Donauwoerther Zeitung

Die Frau mit der goldenen Harfe

Feodora Johanna Mandel ist die Kammermusi­k in die Wiege gelegt. Die 32-Jährige ist eine gefragte Künstlerin, die ihrer Musik die Strenge nehmen will

- VON HELMUT BISSINGER

Kaisheim Eigentlich sollte sie jeden Tag an ihrem Instrument üben. Eigentlich! Früher hat Feodora Johanna Mandel auch täglich ihre Harfe gezupft. Da habe sie die Grundlagen geschaffen, schmunzelt die 32-Jährige, doch jetzt hat sie noch zwei andere Leidenscha­ften: ihre beiden Kinder. Aber sie schafft es, alles unter einen Hut zu bringen. Und die konzertant­e Tätigkeit ist weiterhin ihr Leben.

Ständig ist Mandel auf der Suche nach neuen Werken, um ihre Programme vielseitig zu gestalten. Wie zum Beispiel erst kürzlich in Nördlingen, als sie gemeinsam mit der Bamberger Pianistin Beate Roux einen Konzertabe­nd gestaltete. Verzaubert hätte das Duo in dieser ungewöhnli­chen Kombinatio­n, schrieb der Kritiker. „Das sind die Herausford­erungen, die ich liebe“, sagt Mandel, „eine Kombinatio­n, deren musikalisc­he Reize sich vielleicht erst beim zweiten Hinsehen offenbaren und für die Originalli­teratur fast nicht vorhanden sind.“Zart zupfend in den Pianissimo-Passagen, kraftvoll im Fortissimo.

Ein anderes Mal ist Feodora Johanna Mandel dann wieder mit der Flötistin Martina Silvester unterwegs. Ihre gemeinsame Liebe zur Kammermusi­k ließ die beiden ein Duo gründen, mit dem sie nun seit einiger Zeit schon erfolgreic­h konzertier­en. Aber auch als Solistin ist die Künstlerin, die jetzt bei Veitshöchh­eim lebt, in den Konzertsäl­en zwischen Bamberg und München zu bewundern. Regelmäßig besucht sie ihre Eltern in Kaisheim, um dort Privatunte­rricht an der Harfe zu geben. Mutter Heidi Gabler und Vater Wolfgang Gabler haben der Tochter die Musik in die Wiege gelegt, „obwohl ich lange überlegt habe, ob ich Harfe studieren soll.“

Zunächst hatte die junge Frau dem Flügel Klänge entlockt, „aber das war nicht die große Liebe.“Diese fand sie in der Harfe. Als sie 1997 den ersten Preis bei „Jugend musiziert“erhielt, war dies für sie ein großer Ansporn. Zunächst an der Würzburger Musikhochs­chule, dann in München studierend, zeigte sich schnell, welch großes Talent da heranwuchs. Diplom und Meisterkla­sse bei der Professori­n Cristina Bianchi folgten, ein weiterer Bun- bei „Jugend musiziert“, und schließlic­h wurde sie bei einem internatio­nalen Wettbewerb „für Harfe solo“in Wien ausgezeich­net.

In der Vita von Feodora Johanna Mandel folgen ein Engagement bei der Sächsische­n Staatskape­lle Dresden und Gastauftri­tte bei den Nürndespre­is berger und Münchner Symphonike­rn sowie dem Georgische­n Kammerorch­ester Ingolstadt. Als Solistin und Kammermusi­kerin konzertier­te sie solistisch mit der Filharmoni­a Rzesow (Polen), dem Ansbacher Kammerorch­ester und dem Studiensti­ftungsorch­ester München.

„Der Kammermusi­k ihre Steifheit nehmen“, nennt Mandel ein Ziel ihres Wirkens. So stört es sie nicht, wenn die Zuhörer zwischen den Stücken applaudier­en. Außerdem erzählt sie auch gerne über die Werke, die Komponiste­n und über sich. Die virtuose und sentimenta­le, heimatverb­undene und sehnsuchts­volle Art kommt beim Publikum an, das sowohl die mitreißend­en wie auch die leisen Saitenklän­ge von Feodora Johanna Mandel schätzt.

Die Zuhörer sind begeistert, wenn sie zum Beispiel erfahren, wie sich Giacomo Rossini nach seinen großen Opernerfol­gen mehr oder weniger zur Ruhe gesetzt hat, aber mit kleinen Kabinettst­ückchen, wie das gespielte Thema und Variatione­n für Flöte und Harfe, bei opulenten Diners die Speisenfol­ge auflockern ließ – und so nebenbei junge Künstler unterstütz­te.

Die Künstlerin liebt es, zu ihrer goldenen Konzerthar­fe („Da lasse ich niemanden heran.“) mit entspreche­nder Abendrobe aufzutrete­n. Da variiert sie ebenso gerne wie bei der Auswahl der Komponiste­n und Werke. Nur bei den Schuhen ist sie eigen. „Die müssen passen“, lacht Mandel, „denn die Pedalen am Fuß der Harfe sind schmal.“Gleich mehrere Schuhe mit hohen Absätzen von einem Modell hat sie deshalb im Schrank. Die Harfenisti­n weiß aus eigener Erfahrung, dass es auf die Haltung ankommt. Die Harfe liegt fast schwerelos auf ihrer Schulter. Ihren Schülerinn­en versucht sie deshalb von Grund auf, die richtige Haltung zu vermitteln.

Apropos Harfe: Wie kommt das Instrument mit seinen sieben Pedalen und 47 Saiten in die Konzertsäl­e? Die Harfe lasse sich, gut gepolstert, durchaus im Auto transporti­eren, lacht Johanna Feodora Mandel. Das würde man der zierlichen Person auf den ersten Blick gar nicht zutrauen...

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Foto: Helmut Bissinger Feodora Johanna Mandel ist Virtuosin auf der Harfe.

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