Hauptstadtflughafen wird immer teurer
Der Eröffnungstermin für den BER steht nun zwar fest. Aber die ständigen Verzögerungen führen zu einer weiteren Kostensteigerung in Höhe von einer Milliarde Euro
Berlin Fast hätte man meinen können, die Dauerbaustelle BER könnte doch noch irgendwann abgeschlossen werden. Denn im Dezember hatte die Betreibergesellschaft des Hauptstadtflughafens bekannt gegeben, dass der Flughafen im Oktober 2020 eröffnet werden soll. Diesmal aber wirklich. Nur zur Erinnerung: Ursprünglich sollten einmal ab 2012 die ersten Flieger von dem neuen Flughafen starten und dort auch landen. Es gab also Hoffnung. Nun aber ist der nächste Akt im Drama um die Dauerbaustelle des neuen Berliner Flughafens eröffnet: Wie die Bild am Sonntag berichtet, fehlen der Betreibergesellschaft bis zu eine Milliarde Euro für Ausbau und Inbetriebnahme des BER.
Diesen Finanzbedarf teilte die BER-Geschäftsführung dem Bericht der Zeitung zufolge dem Aufsichtsrat vor Weihnachten mit. Ein Flughafensprecher wollte den Bericht am Wochenende nicht kommentieren. Er verwies auf Nachfra- ge lediglich auf eine Aufsichtsratssitzung im März, bei der über die Finanzierung entschieden werde.
Auch vonseiten der Gesellschafter wurde auf die Sitzung des Kontrollgremiums in einigen Wochen verwiesen: „Wir gehen davon aus, dass bis zur nächsten Aufsichtsratssitzung im März sowohl der Finanzbedarf solide ermittelt sowie eine verlässliche Finanzplanung erarbeitet sein werden“, sagte die Berliner Senatssprecherin Claudia Sünder.
Neben Berlin zählen auch das Land Brandenburg und der Bund zum Kreis der Gesellschafter. Während eine Sprecherin des Bundesverkehrsministeriums den Bericht nicht kommentierte, teilte Brandenburgs Finanzminister Christian Görke (Linke) auf Anfrage mit: „Das Einzige, was in der FBB (Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg) zu klappen scheint, ist die ständige Kreation immer neuer Bedarfe. Und dies offenbar, ohne über ausreichend eigenes Geld zu verfügen.“Es sei jetzt die Stunde der Ge- schäftsführung und nicht die des Staates und des Steuerzahlers.
Schon im Dezember – als er den neuen Eröffnungstermin angekündigt hatte – sagte Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup, durch die verzögerte Eröffnung werde zusätzliches Geld gebraucht. Der Aufsichtsrat werde im März darüber beraten, wie die Fertigstellung finanziert werden kann. Man wolle „alle Möglichkeiten zur Eigen- und Fremdfinanzierung nutzen“, hatte er damals versprochen. Dazu muss man wissen, dass die ursprünglich geplanten Kosten sich einst auf 2,5 Milliarden Euro beliefen. Doch schon vor der Mitteilung, dass der „Fluchhafen“, wie ihn die Berliner nennen, wieder teurer werden könnte, lagen die Kosten bei 6,6 Milliarden Euro. Weil die drei Bauherren der Bund sowie die beiden Länder Berlin und Brandenburg sind, zahlt die Zeche der Steuerzahler.
Nun liegen dem Bericht der Bild
am Sonntag zufolge allein die Kosten für den Baustellenbetrieb und die Einnahmeausfälle bei rund 25 Millionen Euro pro Monat. Das seien rund 750 Millionen Euro bis zur geplanten Eröffnung im Oktober 2020. Zudem braucht der Flughafen laut dem Bericht weitere Millionen für neue Aufträge zur Fertigstellung und zum beschleunigten Ausbau.
Maximal 400 Millionen Euro könne die Gesellschaft durch Kredite alleine stemmen, berichtet die Zeitung unter Berufung auf Gesellschafterkreise weiter. Wie der restliche Bedarf finanziert werden soll, darüber herrsche zwischen den Gesellschaftern Bund, Berlin und Brandenburg Uneinigkeit. Nach früheren Angaben war der BER bis 2018 durchfinanziert.
Bislang kippten sämtliche Eröffnungstermine, weil Planungsfehler, Baumängel und Technikprobleme abzuarbeiten sind. Die Hauptlast des Berliner Luftverkehrs trägt bislang der Flughafen Tegel. Er soll schließen, nachdem der BER in Betrieb gegangen ist.