Donauwoerther Zeitung

„Mehr als nur ein Heim“

Viele Leser der Donauwörth­er Zeitung hat das angekündig­te Thema „Heimat“sehr bewegt

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Donauwörth Dass Heimat ein weites Feld ist, wusste unsere Redaktion – umso mehr freuten wir uns auch über die vielen Zuschrifte­n zu dem von uns angekündig­ten Thema an diesem Wochenende.

Johann Niebler etwa schreibt: „Die Heimat beeinfluss­t unser Leben und unsere Entwicklun­g stärker, als wir es manchmal wahrnehmen wollen. Sie gibt uns eine gewisse Geborgenhe­it und begleitet unsere Vorstellun­gen und Gefühle in vielen Lebensphas­en. Viel ist schon über die Heimat geschriebe­n, erzählt und gesungen worden – sie stärkt unser Selbstwert­gefühl und gibt dem Menschen eine gewisse Lebens- und Schaffensk­raft im täglichen Leben. Sie fördert das Zusammenge­hörigkeits­gefühl in der Familie und im Freundeskr­eis. Wir schöpfen vieles an Freud und Leid aus der lieb gewordenen Heimat. (...) Die Heimat hat eben eine große Anziehungs­kraft für jeden Menschen – gerade heute in unserer sogenannte­n globalen Welt.“Für Jo hannes Ruf aus Oberdorf steht seine Gemeinde im Fokus – er schildert seinen Heimatbegr­iff lyrisch. Anbei ein Auszug:

„Mein Dorf ist Heimat. Das ist schön.

In meinem Dorf gibt’s viel zu sehn, wenn wir mit offnen Augen gehen: Gebäude, Höfe, Gärten, Gassen und Bänke, die uns ruhen lassen. Kapellen, Kirchen, Schlossrui­ne und der Alleen Baldachine – Kastanienb­lätter, Blatt an Blatt. Wo ist ein Dorf, das Gleiches hat?“Helga Schäferlin­g fasst den Begriff ebenfalls emotional auf: „Heimat ist dort, wo nicht nur der Körper, sondern auch die Seele ein Zuhause hat.“Viktoria Raab aus Schweinspo­int schreibt ebenfalls persönlich­e Worte: „Mit zunehmende­m Alter und Gebrechen ist Heimat vor allen Dingen mein vertrautes Zuhause, meine Wohnung, meine Umgebung und meine Freunde, die mich und die ich gelegentli­ch besuche. (...) Der Kreis der guten und ehrlichen Freunde wird im Alter immer kleiner und die Heimat im Umkreis immer wertvoller. Ich genieße meine Heimat meist auch bei Spaziergän­gen um meinen wunderbar liegenden Heimatort Schweinspo­int.“Flo rian Arloth nähert sich dem Begriff sowohl emotional als auch wissenscha­ftlich: „Was ist Heimat für mich? Zuerst einmal der Ort, an dem ich aufgewachs­en bin (Rain am Lech) – und der Ort, an dem ich mit meiner Familie lebe (die Riedlinger Rambergsie­dlung). Aber es ist mehr, denn sonst hieße es ja nur „Heim“(englisch „Home“) und nicht Heim-at. Somit ist Heim-at für mich mehr: Ein Ort, an dem ich immer schon lebe, aber der für mich immer mehr erfahrbar und für mich dadurch immer einzigarti­ger wird – etwas, das immer schon „da“war, aber immer mehr „sein“wird. (...) Die zweite Silbe von Heim-at stammt aus dem althochdeu­tschen Uuodil, was so viel wie „Besitz“bedeutet. Also ist Heimat nicht nur der Ort, an dem ich lebe, sondern den ich für mich durch meine Erfahrunge­n in Besitz nehmen kann.“Lulu Rühmann aus Donauwörth meint indessen: „Seit drei Jahren wohne ich wieder an der Stelle, an der ich aufgewachs­en bin und bis zu meinem 19. Lebensjahr gelebt habe. (...) Diese Rückkehr an den Ort der Kindheit, wo ich mit meiner Freundin Schneemänn­er gebaut habe, gibt mir das wunderbare Gefühl, angekommen zu sein. (...) Sicher könnte ich auch woanders leben, aber wenn ich bei meinen Gängen durch die Stadt Menschen begegne, die ich seit Kindertage­n kenne, ein paar Worte mit ihnen wechsle, dann vermittelt mir das eine Freude, die ich an anderer Stelle so nicht haben würde.“Herwig Peschke aus Ebermergen schreibt über den schmerzlic­hen Verlust des Heimatorte­s: „Heimat ist nicht nur ein Wort, Heimat braucht jeder Mensch – sie zu verlieren ist undenkbar schwer.“Seinen alten Heimatort, aus dem die Familie 1945 vertrieben wurde, habe er zwar inzwischen wieder besuchen können, doch immer wieder käme „Wehmut und Schmerz“auf – „und man kann nicht vergessen“. Milan Alesik aus Rain schreibt: „Heimat ist der magische Ort in dieser Welt, der so viel Liebe, Wärme und Geborgenhe­it innehat, dass das Lachen der Kinder, Enkel und Freunde niemals verstummt.“Peter Senzel zitiert kurz und prägnant Cicero: „Ubi bene, ibi patria“(„wo es mir gut geht, dort ist meine Heimat“). Den lyrischen Abschluss an dieser Stelle soll ein Ausschnitt eines Gedichts von Alfred Bäurle aus Munningen im Dialekt machen: „Hoimat isch wo d Vögel Pfeifa ond em Garta d Äpfel reifa.

Wo ma Grüaß Gott sagt zo anander ond Feschtla feiert mitanander.“

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