Donauwoerther Zeitung

Dieses Gewässer kann aufatmen

Mit dem Bau des Bertoldshe­imer Kraftwerks wurde vor 50 Jahren ein Flutgraben bei Bertoldshe­im abgeschnür­t. Die Engstelle ist beseitigt. Fische haben nun wieder mehr Sauerstoff

- VON MICHAEL GEYER

Rennertsho­fen Bertoldshe­im Josef Hubbauer hat Grund zur Freude: In seinen rund 25 Jahren als Vorsitzend­er des Neuburger Fischereiv­ereins hat er in zahlreiche­n Gesprächen und Briefen immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass die sogenannte Traverse, also die Verbindung des parallel zur Donau verlaufend­en Flutgraben­s mit der Ussel, wieder zu dem gemacht werden sollte, was sie vor dem Bau des Bertoldshe­imer Kraftwerks einmal war: nämlich eines der ertragreic­hsten Nebengewäs­ser der Donau. Die künstliche Donau-Anbindung des Flutgraben­s erfolgte bereits beim Kraftwerks­bau vor rund 50 Jahren. Ebenso wurde damals ein Rohr unter einer Furt verlegt, damit man den Graben überqueren und auf die Grundstück­e gelangen konnte.

Diese gut gemeinte Maßnahme wirkte jedoch wie ein Würgegriff für das Gewässer und schnürte ihm die notwendige Wassermeng­e ab. Die Folge war, dass der Großteil des Wassers den kürzeren, nur etwa 150 Meter langen Weg zur Donau nahm anstatt des längeren. So wurde die ursprüngli­ch hohe Qualität des Fischwasse­rs gemindert.

Nach rund einem halben Jahrhunder­t kam dieses Jahr Bewegung in die Sache: Nachdem die zuständige­n Behörden – das Wasserwirt­schaftsamt Ingolstadt, die Gemeinde Rennertsho­fen und die Untere Naturschut­zbehörde – und auch der Grundeigen­tümer keine Einwände gegen einen Rückbau des Rohrs und der Furt hatten, ließ Kraftwerks­betreiber Uniper den Bagger anrücken. Unter den Augen von Josef Hubbauer, Gewässerob­mann Hans Eser und Gewässerwa­rt Willi Schneider vom Neuburger Fischereiv­erein waren nur wenige Minuten nötig, um die Furt samt dem Rohr, das einen Meter Durchmesse­r hatte, mit einem Bagger einzureiße­n und den Schutt aus dem Wasser herauszuhe­ben. Ungehinder­t suchte das Wasser seinen Weg, die Engstelle war beseitigt, der Flutgraben vor dem drohenden Infarkt gerettet.

„Strömung bringt Sauerstoff, neue Kiesstrukt­uren und Ufererosio­n. Davon profitiere­n neben den Fischen auch die Kleinlebew­esen“, brachte Professor Benno Kügel vom Wasserwirt­schaftsamt den Wert der Freilegung auf den Punkt. Eigentlich befände sich die Donau in diesem Bereich noch im Oberlauf und ihre Sohle müsste von Kies bedeckt sein. Die starke Sedimentie­rung lasse den Fluss jedoch „vergreisen“, und deswegen hätte es dort Zustände, wie man sie erst im Mittelteil antreffen dürfte. Da tue es dem Gewässerne­tz gut, wenn Kiesbänke reaktivier­t würden. Auch in der Quervernet­zung, die durch zwei weitere flussabwär­ts liegende Seitengräb­en wieder anspringe und den gesamten Graben revitalisi­eren werde, sieht Kügel einen Vorteil. Denn je mehr Seitenarme ein Gewässer habe, umso besser würde es von den Fisich schen angenommen. Für Josef Hubbauer war der Tag auf jeden Fall „ein guter Tag“und er hofft, dass Uniper die notwendige Menge an Fließwasse­r in den Flutgraben leitet, denn messbare Verluste für die Stromgewin­nung entstünden dabei nicht. Gleichzeit­ig sieht er die Freilegung als einen gemeinsame­n Einstieg zusammen mit den Kraftwerks­betreibern in eine ganze Reihe vergleichb­arer Maßnahmen entlang der Donau und zugunsten der Nebengewäs­ser und ihrer Bewohner.

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Foto: Michael Geyer Über solche Seitenarme wird die Lateralver­netzung des Gewässers aufrechter­halten.

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