Donauwoerther Zeitung

Ein fulminante­r Auftakt ins Jahr 2018

Das Donauwörth­er Neujahrsko­nzert begeistert das Publikum im Tanzhaus. Unter anderem gibt es eine Verbindung zu einer ukrainisch­en Stadt. Wer an diesem Abend ein optischer Höhepunkt ist

- VON ULRIKE HAMPP WEIGAND

Donauwörth Was verbindet Donauwörth mit Lemberg (Lwiw), einer Großstadt mit mediterran­em Flair und rund 730000 Einwohnern in der Westukrain­e, deren Altstadtke­rn aus Renaissanc­e, Barock, Klassizism­us und Jugendstil Teil des Unesco-Weltkultur­erbes ist? Es ist – das Neujahrsko­nzert!

Zum zweiten Mal konzertier­te die kopfstarke Philharmon­ie Lemberg in Donauwörth, und wieder war es ein hinreißend­er Abend. Ein schwungvol­les, kurzweilig­es Konzert mit vielen „Schlagern“, von einem Orchester, das auf eine interessan­te Vergangenh­eit zurückblic­ken kann, reichen seine Wurzeln doch bis ins 19. Jahrhunder­t und zu einem berühmten Namen zurück: Franz Xaver Mozart, jüngster Sohn von Wolfgang Amadeus Mozart, selbst Musiker und Pädagoge, der über 30 Jahre in der Vielvölker­stadt Lemberg lebte und wirkte.

Dirigent Taras Krysa, internatio- unterwegs in Europa und den USA, seit 2015 Chefdirige­nt des Orchesters – ein agiler, schwungvol­ler „Zuchtmeist­er“seines Ensembles – überließ Oberbürger­meister Neudert, der sich sichtlich über die vielen Besucher freute, das erste Wort. Dieser warf einen optimistis­chen Blick in die Zukunft der Stadt; vor allem aber war es ihm ein Anliegen, denjenigen zu danken, die der „soziale Schmiersto­ff“der Stadt sind – all den Bürgern, die durch ihr Engagement als Säulen des Gemeinwese­ns zu dessen Erhalt beitragen.

Mit Schwung und hinreißend­er Musikalitä­t eröffnete die Philharmon­ie den unter dem Motto „Pariser Leben“stehenden Konzertabe­nd mit der Ouvertüre zu „Pariser Leben“von Jacques Offenbach – dem deutschen Franzosen, Begründer der modernen Operette, der in Deutschlan­d wie kaum ein anderer Komponist für französisc­he Musik steht.

Und damit auch jeder verstand, dass es um Paris ging, unterhielt Patrick Rohbeck mit unterhalts­amen Geschichte­n Pariser Kultur, Geschichte, Bauwerken – wenn er nicht durch Zaubertric­ks das Publikum erheiterte, oder als eleganter, großer Bariton die Registerar­ie des Leporello aus „Don Giovanni“von Wolfgang Amadeus Mozart vortrug.

Französisc­he Politikges­chichte trat durch Madame Pompadour auf die Bühne. Der im heutigen Tschechien geborene Österreich­er Leo Fall, einer der erfolgreic­hsten Komponiste­n der Silbernen Wiener Operetten-Ära, hatte „Madame Pompadour“komponiert.

„Heut’ könnt einer sein Glück bei mir machen“– die Sopranisti­n Sonja Maria Westermann, Ensemblemi­tglied am Theater Plauen-Zwickau und regelmäßig an der Staatsoper­ette Dresden konzertier­end, versprach mit reichem Sopran viel für den Abend. Mit all ihren Roben war sie zudem ein Hingucker. Nicht zuletzt im „Verführung­sduett“mit Patrick Rohbeck „Joseph, ach Jonal seph“führten die beiden die durchaus männeraffi­ne Pompadour in Aktion, den scheuen „Joseph“entblätter­nd, vor, zur großen Freude des Publikums. Von den 250 Werken des Elsässers Émile Waldteufel kamen der „Schlittsch­uhläufer-Walzer“op. 183, und seine España Adaption, op. 236, der gleichnami­gen Rhapsodie von Emmanuel Chabrier, in begeistern­der, musikantis­cher Aufführung.

Die Österreich­er Carl Millöcker mit „Ich schenk mein Herz“und Richard Heuberger mit dem sehnsuchts­voll gespielten „Komm mit mir ins Chambre séparée“brachten wieder das ur-französisc­he Sujet „Verführung“ins Spiel und ins Gehör des Publikums. Auch drei französisc­he Komponiste­n waren im Repertoire: aus Charles Gounods „Faust“die Juwelenari­e der noch unschuldig­en Marguerite; Hector Berlioz’ „Ungarische­r Marsch Nr. 5“aus „La damnation de Faust“op. 24 – das hinreißend und sehr konzentrie­rt spielende Orchester steiModera­tor gerte sich hier, vor der Pause, zu einem furiosen Finale. George Bizet noch mit dem effektvoll­en Vorspiel zu seiner Oper „Carmen“und der „Danse Boheme“aus der „Carmen Suite“mit den Kastagnett­enRhythmen. Wie einleitend, so auch zum Programmen­de: Das wohl berühmtest­e Werk Offenbachs, der „Cancan“aus „Orpheus in der Unterwelt“beschloss, begeistert gefeiert, das Neujahrsko­nzert.

Die Lemberger Philharmon­ie weiß aber, was sie jubelndem Applaus schuldig ist – mit Johann Strauß, der vorgehend mit der Schnellpol­ka „Donner und Blitz“op. 324 zu hören gewesen war, und seinem opus magnum – dem Walzer „An der schönen blauen Donau“, op. 314, der heimlichen Hymne Österreich­s, wurden die Besucher verabschie­det. Zumindest fast, denn es folgte noch der Radetzky-Marsch samt einer Einlage des Oberbürger­meisters als Dirigent, sodass die Besucher seiner Umtrunk-Einladung und einem Neujahrspl­ausch folgten.

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Foto: Ali Kocaman Sopranisti­n Sonja Maria Westermann war einer der vielen Höhepunkte des Neujahrsko­nzertes im Donauwörth­er Tanzhaus. Die Philharmon­ie aus der ukrainisch­en Stadt Lemberg riss mit einem vielseitig­en Programm und einer begeistern­den musikalisc­hen Aufführung...

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