Impfmüdigkeit beim Rotavirus
Der Landkreis Donau-Ries ist Schlusslicht in Schwaben bei der Immunisierung der Kinder gegen das Virus
Donauwörth Nur 50,2 Prozent der Kleinkinder in Schwaben sind vollständig gegen den gefährlichen Rotavirus geimpft. „Damit liegt die schwäbische Impfquote deutlich unter dem sowieso schon geringen bundesweiten Schnitt von 68,3 Prozent“, teilt Christian Bredl, Leiter der Techniker Krankenkasse (TK) in Bayern mit. Er beruft sich auf Zahlen des Robert-Koch-Instituts. Mit nur 32,8 Prozent weist der Landkreis Donau-Ries die schlechteste Impfquote in Schwaben auf.
Die beste Impfquote in Schwaben erreicht indessen die Stadt Kaufbeuren. Dort sind 73,9 Prozent der Kleinkinder rechtzeitig und vollständig gegen eine Infektion mit Rotaviren geimpft.
Rotaviren sind die häufigste Ursache für Magen-Darm-Infektionen bei unter Fünfjährigen. Sie lösen starken, bis zu einer Woche andauernden Durchfall, Erbrechen und Fieber aus. Zwar kommt es nur selten zu lebensbedrohlichen Erkrankungen, wegen des hohen Wasserverlusts müssen dennoch zahlreiche Fälle stationär im Krankenhaus behandelt werden. Im Jahr 2017 gab es 5811 Rotavirus-Erkrankungsfälle in Bayern, davon 564 in Schwaben. Bayernweit erkrankten daran 2475 Kinder unter fünf Jahren. In Schwaben waren 297 Kleinkinder betroffen, das sind mehr als die Hälfte aller Erkrankten. Im Landkreis DonauRies habe es in der vergangenen Saison eine Häufung von Fällen gegeben, wie Gesundheitsamtsleiter Dr. Rainer Mainka auf Nachfrage unserer Zeitung mitteilt. Heuer sei es bis auf einige Einzelfälle bislang jedoch „ruhig“geblieben. Dabei seien keine regionalen Schwerpunkte zu beobachten, etwa in bestimmten Kindertagseinrichtungen.
Es gibt indes laut TK deutliche regionale Unterschiede, was die Impfraten angeht: In der oberfränkischen Stadt Hof haben mit 83,4 Prozent mehr Kleinkinder als überall sonst in Bayern den Impfschutz gegen Rotaviren bekommen. In ganz Bayern gibt es nur dreizehn Landkreise und Städte, in denen die Impfquote 70 Prozent übersteigt. In Schwaben schafft dies nur Kaufbeuren. Die Bezirkshauptstadt Augsburg verbucht 58,2 Prozent Impfquote, Kempten 51,4 Prozent und in Memmingen sind 51,3 Prozent der Kinder des Geburtsjahrgangs 2015 rechtzeitig und vollständig geimpft.
„Dass die Impfquoten generell nicht allzu hoch ausfallen, könnte daran liegen, dass es eine entsprechende Empfehlung der ständigen Impfkommission erst seit dem Jahr 2013 gibt“, vermutet Bredl angesichts der teilweise sehr niedrigen Zahlen. Die Empfehlung gelte aber nach wie vor und dient den Bundesländern als Vorlage für deren öffentliche Impfempfehlungen. Die Impfung kann Säuglinge und Kleinkinder vor einer schweren Infektion schützen, damit sie nicht ins Krankenhaus müssen.
Die Rotavirus-Saison beginnt meist im Herbst und dauert bis in den März hinein. „Es ist also damit zu rechnen, dass in den kommenden Wochen die Fallzahlen noch einmal deutlich ansteigen“, erklärt der bayerische TK-Chef.
Die ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt, die Impfserie bis spätestens zum Alter von zwölf Wochen zu beginnen. Die Immunisierung muss je nach Impfstoff bis zum Alter von 24 beziehungsweise 32 Wochen abgeschlossen sein und ist mit zwei oder drei oralen Impfstoffdosen vollständig. Gesundheitsamtsleiter
Vergangenen Winter gab es eine Häufung
Empfehlungen der Kommission beachten
Mainka betont, dass die Impfungen nur für Kinder im Kleinkindalter zwischen sechs Wochen und 24 Monaten vorgesehen seien. Warum die Impfmüdigkeit der Eltern im Kreis Donau-Ries ausgeprägter sei beim Rotavirus, kann sich Mainka nur damit erklären, dass die Betroffenheit der Eltern eben recht niedrig sei. Kinder, deren Eltern sämtliche Stiko-Empfehlungen beachteten, hätten die Impfung bekommen.