Es bleibt ein schaler Geschmack
Die Stadt Rain hat ganz sicher gute Gründe für den Bau eines Kreisverkehrs im Ziegelmoos. Schließlich ist das Projekt kein Schnellschuss von Bürgermeister, Verwaltung und Stadtrat, sondern die Konsequenz jahrelanger Überlegungen. Schließlich geht es um die Sicherheit der Bürger und manche Anwohner haben ihre Belange in dieser Hinsicht bei der Behörde geltend gemacht. Denn ja, natürlich könnten dort – so wie überall, wo Menschen im Straßenverkehr unterwegs sind – Unfälle passieren. 3500 Fahrzeuge täglich sollen an der Einmündung Ziegelmoosstraße/ Lerchenweg nach einer Zählung unterwegs sein – das ist schon eine beeindruckende Zahl. Und jeder einzelne Mensch, der dort zu Schaden käme, wäre schließlich einer zu viel.
Diese Botschaft hören die Bürger wohl. Allein es fehlt bei vielen die Überzeugung, dass ein Kreisverkehr dort tatsächlich notwendig ist. Der Wille der Stadt, an dieser Stelle etwas für die Bürger zu tun, ist es nicht, der mitunter bei diesem Thema in der Kritik steht. Es ist die Verhältnismäßigkeit der Dinge. Knapp 480000 Euro für eine Winzigkeit von Kreisverkehr, von dem sich viele Steuerzahler noch nicht einmal die gewünschte Wirkung versprechen: Kann das der Weisheit letzter Schluss sein? An einer Stelle, die bislang eben überhaupt nicht als unfallträchtig bekannt ist. An einer Stelle, die aus allen Richtungen für die Verkehrsteilnehmer gut einsehbar ist – für Fußgänger wie Autofahrer, Radler und alle anderen. Und die Pflicht zu Vorsicht und Umsicht kann ihnen ein Kreisverkehr auch nicht abnehmen. An einer Stelle, an der man vielleicht durch einfachere optische Signale oder bauliche Eingriffe schon die Missstände in den Griff bekommen könnte. Wir müssen ja nicht gleich von vergoldeten Türklinken sprechen, wenn es auch mit Messing geht.
Aber hier prallen ganz einfach wie so oft verschiedene Standpunkte aufeinander. Die Stadt verfügt über sachlich fundierte Argumente, hinter denen ja auch ein Ingenieurbüro mit all seiner Fachkompetenz steht – das aber (berechtigterweise) auch davon lebt, seinen Kunden teure Kreisverkehre und anderes mehr zu verkaufen. Trotz des Respekts vor der Gewissenhaftigkeit, mit der die Stadt das Projekt sicherlich angeht, bleibt bei vielen Bürgern ein schaler Geschmack. Gibt es mit 480000 Euro nicht doch Wichtigeres zu tun in einer Kommune, deren Finanzen angespannt sind, und die eine lange Liste dringend notwendiger Straßensanierungen hat?