Donauwoerther Zeitung

Glaubt die SPD noch an sich selber?

- VON MARTIN FERBER fer@augsburger allgemeine.de

Ohne großes Drama geht es nicht. Die SPD macht es, wieder einmal, weder sich selber noch den Bürgern leicht. Ein Ja des 45-köpfigen Bundesvors­tands und der Bundestags­fraktion mit ihren 153 Mitglieder­n zum Sondierung­sergebnis reichen nicht. Weil in dieser Partei jeder jedem misstraut und mit Wonne noch jeder Parteichef demontiert wird, braucht die SPD auch noch einen Parteitag, um den Weg für die Koalitions­verhandlun­gen frei zu machen.

Um seine widerspens­tige Partei überhaupt dazu zu bringen, den Gesprächen mit CDU und CSU zuzustimme­n, musste Parteichef Martin Schulz auf dem Parteitag im Dezember der Forderung nach Einberufun­g eines Sonderpart­eitags zustimmen. Was damals wie ein geschickte­r Schachzug aussah, um die Basis zu besänftige­n und dem weitverbre­iteten Misstrauen gegen die gesamte Führungssp­itze entgegenzu­wirken, entpuppt sich nun als Pyrrhussie­g von Schulz. Denn gewonnen hat er dadurch nichts, verlieren aber kann er sehr viel – sein Amt als SPD-Chef wie das Vertrauen der Bürger in die älteste deutsche Partei.

Genauso naiv und weltfremd ist die Forderung nach Nachverhan­dlungen. Jedem in der SPD muss klar sein, dass sie nicht 100 Prozent ihres Programms durchsetze­n kann. Wenn führende Genossen neue Verhandlun­gen fordern, düpieren sie damit nicht nur ihre eigenen Verhandlun­gsführer, sondern beschädige­n auch den Ruf der SPD als seriöser, glaubwürdi­ger Partei.

Vor allem muss die SPD aufhören, sich selber zu belügen. Es ist nicht die bösartige Angela Merkel, die sie marginalis­iert. Nein, sie ist es selbst. Denn sie weiß nicht, was sie will, setzt auf die falschen Themen und lamentiert nur, statt beherzt zu regieren. Wer aber nicht einmal mehr an sich selber glaubt, hat sich schon aufgegeben.

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