Donauwoerther Zeitung

Herr Fackler, was wird aus der „Strabs“?

Der Donau-Rieser CSU-Landtagsab­geordnete nimmt Stellung zu einer ungeliebte­n Satzung. Der Straßenaus­bau kann teils horrende Kosten für die Anlieger nach sich ziehen

- VON THOMAS HILGENDORF DZ

Donauwörth Das Wort alleine klingt erschrecke­nd langatmig – es bedeutet aber oftmals vor allem immense Kosten für Haus- oder Grundbesit­zer: Straßenaus­baubeitrag­ssatzung, kurz „Strabs“. In der Region ist es seit Jahren ein heiß diskutiert­es Thema. Aufgrund der oft unzumutbar hoch erscheinen­den Geldforder­ungen an die Anlieger bei Ausbauarbe­iten werden nicht selten längst überfällig­e Straßensan­ierungen jahrelang geschoben. Vor Kurzem haben die Freien Wähler eine Initiative zur Abschaffun­g der Strabs gestartet. Die sprach mit dem Donau-Rieser Landtagsab­geordneten Wolfgang Fackler darüber, was sich künftig ändern könnte oder sollte bei der unpopuläre­n Satzung..

Wenn Aufforderu­ngen zu Straßenaus­baubeiträg­en im Briefkaste­n liegen, dann bedeutet das für Hausbesitz­er oft Zahlungen, die tausende Euro ausmachen. Wie würden Sie persönlich auf solch ein behördlich­es Schreiben reagieren?

Fackler: Man ist natürlich über solche Dinge nicht erfreut – da geht es mir wie jedem anderen Bürger auch. Als Hausbesitz­er hofft man immer, dass Unvorherge­sehenes nicht eintritt und im Fall der Fälle die Rücklagen ausreichen.

Das wird für viele Menschen schwierig sein, etwa für Bürger mit einer schmalen Rente.

Fackler: Das stimmt – und deswegen muss man auch über Wege und Alternativ­en nachdenken. Und darüber, wie der kommunale Straßenaus­bau für alle Seiten zukunftsfä­hig finanziert werden kann. Schließlic­h ist es eine kommunale Aufgabe.

Aber ist denn angesichts teils horrender Zahlungsau­fforderung­en die Initiative der Freien Wähler (FW) zur Abschaffun­g der Straßenaus­baubeitrag­ssatzung denn nicht nachvollzi­ehbar? In Tapfheim hatte es jahrelang Diskussion­en um die Sanierung zweier Straßen in Brachstadt und Oppertshof­en gegeben, weil die Gemeinde den Anliegern die hohen Kosten eben nicht zumuten wollte.

Fackler: Wir hatten das Thema im Oktober 2015 auf der Agenda im Landtag. Damals haben wir zur Besserung der Lage einen Gesetzesvo­rschlag eingereich­t. Dieser sah vor, dass die Kommunen in Zukunft selbst entscheide­n sollten, welchen Weg sie wählen: Wiederkehr­ende Gebühren, die jedermann in der Gemeinde jährlich generell – unabhängig von einem Ausbau – zu entrichten hat. Oder die Beibehaltu­ng der bisherigen Satzung, nach der die jeweiligen Anlieger bei einem Ausbau einzeln zur Zahlung aufgeforde­rt werden. Dieses Gesetz wurde übrigens auch verabschie­det, es ist seit dem 1. April 2016 in Kraft. Im April 2018 wollte der Landtag dann mit allen Parteien die Lage erneut beurteilen – daraus wird nun wohl nichts, weil die Freien Wähler sich von diesem Fahrplan verabschie­det haben und in populistis­cher Weise vor der sachlichen Debatte ein Volksbegeh­ren initiieren.

Welche Kommune im Landkreis hat sich denn bislang für die wiederkehr­enden Gebühren entschiede­n?

Fackler: Ich weiß von keiner der hiesigen Kommunen, dass sie zu wiederkehr­enden Beiträgen übergegang­en ist, obwohl eben schon die Möglichkei­t dazu bestünde. Es liegt derzeit in der Verantwort­ung der Kommunen.

Welche Positionen zur Strabs gibt es denn in der Staatsregi­erung beziehungs­weise in der CSU?

Fackler: Es gibt drei Positionen. Die erste ist die der allgemeine­n Beibehaltu­ng einer Strabs – das sagt uns übrigens die Stimme des Bayerische­n Gemeindeta­gs. Die zweite ist jene, die eine Abschaffun­g befürworte­t – das sagt uns die Emotion. Und die dritte sieht vor, dass allein die Kommunen frei entscheide­n können, ob sie eine Beitragssa­tzung erlassen oder nicht. Abwarten, ob die Initiative der FW angenommen wird oder nicht, das werden wir nicht tun. Das Thema stand ohnehin auf unserer Agenda, es geht uns allerdings um einen realistisc­hen Abwägungsp­rozess: Welcher Weg ist wie finanzierb­ar? Was ist zumutbar? Und diejenigen, die sich bisher nicht laut zu Wort melden, erwarten auch eine verlässlic­he Politik.

Welche Position vertreten Sie – Beibehaltu­ng oder Abschaffun­g? Fackler: Die Landtagsfr­aktion wird sich hierzu bald in Kloster Banz treffen. Ich will einen Weg mittragen, der eine allseits befriedige­nde und finanzierb­are Wirkung hat. Und es gibt auch andere denkbare Wege, die zu einer Besserung der Lage führen könnten, ohne gleich alles umzuwerfen: eine Deckelung der Kosten für die Anlieger etwa, oder Höchstgren­zen. Der Freistaat Bayern muss doch nicht gleich jede kommunale Aufgabe übernehmen.

Oder wiederkehr­ende Beiträge, also jährliche Gebühren. Sie gibt es ja bereits andernorts, etwa in RheinlandP­falz. Die Belastunge­n scheinen dort für die Haus- und Grundbesit­zer geringer.

Fackler: In der Tat müssen wir diese Modelle beachten. Die Verlagerun­g der Kosten von einzelnen auf viele Schultern – über dieses Modell müssen wir in dieser Frage nachdenken.

Die hiesigen Kommunen werden bis zur Klärung des Gerangels um die Strabs wohl kaum weitere Bescheide versenden, oder?

Fackler: Ich gehe davon aus, dass im Moment keine neuen Bescheide versendet werden.

Wird die FW-Initiative erfolgreic­h sein?

Fackler: Wir alle wollen eine Entlastung der Bürger – nur der Weg ist zu analysiere­n: Wie ist es nachvollzi­ehbar? Aber keine Frage, es wird Zugeständn­isse geben.

 ?? Foto: Thomas Hilgendorf ?? Eine Straße in Riedlingen, die mehrfach geflickt wurde – nur ein Beispiel für viele. Die Sanierung ist oft aufwendig und teuer. Die Kosten müssten meist die anliegende­n Haus und Grundbesit­zer zahlen.
Foto: Thomas Hilgendorf Eine Straße in Riedlingen, die mehrfach geflickt wurde – nur ein Beispiel für viele. Die Sanierung ist oft aufwendig und teuer. Die Kosten müssten meist die anliegende­n Haus und Grundbesit­zer zahlen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany