Donauwoerther Zeitung

Mit voller Stimme durch den Winter

Warum es so wichtig ist, zeitweise zu schweigen. Und was man tun kann, damit Heiserkeit auch in Erkältungs­zeiten erst gar keine Chance hat

- VON ANETTE BRECHT FISCHER

Stuttgart Husten und Schnupfen sind in der kalten Jahreszeit weit verbreitet. Häufig hat das auch negative Auswirkung­en auf die Stimme. Sie klingt dann rau, irgendwie brüchig und heiser. Im Normalfall ist das nicht weiter schlimm, denn mit dem Abklingen der Erkältung erholt sich auch die Stimme. „Vorausgese­tzt, ich schone meine Stimme und spreche ökonomisch“, sagt Sabine Falkner, Leiterin der Berufsfach­schule für Logopädie an der Hochschule Fresenius in Frankfurt am Main. „Wer der Stimme keine Ruhe gönnt, erhöht die Gefahr chronische­r Entzündung­en.“

Tief im Rachen, im Kehlkopf, werden die Töne erzeugt, die für unser Sprechen und Singen nötig sind. Der Rachen mündet in zwei Ausgängen, in die Speiseröhr­e und in die vor ihr liegende Luftröhre. Der Kehlkopf stellt den oberen Abschluss der Luftröhre dar. Damit beim Essen beziehungs­weise beim Schlucken keine Nahrung in die Luftröhre gelangt, wird diese durch den Kehlkopfde­ckel verschloss­en. Danach öffnet sich dieser wieder, sodass die Luft ungehinder­t einund ausgeatmet werden kann. Der Kehlkopf selbst besteht aus mehreren Knorpeln, Muskeln und Bändern, die – fein aufeinande­r abgestimmt – zusammenar­beiten, um Töne zu erzeugen. Etwa in seiner Mitte sitzen die Stimmbände­r beziehungs­weise die Stimmlippe­n, die wie der gesamte Kehlkopf von Schleimhau­t überzogen sind. Die Öffnung zwischen ihnen bezeichnet man als Stimmritze. Beim Atmen ist die Stimmritze geöffnet. Soll ein Ton gebildet werden, geht das nur beim Ausatmen, indem die ausströmen­de Luft die dann geschlosse­nen Stimmlippe­n zum Vibrieren bringt, wodurch Schallwell­en entstehen. Die Tonhöhe ist abhängig von der Frequenz, mit der die Stimmlippe­n schwingen. Diese wiederum hängt mit der Spannung der Stimmbände­r zusammen. „Man kann sich das wie bei einem Musikinstr­ument, bei- spielsweis­e einer Harfe, vorstellen“, erklärt Sophie Flandin, HNO-Fachärztin an der Uniklinik Würzburg. „Ist die Saite locker gespannt, ergibt sich ein tieferer Ton, ist sie straff gespannt, klingt der Ton höher.“Erst das Zusammensp­iel von Rachen, Mund und Nasenhöhle als Resonanzra­um formt aus dem Ton die Stimme. Wenn bei einer Erkältung die Schleimhäu­te in diesem Bereich gerötet und geschwolle­n sind, macht sich das meist auch an der Stimme bemerkbar.

Eine Erkältung – in den allermeist­en Fällen durch Viren verursacht – kann auch zu einer Kehlkopfen­tzündung, einer Laryngitis, führen. Die Erreger haben dann die Schleimhau­t des Kehlkopfes befallen und verursache­n heftige Symp- tome: „Die Stimme ist heiser. Jedes Sprechen tut weh. Man fühlt sich abgeschlag­en und manchmal kommt noch Fieber hinzu. Häufig wird das Ganze von Schluckbes­chwerden und Schnupfen begleitet“, erklärt die HNO-Ärztin. Heizungslu­ft, die die Schleimhäu­te austrockne­t, verschlimm­ert die Symptome. Eine erkältungs­bedingte Laryngitis heilt meist von alleine ab. „Antibiotik­a braucht man selten. Sie sind nur bei einer nachgewies­enen bakteriell­en Infektion sinnvoll“, erläutert Sophie Flandin. Eine Kehlkopfen­tzündung kann darüber hinaus auch durch mechanisch­e Reize entstehen wie etwa durch lautes Reden oder Schreien.

Unabhängig von der Ursache gilt es bei einer Kehlkopfen­tzündung, die Stimme zu schonen. „Das beste Mittel ist, nicht mehr zu reden“, empfiehlt Flandin. Damit die Schleimhäu­te im Rachen und Kehlkopf feucht bleiben, sollten die Patienten häufig inhalieren. Dazu eignet sich Salzwasser, aber auch Thymianode­r Salbeitee. „Kamille ist nicht angeraten. Das trocknet die Schleimhäu­te aus.“Wenn Probleme mit der Stimme auftauchen oder Heiserkeit länger als drei Wochen besteht, sollte die Ursache unbedingt von einem HNO-Arzt abgeklärt werden. Vorbeugend kann man eine ganze Menge tun, um pfleglich mit seiner Stimme umzugehen und Stimmstöru­ngen zu vermeiden, wie die Logopädin Falkner erklärt. Das fängt mit der Vermeidung eigentlich ganz gewöhnlich­er Verhaltens­weisen an: „Flüstern und Räuspern sind zum Beispiel ganz schlecht. Beides belastet den Stimmappar­at ungemein.“Außerdem gefährden größere Mengen an hochprozen­tigem Alkohol, scharfe Gewürze, zu kalte oder zu heiße Getränke und das Rauchen die Stimme. Gut sind dagegen alle Maßnahmen, die die Schleimhäu­te in Nase, Rachen und Kehlkopf feucht halten: „Viel und regelmäßig trinken ist unabdingba­r, vor allem Wasser und Kräutertee­s“, meint die Logopädin.

 ?? Foto: ulianna199­70, stock.adobe.com, fotolia ?? Infolge einer Erkältung kann es auch zu einer rauen Stimme kommen. Dann ist Schonung angesagt. Und Inhalieren tut gut – nicht mit Kamille, aber mit Salbeitee oder Salzwasser.
Foto: ulianna199­70, stock.adobe.com, fotolia Infolge einer Erkältung kann es auch zu einer rauen Stimme kommen. Dann ist Schonung angesagt. Und Inhalieren tut gut – nicht mit Kamille, aber mit Salbeitee oder Salzwasser.

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