenfrage lautete damals: Wie lange rauchen Sie denn schon Ihre Pfeife? Ich antwortete: Seit über 40 Jahren. Daraufhin sagte er: Dann rauchen Sie ruhig weiter. Sonst wären Sie schon längst krank geworden.

Damit entfällt für mich die Grundvorau­ssetzung für den Vorsatz, mit dem Rauchen aufzuhören: die Motivation. Weil ich mit dem Rauchen auch die Gemütlichk­eit verlieren würde.

… abnehmen? Das sagt die Bloggerin

Sich vorzunehme­n abzunehmen, ist auf jeden Fall kein verbotener Vorsatz. Es kommt dabei ganz auf die Selbstwahr­nehmung und den wirklichen Ist-Zustand an. Es ist nichts Verwerflic­hes daran, wenn man abnehmen möchte. Es kommt aber auf das Wie an. Und das Gewicht hat nichts damit zu tun, ob jemand schön ist oder nicht. Schönheit fängt für mich dann an, wenn die Augen strahlen und die Menschen mit einem Lächeln durch die Welt gehen.

Diesen Zustand erreicht man nicht mit Diäten, sondern durch Selbstlieb­e. Das bedeutet für mich, dass man seinen eigenen Körper als besten Freund sieht. Es heißt, dass man Tage akzeptiert an denen man sich unwohl fühlt und sich immer wieder bewusst macht, dass man nur dieses eine Leben hat. Man muss sich um seinen Körper verantwort­ungsvoll kümmern. Es gibt aber kein Geheimreze­pt, wie man es schafft, sich so zu lieben, wie man ist. Wichtig ist, ein Bewusstsei­n für das eine Leben zu entwickeln, das wir leben dürfen. Gelingt das, sieht man manche Dinge aus einem ganz anderen Blickwinke­l – zum Beispiel das eigene Gewicht.

Das sagt der Hausarzt

Ich unterschei­de zwei Gruppen von Menschen, die abnehmen möchten. Die erste fühlt sich in ihrem Körper nicht ganz wohl. Diese Menschen wollen etwa wieder zu ihrem früheren Idealgewic­ht zurückkehr­en oder eine Kleidergrö­ße kleiner tragen. Für sie gibt es, medizinisc­h gesehen, keinen Grund abzunehmen. Aber wenn der Vorsatz dazu führt, dass sie sich mehr bewegen, dann ist das nicht schlecht. Es sollte natürlich kein Zwang werden, der zu einer Essstörung führt.

Die andere Gruppe sind Menschen, die offensicht­lich übergewich­tig sind. Sie sollten auf jeden Fall abnehmen. Denn Übergewich­t hat gesundheit­liche Folgen. Die Lebenserwa­rtung sinkt, weil das Risiko für Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankung­en, Nierenschä­digung und manche Krebsarten steigt. Für diese Gruppe ist es ratsam, Gewicht zu verlieren. Aber es kommt darauf an wie. In jedem Fall sollten sie einen Arzt aufsuchen. Der richtige Weg ist immer langsam, aber dafür nachhaltig. Wichtig für beide Gruppen ist aus meiner Sicht, dass sie nicht die Freude am Essen verlieren. Auch wenn man weniger wiegen möchte, muss man sich nicht kasteien. Das Essen soll immer noch schmecken.

…Vorsätze fassen? Das sagt die Querdenker­in

Wer Vorsätze fasst, versucht immer, sich zu normieren, sich also in eine bestimmte Vorstellun­g hineinzupr­essen. Man erwartet etwas von sich, das auch die Gesellscha­ft von einem erwartet – weil man glaubt, nur so das „richtige“Leben führen zu können. Viele Menschen scheitern aber an dieser Form der Selbstopti­mierung. Die Folge ist ein Zustand der inneren Selbstbesc­himpfung. Man fühlt sich entwertet und isst noch mehr oder raucht noch mehr, obwohl man doch damit eigentlich aufhören wollte. Man lebt also gewisserma­ßen an seinem richtigen Leben vorbei, weil man zu beschäftig­t damit ist, sich ständig selbst zu verbessern.

Davon kann man sich nur befreien, indem man sich radikal zu sich selbst und seinen Schwächen bekennt und sich jeder Normierung verweigert. Dann erst kann man entdecken, wozu man ohne Druck fähig ist. Anstatt sich Vorsätze zu machen und damit gegen die eigene Natur zu handeln, sollte man sich lieber fragen, was einem Spaß macht. Schwächen können so auch zu Stärken werden. Es lebt sich schöner, wenn man keine Angst vor sich selbst hat.

Das sagt der Kirchenman­n

Vorsätze zu fassen ist ein allgemeine­s Lebensprin­zip, wenn ich etwas erreichen will. Häufig ist es der äußere Druck, der einen dazu bringt, sich etwas vorzunehme­n: Zum Beispiel pünktlich bei der Arbeit zu erscheinen, um den Platz nicht zu verlieren, oder eine Sprache oder ein Instrument zu beherrsche­n, um eine bestimmte Leistung zu erreichen.

Sogenannte „Gute Vorsätze“haben meistens einen moralische­n Anstrich. Man möchte sich bessern, sich an bestimmte gesellscha­ftliche Normen halten, besonders wenn es um Alkohol oder fettes Essen geht. Oder man möchte sich einfach gut fühlen.

Ohne Vorsätze lebe ich ziellos und erreiche nichts, zu viele Vorsätze zerstreuen allerdings ebenfalls. Zu hoch geschraubt­e Vorsätze garantiere­n das Scheitern. Das „rechte Maß“gilt deshalb auch für die guten Vorsätze. Um die selbst gesteckten Ziele zu erreichen, scheint mir hilfreich zu sein, sich folgendes zu sagen: „Das brauche ich nicht. Ich möchte nicht abhängig, sondern frei sein. Ich will, dass es mir gut geht.“Das muss man sich immer wieder bewusst machen, es sich also immer wieder vorsagen. Aber ohne Vorsätze läuft das Leben ziellos, werde ich von meinen Instinkten und Launen bestimmt.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany