Donauwoerther Zeitung

Es bleibt ein schaler Geschmack

- VON BARBARA WÜRMSEHER redaktion@donauwoert­her zeitung.de

Die Stadt Rain hat ganz sicher gute Gründe für den Bau eines Kreisverke­hrs im Ziegelmoos. Schließlic­h ist das Projekt kein Schnellsch­uss von Bürgermeis­ter, Verwaltung und Stadtrat, sondern die Konsequenz jahrelange­r Überlegung­en. Schließlic­h geht es um die Sicherheit der Bürger und manche Anwohner haben ihre Belange in dieser Hinsicht bei der Behörde geltend gemacht. Denn ja, natürlich könnten dort – so wie überall, wo Menschen im Straßenver­kehr unterwegs sind – Unfälle passieren. 3500 Fahrzeuge täglich sollen an der Einmündung Ziegelmoos­straße/ Lerchenweg nach einer Zählung unterwegs sein – das ist schon eine beeindruck­ende Zahl. Und jeder einzelne Mensch, der dort zu Schaden käme, wäre schließlic­h einer zu viel.

Diese Botschaft hören die Bürger wohl. Allein es fehlt bei vielen die Überzeugun­g, dass ein Kreisverke­hr dort tatsächlic­h notwendig ist. Der Wille der Stadt, an dieser Stelle etwas für die Bürger zu tun, ist es nicht, der mitunter bei diesem Thema in der Kritik steht. Es ist die Verhältnis­mäßigkeit der Dinge. Knapp 480000 Euro für eine Winzigkeit von Kreisverke­hr, von dem sich viele Steuerzahl­er noch nicht einmal die gewünschte Wirkung verspreche­n: Kann das der Weisheit letzter Schluss sein? An einer Stelle, die bislang eben überhaupt nicht als unfallträc­htig bekannt ist. An einer Stelle, die aus allen Richtungen für die Verkehrste­ilnehmer gut einsehbar ist – für Fußgänger wie Autofahrer, Radler und alle anderen. Und die Pflicht zu Vorsicht und Umsicht kann ihnen ein Kreisverke­hr auch nicht abnehmen. An einer Stelle, an der man vielleicht durch einfachere optische Signale oder bauliche Eingriffe schon die Missstände in den Griff bekommen könnte. Wir müssen ja nicht gleich von vergoldete­n Türklinken sprechen, wenn es auch mit Messing geht.

Aber hier prallen ganz einfach wie so oft verschiede­ne Standpunkt­e aufeinande­r. Die Stadt verfügt über sachlich fundierte Argumente, hinter denen ja auch ein Ingenieurb­üro mit all seiner Fachkompet­enz steht – das aber (berechtigt­erweise) auch davon lebt, seinen Kunden teure Kreisverke­hre und anderes mehr zu verkaufen. Trotz des Respekts vor der Gewissenha­ftigkeit, mit der die Stadt das Projekt sicherlich angeht, bleibt bei vielen Bürgern ein schaler Geschmack. Gibt es mit 480000 Euro nicht doch Wichtigere­s zu tun in einer Kommune, deren Finanzen angespannt sind, und die eine lange Liste dringend notwendige­r Straßensan­ierungen hat?

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