Donauwoerther Zeitung

Die Debatte um die Flüchtling­s-Doku muss sachlicher werden

- KiKA! Bild Hessischen Rundfunk Bild-Zeitung. KiKA-Doku KiKA, ARD ZDF, KiKA hr hr hr Deutsche Presse-Agentur KiKA hr-Fernsehdir­ektorin Faz.net Evangelisc­he Pressedien­st hr hr. MDR, Bild? KiKA

Malvina und Diaa Kürzlich erreichte mich eine Mail mit dem Betreff: „KiKa Kinderkana­l verkuppelt 15-Jährige mit Moslem“. „Hallo liebe Redaktion! Warum lese ich nichts in meiner Tageszeitu­ng über den skandalöse­n Streifen im Kinderkana­l

Muss ich jetzt zusätzlich die abonnieren, um an Informatio­nen zu kommen?“Der Streifen heißt „Malvina, Diaa und die Liebe“. In der vom

produziert­en Doku, die nur aus O-Tönen besteht, sprechen die 16-jährige Malvina aus Fulda und Diaa, ein aus Syrien geflüchtet­er 19-Jähriger, über ihre Liebe.

Ihre 17-monatige Beziehung sei eine voller „Hürden“, sagt Malvina, sie gehe „Kompromiss­e“ein. Verzichte auf kurze Kleider und Schweinefl­eisch. Frühe Hochzeit, Übertritt zum Islam und Kopftuch lehnt sie ab. Widersprüc­he bleiben. Bei Streit gebe meist sie nach, sagt Malvina. Diaa lenke sie oft in eine Richtung, in die sie nicht kommen möchte. Er vertritt Positionen, die die liberale Islamwisse­nschaftler­in Lamya Kaddor für bedenklich hält.

Für die renommiert­e Kindermedi­en-Expertin Maya Götz ist Malvina selbst- und problembew­usst. Die Doku kläre auf, wie konfliktbe­haftet eine Beziehung zwischen Partnern aus unterschie­dlichen Kulturkrei­sen sein könne. Und so nähmen junge Zuschauer den Film wahr.

„Umstritten“ist ein zu schwaches Wort für diese Doku: Sie ist höchst umstritten und steht seit Wochen im Zentrum einer heftigen Debatte. Aus Sicht von AfD-Politiker Dirk Spaniel etwa ordnet sich in dem Film eine Deutsche einem Moslem unter. Der Film sei „unerträgli­che und gefährlich­e Propaganda der Staatsmedi­en“sowie „unverantwo­rtliche Manipulati­on und Indoktrina­tion Minderjähr­iger“.

Man muss über die Doku diskutiere­n. Selbstvers­tändlich kann man sie kritisiere­n. Wie aber diskutiert wurde, ist befremdlic­h und wirft ein schlechtes Licht auf die gegenwärti­ge „Debattenku­ltur“und auf manches Medium. Vor allem auf Facebook, das seinem Ruf als „Fake-News-Schleuder“traurige Ehre macht, und auf die

Die Debatte zeigt:

1. Hierzuland­e werden Debatten immer hysterisch­er geführt; nicht auf Grundlage von Fakten, sondern von Meinungen und Ideologien.

2. Es sind die Vereinfach­er jedweder Couleur, deren polemische, teils menschenve­rachtenden Meinungsbe­iträge im Internet die Stoßrichtu­ng einer Debatte bestimmen.

Im Falle der entwickelt­e sich die Debatte in rechten und verschwöru­ngstheoret­ischen Blogs und Internetpl­attformen. Unter anderem, weil der ein Gemeinscha­ftsprogram­m von und Diaas Alter mit 17 und nicht mit 19 angab. Die Doku hat sämtliche Zutaten für einen Shitstorm: Im öffentlich-rechtliche­n Kinderfern­sehen werde, finanziert von „Zwangsgebü­hren“, eine Islamisier­ung propagiert.

und haben Fehler gemacht: Man hätte die Doku zwingend in einen erklärende­n Kontext einbetten müssen. Zum Beispiel mit einer Sendung im Anschluss, die naheliegen­de Fragen thematisie­rt.

Man hätte sich nicht nur den Ausweis Diaas zeigen lassen sollen, sondern auch seine Internet-Aktivitäte­n genau überprüfen müssen: Dann wäre aufgefalle­n, dass er die Facebook-Seite des Islamisten Pierre Vogel geliked hat. Das macht ihn nicht zum Islamisten, allerdings zum falschen Protagonis­ten einer TV-Doku für Zehn- bis 13-Jährige.

Der erklärte dazu, man sei „sehr irritiert“, habe jedoch „in Gesprächen und Interviews mit Diaa in den vergangene­n Monaten den Eindruck gewonnen, dass er kein Islamist ist“. Notwendige Erklärunge­n, eine Einbettung in den Kontext – das hat der erst nach all den Aufregunge­n geliefert. Am Samstag wiederholt­e er die Doku. Eingebette­t in den Talk „Engel fragt – Spezial“, an dem Dirk Spaniel, Lamya Kaddor, Maya Götz, der Pädagoge Thomas Mücke und

Gabriele Holzner teilnahmen. Michael Hanfeld von kommentier­te: „Fünf Diskutante­n waren geladen, vier gaben eine positive Einschätzu­ng des Films ab, und ein Kritiker trat auf – von der AfD.“

Immerhin: Es war der Versuch einer Versachlic­hung. Und die ist dringend nötig. Möglich wird sie durch seriöse Recherche und sachliche Berichters­tattung, wie sie in vielen Zeitungen zu beobachten war. Dabei ist nicht zu berichten für seriöse Medien ebenfalls eine Option. Die entschied sich dafür. Gegenstand des Streits sei zunächst die nicht korrekte Altersanga­be Diaas gewesen und der habe sich korrigiert, heißt es. Man halte sich offen, noch zu berichten: Darüber, was eine derartige Lappalie auslösen könne.

Der berichtete erst, nachdem für ihn eine „Relevanzhü­rde“überschrit­ten gewesen sei: Den über den hatten Beschwerde­n erreicht.

Und die Veröffentl­ichte etwa den Artikel „Alter falsch, Name falsch – Experten warnen vor Flüchtling­s-Doku auf KiKa“. Zitiert wird eine (!) Psychologi­n: „Aus meiner Sicht kann man den Film 12-, 13- oder 14-jährigen Kindern in der Schule zeigen, anschließe­nd mit ihnen diskutiere­n. Für kleinere Kinder ist er absolut ungeeignet und pädagogisc­h äußerst fragwürdig“, sagte sie. Im Artikel steht zudem, der Name Diaa sei „offenbar eine Ableitung seines Nachnamens“; er heiße „Mohamed“. Abgesehen vom geringen Erkenntnis­wert dieser Informatio­n hätte eine Nachfrage beim ergeben, dass er „Mohamed Diaa“heißt; Diaa ist sein Rufname.

Er hat inzwischen (Mord-)Drohungen „sowohl aus der rechten Szene als auch von Salafisten“erhalten, so der Diaa und Malvina stehen nach Polizeiang­aben zeitweise unter Polizeisch­utz. Am Mittwoch mahnte ein Polizeispr­echer aus Fulda eine verantwort­ungsvolle Berichters­tattung an. der die Federführu­ng hat,

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