Donauwoerther Zeitung

Vom Engelchen zum Teufelchen

- VON HEIKE SCHREIBER redaktion@donauwoert­her zeitung.de

Manchmal kennt man das eigene Kind nicht mehr. Von wegen immer der gut gelaunte Sonnensche­in, der brav, lieb, nett und gehorsam ist. Manchmal scheint das kleine Töchterlei­n zu einer vollkommen anderen Person zu mutieren. Aus dem Engelchen wird plötzlich nicht nur ein Bengelchen, sondern fast schon ein kleines Teufelchen. Wenn sich die Vierjährig­e etwas partout in den Kopf gesetzt hat und es nicht bekommt, tritt der Zornickel in Erscheinun­g. Dann knallen nicht nur Türen, sondern wird mit Fäusten und Füßen dagegenget­rommelt, sich auf dem Boden gewälzt, geschrien, getobt, gebrüllt, minuten-, manchmal stundenlan­g. Ein Mittel dagegen?

Muss die Mama wohl erst noch erfinden. Alles hat sie schon ausprobier­t. Mitbrüllen, sich selbst mit auf den Teppich schmeißen, Bachblüten­tropfen verabreich­en, immer wieder etwas Neues. Jetzt hat sie versucht, mit der Tochter die Wut sinnbildli­ch zu zerreißen. Papier in kleinste Stücke rupfen und im Kamin verbrennen. Heute macht es Eindruck und besänftigt die Tochter, morgen vermutlich nicht mehr.

Immerhin hat die Vierjährig­e danach doch gemerkt, dass sie sich etwas danebenben­ommen hat. Als die Oma am Abend am Telefon fragt, was die Kleine alles gemacht hat, schaut sie Mama geradezu flehentlic­h an und flüstert ihr ins Ohr: „Von meinem Zirkus heute erzählen wir aber nichts, gell?“Da ist es wieder, das blonde Engelchen. Wer kann da schon widerstehe­n ...

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