Mülleimer ohne Boden
Manche kommunale Müllbehälter müssen zweimal täglich geleert werden. Nun hat Nördlingen zwei bestellt, die 1000 Liter Platz für Abfall bieten – unterirdisch
Nördlingen Dass in der Nördlinger Innenstadt wenig los wäre, kann man nicht behaupten. Selbst an normalen Tagen ist die Altstadt voller Besucher. Samstags tummeln sich noch mehr Menschen in der Fußgängerzone. So erfreulich das ist, bringen die vielen Besucher ein Problem mit sich – nämlich Müll.
Für Besucher der Altstadt fällt dieses Problem kaum auf. Zwar sind Müllbehälter häufig fast gefüllt, doch es gibt vergleichsweise viele davon – das mag einer der Gründe sein, weshalb nur selten Müll liegt, wo keiner liegen soll. Doch selbstverständlich ist das nicht – der nötige Aufwand im Hintergrund, den der städtische Bauhof leistet, wächst stetig. Nördlingen hat ein „massives Müllproblem“, sagt Manfred Kopf, Leiter des Baubetriebshofs. Nicht alle der weit mehr als 200 öffentlichen Müllbehälter müsse man täglich leeren. Doch einige dafür umso öfter. Besonders im Bereich der Fußgängerzone müssten die Männer des Bauhofs oft zweimal täglich ausrücken, um die Tonnen zu entleeren.
Eine technische Lösung soll helfen: Die Stadt hat zwei Müllbehälter namens „GeoTainer GTM“des Herstellers Bauer aus NordrheinWestfalen bestellt. Anders als herkömmliche Mülleimer haben sie keinen Boden, sondern führen unter die Erde, wo ein Behälter weitere 1000 Liter Müll fasst. Michael Bauhammer, Leiter der Abteilung Tiefbau der Stadt Nördlingen, verspricht sich viel von der Anschaffung. „Wir gehen davon aus, dass diese Behälter statt täglich nur wöchentlich geleert werden müssen“, sagt er. Das geschehe mit einer Kehrmaschine, die die Stadt bereits besitze. Diese verfüge auch über einen Saugschlauch, der normalerweise für das Leeren der Sinkkästen am Straßenrand benutzt werde. Andere Städte hätten mit den Müllbehältern sehr gute Erfahrungen gemacht.
Eine dieser Städte ist Baden-Baden. Roland Seiter, Pressesprecher der Stadt, ist überzeugt von den Behältern. „Ähnlich wie Nördlingen hat Baden-Baden ein immenses Touristenaufkommen“, sagt er. In der Vergangenheit habe das zu überquellenden Müllbehältern geführt. Vor mehreren Jahren habe man deshalb einige der „Geotainer“angeschafft. Daniel Wörle, Leiter des Baubetriebshofs der Stadt Baden-Baden, spricht von „durchweg positiven Erfahrungen“mit den Behältern. Insgesamt 30 Stück davon verwende man mittlerweile. Einzig und allein die Montage sei aufwendig, weil für die unterirdischen Behälter mit einem Volumen von einem Kubikmeter ausgehoben, wieder zugeschüttet und die Oberfläche neu gepflastert werden muss. „Im Schnitt haben Anschaffung und der Einbau eines Behälters insgesamt 4000 bis 5000 Euro gekostet“, sagt er. In Nördlingen rechnet man hingegen deutlich niedriger: „Mehr als 2500 Euro werden wir pro Behälter nicht brauchen“, sagt Michael Bauhammer von der Abteilung Tiefbau.
Doch es gibt bereits einen neuen Stern am Müllbehälter-Himmel: Baden-Baden hat vor einer Woche einen sogenannten Solarpresshai angeschafft, sagt Baubetriebshofsleiter Wörle. Dieser presst den Müll mittels gespeicherter Solarenergie und fasst deshalb knapp zehnmal so viel Abfall wie ein vergleichbar großer herkömmlicher Behälter. Auch Müllbehälter ändern sich in Zeiten „smarter“Kühlschränke, Fernseher und Autos: Wenn der Abfalleimer seine Maximalkapazität erreicht, teilt er das dem Bauhof übers Internet mit. Dann rückt bedarfsabhängig ein Arbeiter aus und leert den Behälter. Doch Langzeiterfahrungen konnte die Stadt freilich noch nicht sammeln. Zudem liegt der Kaufpreis nur wenig unter dem eines neuen Kleinwagens.
Bauhammer war diese Anschaffung zu riskant. Die solarbetriebenen Geräte sollen recht störungsanfällig sein, habe er gehört. Die neuen unterirdischen Behälter seien vielversprechender, und er gehe davon aus, dass sie ihren Zweck erfüllen. Wenn dem so ist, wolle die Stadt mehr davon anschaffen.