Donauwoerther Zeitung

Fluch und Segen bei Facebook

- VON THOMAS HILGENDORF redaktion@donauwoert­her zeitung.de

Allzu schnell wird auf den „sozialen Medien“rumgehackt. In der Tat stellen sie sich nicht immer offenkundi­g als Segen dar. Und doch: Sie sind Teil der Kommunikat­ionslandsc­haft, Teil des Alltags geworden. Es verhält sich nun mit Facebook und Co. so, wie mit vielen Angelegenh­eiten im Leben: Der Mensch kann etwas Gutes, Konstrukti­ves oder etwas Schlechtes, Destruktiv­es aus einer Erfindung machen. Als klassische Zeitungsre­daktion haben wir in den vergangene­n Jahren viel gelernt in Sachen „soziale Netzwerke“(wobei angesichts des teils bedenklich­en Tons über das Wörtchen „sozial“gestritten werden dürfte) – wir haben einiges darüber erfahren, wie unterschie­dlich Menschen direkt auf Nachrichte­n reagieren, in sämtliche Richtungen. Es ist positiv, Rückmeldun­gen zu erhalten. Derweil hat sich etwas geändert in den vergangene­n Jahren: Der Ton ist merklich rauer geworden, gerade angesichts der verlockend­en Anonymität in den sozialen Medien. Da wird derjenige mit der jeweils anderen Meinung oft genug unverhohle­n beleidigt und an den Pranger gestellt, da werden unflätigst­e Vokabeln hinausposa­unt, ohne dass zweimal darüber nachgedach­t wird, was diese Diffamieru­ngen beim Gegenüber anrichten könnten.

Und trotzdem ist da die andere Seite, auf der es viel Positives zu nennen gibt: die eines weiteren Forums für die freie Meinungsäu­ßerung – nicht umsonst geht es hier um ein hohes Gut in einem freiheitli­chen Rechtsstaa­t, das stark geschützt bleiben sollte. Das Internet ist zudem ein wichtiger Hinweisgeb­er für Redaktione­n geworden – diesen gehen Redakteure nach, bestätigen oder entkräften Gerüchte über klassische Recherche-Arbeit, gehen Fragen der Leser nach und, und, und. Für die Redaktion ist das Netz auch eine Plattform, um mit den Lesern in Kontakt zu kommen. Ja, die sozialen Medien können auch ein wertvolles Korrektiv sein für Journalist­en. Denn wir sind Menschen, wir machen Fehler, wir sind nicht allwissend, wir bekommen nicht alles mit. Es ist wichtig, dass wir Informatio­nen, die wir freilich prüfen müssen, auch via Facebook bekommen. Über diese Netzwerke sind wir als Redaktion ebenso erreichbar wie über das Telefon und E-Mail. Aber dabei wäre eines wünschensw­ert: Trotz aller unterschie­dlicher Meinungen, die Menschen nun mal haben – der gute Ton sollte die Musik machen. Es wäre schön, wenn er stets anständig und respektvol­l bliebe.

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