Vom Engelchen zum Teufelchen
Manchmal kennt man das eigene Kind nicht mehr. Von wegen immer der gut gelaunte Sonnenschein, der brav, lieb, nett und gehorsam ist. Manchmal scheint das kleine Töchterlein zu einer vollkommen anderen Person zu mutieren. Aus dem Engelchen wird plötzlich nicht nur ein Bengelchen, sondern fast schon ein kleines Teufelchen. Wenn sich die Vierjährige etwas partout in den Kopf gesetzt hat und es nicht bekommt, tritt der Zornickel in Erscheinung. Dann knallen nicht nur Türen, sondern wird mit Fäusten und Füßen dagegengetrommelt, sich auf dem Boden gewälzt, geschrien, getobt, gebrüllt, minuten-, manchmal stundenlang. Ein Mittel dagegen?
Muss die Mama wohl erst noch erfinden. Alles hat sie schon ausprobiert. Mitbrüllen, sich selbst mit auf den Teppich schmeißen, Bachblütentropfen verabreichen, immer wieder etwas Neues. Jetzt hat sie versucht, mit der Tochter die Wut sinnbildlich zu zerreißen. Papier in kleinste Stücke rupfen und im Kamin verbrennen. Heute macht es Eindruck und besänftigt die Tochter, morgen vermutlich nicht mehr.
Immerhin hat die Vierjährige danach doch gemerkt, dass sie sich etwas danebenbenommen hat. Als die Oma am Abend am Telefon fragt, was die Kleine alles gemacht hat, schaut sie Mama geradezu flehentlich an und flüstert ihr ins Ohr: „Von meinem Zirkus heute erzählen wir aber nichts, gell?“Da ist es wieder, das blonde Engelchen. Wer kann da schon widerstehen ...