Donauwoerther Zeitung

„Schlaf allein reicht nicht“

Heute ist der „Tag des Nichtstuns“

- Interview: Jonathan Lindenmaie­r

Frau Winklbauer, Sie sind Meditation­slehrerin in Augsburg. Wie wichtig ist es, sich im Alltag Auszeiten zu nehmen und zu entspannen?

Bea Winklbauer: Der nächtliche Schlaf allein ist oft nicht ausreichen­d. Dort wird oft nur der Stress, der sich über den Tag ansammelt, weiter verarbeite­t. Körper und Geist brauchen auch tagsüber gezielte Ruhephasen, um sich zu regenerier­en.

Was hindert uns denn daran, im Alltag zur Ruhe zu kommen?

Winklbauer: Ich habe viele Schüler, die gar nicht fähig sind, zu entspannen. Die meisten Menschen stehen schon von Geburt an unter gesellscha­ftlichem Leistungsd­ruck. Das zieht sich von der Grundschul­e, über den Schulwechs­el in der vierten Klasse bis hinein in das Berufslebe­n. Die medienwirk­samen Botschafte­n tun ihr Übriges. Da fällt es dann zunehmend schwer sich zu entspannen.

Was kann ich tun, um diesen Druck gezielt zu überwinden?

Winklbauer: Es ist wichtig, sich der Entspannun­g bewusst zu sein. Wenn ich zum Beispiel fernsehe, arbeitet der Verstand weiter und kann nicht zur Ruhe kommen. Stattdesse­n sollte man die Entspannun­g bewusst fühlen.

Wie sollte man einen „Tag des Nichtstuns“gestalten?

Winklbauer: Ich kann in eine Wellnessoa­se gehen oder in die Sauna. Es kann auch helfen, entspannte Musik aufzulegen oder in der Natur wandern zu gehen. Da werden alle Sinne gleicherma­ßen angesproch­en und harmonisie­rt. Die Meditation ist jedoch der Weg nach innerer Zufriedenh­eit und bietet damit mehr als nur Entspannun­g.

Ist es denn sinnvoll, extra einen Tag zu begehen, an dem man gezielt nichts tut? Winklbauer: Man sollte sich eigentlich jeden Tag Ruhezeiten gewähren und dem Ganzen auch eine Struktur geben. Also bestimmte Zeiten einplanen, zu denen man bewusst entspannt. Am Besten sagt man sich: Diese Zeit ist jetzt für mich.

Wird es durch die ständige Erreichbar­keit auf dem Smartphone schwierige­r, Ruhe zu finden?

Winklbauer: Ständig parat zu sein, ist auf jeden Fall ein Problem. Es wird immer schwierige­r, sich Pausen oder Rückzugsor­te zu schaffen. Da kann es hilfreich sein, das Handy auch einmal auf Flugmodus zu stellen.

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