Die Kunst liegt so nah
Gabriele Münters Bilder ziehen Tausende nach München. Sehenswertes gibt es auch in der Region: Outsider Art in Ulm, Hundertwasser in Kempten, Japanisches in Kaufbeuren, ein Leipziger Duo in Augsburg
Die Kunst der Gabriele Münter (1877–1962) zieht derzeit Pilgerströme nach München. Keineswegs ist sie nur auf den Blauen Reiter zu reduzieren, obwohl ihre Zeit mit Wassily Kandinsky sicher ihr Malen geprägt hat. Das Lenbachhaus zieht den Fokus auf, zeigt ihr Werk aus allen Lebens- und Schaffensphasen einschließlich der Fotografien, die sie 1899 in den USA aufnahm, lässt Vergleiche anstellen und eine vielseitige Künstlerin entdecken. (Im Kunstbau bis 8. April, Di. 10-20 Uhr, Mi. bis So. 10-18 Uhr.)
Doch diese Ausstellung ist eine unter einer Reihe sehenswerter Präsentationen, die zum farbenreichen Ausflug an januartrüben Tagen anregen. Wir haben hier einige Kunstorte zusammengestellt.
● Stadthaus Ulm „Atelier Goldstein“ist eine Einrichtung der Lebenshilfe Frankfurt am Main und gilt als eines der weltweit bedeutendsten Outsider Art Ateliers. Es will den Beweis erbringen, dass bildende Künstler mit Beeinträchtigung in der Lage sind, Kunstwerke von Rang zu schaffen. „Das Beste aus allen Welten“stellt Arbeiten von 13 Künstlerinnen und Künstlern aus 17 Jahren Atelier Goldstein vor. Dabei sind so bekannte Namen wie Hans Jörg Georgi mit aus Karton gefertigten Flugzeugmodellen, die Dinosaurier-Spezialistin Julia Krause-Harder oder Stefan Häfner, der detaillierte Zukunftsstadt-Modelle zeigt. Häfners Arbeiten werden vom Deutschen Architekturmuseum Frankfurt zur Verfügung gestellt. (Bis 4. März, Mo. bis Sa. 10-18 Uhr, Do bis 20 Uhr, So. 11-18 Uhr, Eintritt frei.)
● Kunsthaus Kaufbeuren Die Ausstellung „Crossing Cultures“widmet sich den künstlerischen Wechselbeziehungen zwischen Japan und Europa im Medium des Farbholzschnitts. Rund 150 Werke von über 40 Künstlerinnen und Künstlern veranschaulichen einen regen kulturellen und künstlerischen Austausch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zu sehen sind filigran geschaffene Blätter, die teils mittels höchst aufwendiger Drucktechniken hergestellt wurden. Die Motive berühren durch eine poetische Bildsprache und faszinierend schöne Farbnuancierungen. Charakteristische japanische Bildmotive kreuzen sich mit europäischen Sujets und Perspektiven. (Bis 22. April, Di. bis Fr. 10-17 Uhr, Do bis 20 Uhr, Sa./ So. 10-18 Uhr.)
● Galerie Noah Augsburg Im Glaspalast wird das legendäre KünstlerDuo der Leipziger Schule, Gudrun Brüne und Bernhard Heisig, in einer gemeinsamen Ausstellung vorgeführt. Beide sind mehr als „Verknotet“, wie die titelgebende Mischtechnik Gudrun Brünes (sarkastisch?) mitteilen will. Bernhard Heisig lässt aus seinen Farbstrudeln furiose Gebärden des Schmerzes, der Aufruhr, des grimmigen Sarkasmus herauswachsen. Diesen aufgewühlten Menschen-Szenen stehen die rätselhaften Puppen-Visionen von Gudrun Brüne gegenüber. Mit ihrer grandiosen Maltechnik inszeniert sie Gefährdung und lauernde Ängste, psychologische Vorgänge und menschliche Entwicklungsstufen. (Bis 4. Februar, Di. bis Do. 11-15 Uhr, Fr. bis So. 11-18 Uhr.)
● Textil und Industriemuseum Augsburg „Monkey Business“– faulen Zauber leuchtet die Münchner Malerin Beate Passow aus. Den Bilderzyklus hat sie speziell für das Museum geschaffen. Sie hat Orte auf Gibraltar, Lampedusa, Knossos, Brüssel und der Wall Street fotografiert und montiert mit Figuren wie Affe, Bulle, Bär, Pfau, Zentaur und Venus. Auf den Webstühlen des Museums sind aus den Fotomontagen dann Tapisserien entstanden. (Bis 1. April, Di. bis So. 9-18 Uhr.)
● Residenz Kempten Friedensreich Hundertwasser (1928–2000) war Künstler, Maler, Visionär, Provokateur und ökologischer Aktivist sowie „Architekturdoktor“. Der schillernden Künstlerpersönlichkeit lässt sich in der Ausstellung „Schönheit ist ein Allheilmittel“im Hofgartensaal nachspüren in überbordend bunten und fantastischen, zeichenhaften und assoziationsreichen Bildern. Zu sehen sind knapp 100 Exponate, darunter 40 Originalgrafiken, zahlreiche Originalposter, Architekturfotografien und zwei große Architekturmodelle. (Bis 8. April, täglich 10-17 Uhr.)