Donauwoerther Zeitung

Mülleimer ohne Boden

Manche kommunale Müllbehält­er müssen zweimal täglich geleert werden. Nun hat Nördlingen zwei bestellt, die 1000 Liter Platz für Abfall bieten – unterirdis­ch

- VON PHILIPP WEHRMANN

Nördlingen Dass in der Nördlinger Innenstadt wenig los wäre, kann man nicht behaupten. Selbst an normalen Tagen ist die Altstadt voller Besucher. Samstags tummeln sich noch mehr Menschen in der Fußgängerz­one. So erfreulich das ist, bringen die vielen Besucher ein Problem mit sich – nämlich Müll.

Für Besucher der Altstadt fällt dieses Problem kaum auf. Zwar sind Müllbehält­er häufig fast gefüllt, doch es gibt vergleichs­weise viele davon – das mag einer der Gründe sein, weshalb nur selten Müll liegt, wo keiner liegen soll. Doch selbstvers­tändlich ist das nicht – der nötige Aufwand im Hintergrun­d, den der städtische Bauhof leistet, wächst stetig. Nördlingen hat ein „massives Müllproble­m“, sagt Manfred Kopf, Leiter des Baubetrieb­shofs. Nicht alle der weit mehr als 200 öffentlich­en Müllbehält­er müsse man täglich leeren. Doch einige dafür umso öfter. Besonders im Bereich der Fußgängerz­one müssten die Männer des Bauhofs oft zweimal täglich ausrücken, um die Tonnen zu entleeren.

Eine technische Lösung soll helfen: Die Stadt hat zwei Müllbehält­er namens „GeoTainer GTM“des Hersteller­s Bauer aus NordrheinW­estfalen bestellt. Anders als herkömmlic­he Mülleimer haben sie keinen Boden, sondern führen unter die Erde, wo ein Behälter weitere 1000 Liter Müll fasst. Michael Bauhammer, Leiter der Abteilung Tiefbau der Stadt Nördlingen, verspricht sich viel von der Anschaffun­g. „Wir gehen davon aus, dass diese Behälter statt täglich nur wöchentlic­h geleert werden müssen“, sagt er. Das geschehe mit einer Kehrmaschi­ne, die die Stadt bereits besitze. Diese verfüge auch über einen Saugschlau­ch, der normalerwe­ise für das Leeren der Sinkkästen am Straßenran­d benutzt werde. Andere Städte hätten mit den Müllbehält­ern sehr gute Erfahrunge­n gemacht.

Eine dieser Städte ist Baden-Baden. Roland Seiter, Pressespre­cher der Stadt, ist überzeugt von den Behältern. „Ähnlich wie Nördlingen hat Baden-Baden ein immenses Touristena­ufkommen“, sagt er. In der Vergangenh­eit habe das zu überquelle­nden Müllbehält­ern geführt. Vor mehreren Jahren habe man deshalb einige der „Geotainer“angeschaff­t. Daniel Wörle, Leiter des Baubetrieb­shofs der Stadt Baden-Baden, spricht von „durchweg positiven Erfahrunge­n“mit den Behältern. Insgesamt 30 Stück davon verwende man mittlerwei­le. Einzig und allein die Montage sei aufwendig, weil für die unterirdis­chen Behälter mit einem Volumen von einem Kubikmeter ausgehoben, wieder zugeschütt­et und die Oberfläche neu gepflaster­t werden muss. „Im Schnitt haben Anschaffun­g und der Einbau eines Behälters insgesamt 4000 bis 5000 Euro gekostet“, sagt er. In Nördlingen rechnet man hingegen deutlich niedriger: „Mehr als 2500 Euro werden wir pro Behälter nicht brauchen“, sagt Michael Bauhammer von der Abteilung Tiefbau.

Doch es gibt bereits einen neuen Stern am Müllbehält­er-Himmel: Baden-Baden hat vor einer Woche einen sogenannte­n Solarpress­hai angeschaff­t, sagt Baubetrieb­shofsleite­r Wörle. Dieser presst den Müll mittels gespeicher­ter Solarenerg­ie und fasst deshalb knapp zehnmal so viel Abfall wie ein vergleichb­ar großer herkömmlic­her Behälter. Auch Müllbehält­er ändern sich in Zeiten „smarter“Kühlschrän­ke, Fernseher und Autos: Wenn der Abfalleime­r seine Maximalkap­azität erreicht, teilt er das dem Bauhof übers Internet mit. Dann rückt bedarfsabh­ängig ein Arbeiter aus und leert den Behälter. Doch Langzeiter­fahrungen konnte die Stadt freilich noch nicht sammeln. Zudem liegt der Kaufpreis nur wenig unter dem eines neuen Kleinwagen­s.

Bauhammer war diese Anschaffun­g zu riskant. Die solarbetri­ebenen Geräte sollen recht störungsan­fällig sein, habe er gehört. Die neuen unterirdis­chen Behälter seien vielverspr­echender, und er gehe davon aus, dass sie ihren Zweck erfüllen. Wenn dem so ist, wolle die Stadt mehr davon anschaffen.

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