„Wir waren kein geschlossenes Team“
Handball-Vizepräsident Bob Hanning über vergangene Fehler und was bei der EM besser laufen soll
Wie bewerten Sie die ersten Monate der Amtszeit von Bundestrainer Christian Prokop?
Bob Hanning: Er ist die Arbeit genau mit der Akribie und Konsequenz angegangen, wie wir uns das im Präsidium erhofft haben. Er hat auf dem Bestehenden aufgebaut, aber auch eigene Akzente gesetzt. Die EM-Qualifikationsspiele haben gezeigt, dass wir auf einem guten Weg sind. Nach dem selbst verschuldeten WM-Aus gegen Katar ist wieder eine Verlässlichkeit da. Das sehe ich als ersten Schritt und Erfolg an. Trainers muss greifen und wir brauchen auch das nötige Quäntchen Glück. Wenn das alles zusammenkommt, können wir in den Spielen auf Augenhöhe agieren. Dann entscheidet das Detail des Tages.
Auf dem Weg zum angestrebten Olympia-Gold 2020 war die WM 2017 ein Rückschlag. Würde das Projekt ins Wanken geraten, wenn auch die EM schiefgehen sollte?
Hanning: Das nicht, aber wir müssen jetzt unter Beweis stellen, dass wir aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben. Ich verschwende keinen Gedanken an ein Scheitern. Wenn ich mich zehn Prozent nach hinten orientiere, fehlen mir zwanzig Prozent nach vorne.
Gibt es ein Minimalziel?
Hanning: Das überlasse ich immer den Spielern und Trainern. Wir arbeiten an einem Projekt für 2020, wo wir um Olympia-Gold spielen wollen. Dafür haben wir die Sportart so entwickelt und umgebaut, wie es im Spitzenbereich notwendig ist. Da gibt es nur noch ein paar kleine Stellschrauben, an denen wir noch drehen müssen, dann steht das Konzept.
Wie erleichtert sind Sie, dass die EM wieder im Free-TV übertragen wird, nachdem die Weltmeisterschaft nur im Internet zu sehen war?
Hanning: Von meiner Seite gibt es dafür keine Dankbarkeit. Für mich ist das eine Selbstverständlichkeit, dass die Ballsportart Nummer eins nach dem Fußball in und läuft. So etwas wie bei der WM darf es nie wieder geben.
Hat der DHB eine Prämie ausgelobt? Hanning: Das haben wir gemacht und mit den Spielern auch besprochen. Beide Seiten sind zufrieden mit der Vereinbarung, die sowohl für die Titelverteidigung als auch eine Medaille gilt. ● Bob Hanning war Ende der 1990er Jahre Co Trainer der Na tionalmannschaft, später als Coach beim HSV Hamburg tätig. Seit 2005 ist der gelernte Kauf mann Ge schäftsführer der Füchse Berlin. 2013 wurde der 49 Jährige ins Präsidium des Deutschen Handballbundes gewählt, wo er als Vizepräsident den Bereich Leis tungssport verantwortet. (dpa)