Donauwoerther Zeitung

Eine mentale Herausford­erung

Die Feuerwehr in Rain meistert brenzlige Situatione­n. Erfahrene Kameraden erzählen von schweren Momenten

- VON JÜRGEN ZIEGELMEIR

Rain Insgesamt 127 Mal waren die Kameraden der Freiwillig­en Feuerwehr Rain im vergangene­n Jahr gefordert. „Der schlimme Unfall am Bahnüberga­ng bei Staudheim im September war vermutlich der herausford­erndste Einsatz“, sagte der Vorsitzend­e Erich Bentzinger bei der Jahresvers­ammlung. Eine Autofahrer­in, die von Staudheim her kam, übersah, dass die Schranken geschlosse­n waren. Der Wagen rauschte unter der (Halb-)Schranke durch – und krachte frontal gegen eine Lok, die in diesem Moment durchfuhr. Die Frau wurde schwerst verletzt.

Solche Situatione­n sind eine enorme mentale Belastung, was auch die Ausführung­en von Kreisbrand­inspektor Jürgen Scheerer zeigten. „Die Kameraden verbringen im einen Moment vielleicht noch entspannt Freizeit mit ihrer Familie und müssen dann ganz schnell umschalten, wenn sie alarmiert werden. Vom Zustand tiefer Entspannun­g in den Modus höchster Leistungsb­ereitschaf­t. Ein Moment, der Stress verursacht, weil der Kamerad nicht weiß, was ihn erwartet“, so Scheerer. Dabei komme es auch zu Mehrfachbe­lastungen, beispielsw­eise als es vor einiger Zeit in einer Kräuterfab­rik brannte und die Feuerwehrl­er anschließe­nd noch zu einem Unfall mussten.

Dass es nicht einfach ist, damit umzugehen, kann Josef Mayr, der schon seit 60 Jahren dabei ist und auch weiß, wie schwer Rettungsak­tionen früher waren, bestätigen. Ein Nachbar sei damals tödlich verunglück­t. Ihn liegen zu sehen, sei zu viel gewesen. „Ich konnte nicht hin“, erinnerte sich Mayr. Solche Augenblick­e lassen sich kaum trainieren.

Trotz all dieser ausgeklüge­lten Methoden, die Jugendwart Philipp Marb in einem Film zeigte: Saugleitun­gen kuppeln, Knoten binden und über Hinderniss­e springen decke nur das körperlich handwerkli­che Spektrum. Die Psyche auf solche extremen Geschehnis­se vorzuberei­ten, sei viel schwierige­r. Um sein Amt möglichst gut zu meistern, nehme er sich als Vorbild das Zitat von Galileo Galilei, so Marb. „Man kann einem Menschen nichts lehren. Man kann ihm nur helfen, es in sich zu entdecken“, formuliert­e dieser einst. Daran wolle er sich orientiere­n, schilderte Marb seine Aufgabe. So schweiße er die Jugend zusammen, damit sie sich in die Gemeinscha­ft integriert und sich stolz in ihren Uniformen präsentier­t – wie an diesem Abend.

ODie Rainer Feuerwehr im Detail

● Ehrungen 10 Jahre: Alexander Messner, 20 Jahre: Holger Neubauer und Alexander Spreng, 40 Jahre: Wolfgang Mair, 60 Jahre: Ludwig Geberl und Josef Mayr, 70 Jahre: Paul Scherle senior und Heinrich Veh. Neues Ehrenmitgl­ied ist: Manfred Riegel.

● Beförderun­gen Löschmeist­er: Philipp Marb, Brandmeist­er: Markus Haberl

● Vorsitzend­er Erich Bentzinger

● Kommandant Peter Mikschl

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Foto: Jürgen Ziegelmeir Schon mehrere Jahrzehnte bei der Freiwillig­en Feuerwehr Rain dabei sind Manfred Riegel (vorne von links), Ludwig Geberl, Paul Scherle, Josef Mayr und Wolfgang Mair.

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