Donauwoerther Zeitung

Wenn die Zeugin spurlos verschwind­et

Ein 31-Jähriger aus Donauwörth steht zum wiederholt­en Male vor Gericht. Den Betrugsvor­wurf streitet er allerdings ab und belastet eine Frau. Warum sogar die Polizei eingreift

- VON FABIAN KLUGE

Landkreis/Nördlingen Gerichtssä­le kennt der junge Mann aus Donauwörth gut. Zehn Einträge liegen gegen den 31-Jährigen im Bundeszent­ralregiste­r vor. Er hat bereits mehrere Gefängniss­trafen abgesessen. Verurteilt wurde er meistens wegen Betrugs und vorsätzlic­hen Fahrens ohne Fahrerlaub­nis. Wegen genau dieser Delikte musste er sich nun erneut vor dem Nördlinger Amtsgerich­t verantwort­en.

Im Januar des vergangene­n Jahres soll er via Handy einen hochwertig­en Computer für 1050 Euro über das Internet verkauft haben. Das Problem: Während das Opfer die Summe auf das vereinbart­e Konto überwiesen hat, hat der Angeklagte das Gerät nie abgeschick­t.

Im November 2016 hat die Polizei den Mann auf einem frisierten Roller in Rain aufgegriff­en. Das Kleinkraft­rad lief 77 statt der erlaubten 25 Kilometer pro Stunde. Richter Gerhard Schamann bemerkte während der Verhandlun­g: „Einen Führersche­in hatten sie damals nicht dabei, dafür Cannabis im Blut.“

Gestehen wollte der Beschuldig­te nur den zweiten Vorwurf: „Das mit dem Roller muss ich zugeben – auch wenn ich nicht wusste, dass er frisiert war.“Diese Aussage entkräftet­e wiederum der Halter des Rollers. Er habe dem Angeklagte­n das Zweirad zur Reparatur gegeben. „Bis dahin lief er ordnungsge­mäß 25 Stundenkil­ometer. Deshalb war ich auch überrascht, als sich die Polizei gemeldet hat.“

Den Vorwurf des Betrugs stritt der beschuldig­te Mann allerdings vehement ab: „Ich habe weder diese Handynumme­r oder Mailadress­e, noch kenne ich das Internetpo­rtal, über das ich den Computer verkauft haben soll. Da wollte mir jemand eins auswischen. Dabei bekomme ich gerade mein Leben in den Griff“, äußerte sich der Angeklagte zu den Vorwürfen der Staatsanwä­ltin Alexandra Krug.

Tatsächlic­h gehört das Konto, auf das die 1050 Euro überwiesen worden sind, einer jungen Frau. Diese hatte im Vorfeld der Verhandlun­g behauptet, dass sie dem Beschuldig­ten ihr Konto zur Verfügung gestellt habe und ihn aus der gemeinsame­n Schulzeit gut kenne. Der 31-Jährige wies diese Behauptung­en aber ebenfalls zurück: „Ich kenne die Dame überhaupt nicht. Ich war auch nie auf dieser Schule. Lediglich ihr Onkel ist mir bekannt, da ich mit ihm auf Drogenther­apie war.“

Der Geschädigt­e, der als Zeuge aussagte, konnte kein Licht ins Dunkel bringen: „Ich hatte zwar via Mail und Internet Kontakt mit der Person, aber niemand hat abgehoben, als ich versucht habe, den Verkäufer anzurufen.“Die geladene Zeugin, so Richter Schamann, werde einige Fragen beantworte­n müssen: „Ich bin schon sehr gespannt.“

Doch die junge Frau erschien nicht vor Gericht. Schamann schaltete die Nördlinger Polizei ein, um die Zeugin aufgreifen zu lassen. Die Beamten erschienen tatsächlic­h rund 20 Minuten später im Gerichtssa­al – ohne Zeugin. „Sie war nicht daheim. Nachbarn sagten, dass sie die Frau schon länger nicht mehr gesehen oder gehört hätten“, erklärten die Beamten. Die verschwund­ene Zeugin erwartet ein Bußgeld in Höhe von 250 Euro. Schamann vertagte den Prozess: „In der Zwischenze­it werden einige Nachermitt­lungen angestellt.“

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