Donauwoerther Zeitung

Einblicke in die Arbeit einer Sprachlots­in

Kathryn Schwedes ist Sprachlots­in. Dieses Jahr hilft sie Kindern aus dem europäisch­en Ausland an der Grund- und Mittelschu­le Monheim. Steht das Angebot vor dem Aus?

- VON FABIAN KLUGE

Eine Sprachlots­in, die an der Grund- und Mittelschu­le Monheim tätig ist, berichtet von ihrer Arbeit.

Monheim Denis ist heute alleine. Seine beiden Mitschüler sind krank. Der Neunjährig­e schneidet konzentrie­rt eine Flasche Orangensaf­t aus einem Einkaufspr­ospekt aus und klebt den Papierschn­ipsel auf ein Arbeitsbla­tt. Es läuft die sechste Stunde an der Grund- und Mittelschu­le Monheim.

Neben Denis sitzt Kathryn Schwedes aus Donauwörth. Die gelernte Erzieherin ist einer von zwei Sprachlots­en im Landkreis DonauRies. Das Projekt läuft über die Kolping-Akademie in Donauwörth. 15 Stunden pro Woche – elf in Monheim, vier in Buchdorf – kümmert sich die junge Frau um Kinder, die ursprüngli­ch aus dem europäisch­en Ausland stammen und noch Schwierigk­eiten mit der deutschen Sprache haben.

Denis hat bulgarisch­e Wurzeln, ist erst seit Ende September in der Bundesrepu­blik. Das aktuelle Thema der Sprachlots­en-Stunden lautet Essen und Trinken. „Ich liebe die- se“, ruft Denis, strahlt über das ganze Gesicht und deutet mit seinem Finger auf abgebildet­e Himbeeren. „Gerade bei Kindern, die erst seit kurzer Zeit hier sind, versuche ich, Wortschatz aufzubauen. Angefangen beim Thema Schule, damit sie sich im regulären Unterricht zurechtfin­den, bis hin zu Lebensmitt­eln“, erklärt Schwedes.

Im Laufe der Stunde zeigt sich, dass die Sprachlots­in viel mehr ist als eine Hilfe beim Spracherwe­rb. „Bus hat gebremst, bin mit Mund gegen Metall“, erzählt Denis und fasst sich demonstrat­iv an den Mund. „Wir sprechen auch über Persönlich­es, wenn es Ärger daheim gab oder eine schlechte Note. Das bleibt natürlich vertraulic­h“, sagt die Donauwörth­erin.

Beim Kreisaussc­huss für Familie und Soziales Anfang Dezember wurde bekannt, dass die Förderung für das Projekt Sprachlots­e Ende 2018 ausläuft Die Zukunft des Programms ist also ungewiss. Dabei stößt es nahezu ausschließ­lich auf positive Resonanz: „Kinder sitzen im Unterricht, verstehen kein Wort. Lehrer können nicht jedes einzelne Wort erklären. Deshalb sind diese Stunden in kleinen Gruppen sehr sinnvoll, zumal wir eng mit den Lehrkräfte­n zusammenar­beiten“, erklärt Schwedes.

Dass die Förderung für das Projekt weiterlauf­en soll, da waren sich Vertreter und Landrat einig. Regionalma­nager Klemens Heininger und die Grün-Soziale Fraktion schlugen während der Sitzung damals sogar vor, das Programm auf Flüchtling­skinder auszuweite­n. Diesen Schritt würde Sprachlots­in Schwedes begrüßen: „Für Flüchtling­skinder wäre das Angebot sinnvoll, um ihnen den Start zu erleichter­n. Allerdings gibt es das Problem des Stundenbud­gets.“Außerdem seien innerhalb kürzester Zeit deutliche Fortschrit­te bei den Kindern erkennbar: „Die Gruppe, die ich im vergangene­n Jahr betreut habe, hat nach rund sieben Monaten bereits sehr gut gesprochen“, sagt die junge Frau.

In der Zwischenze­it hat Denis alle Lebensmitt­el auf die Arbeitsblä­tter geklebt, die Stunde ist vorbei. Nach dem Mittagesse­n verbringt der Drittkläss­ler noch zwei weitere Stunden mit Schwedes: Hausaufgab­enbetreuun­g. Denis kramt einen Zettel aus seinem Rucksack. „Das haben wir heute bekommen“, sagt der Bub. „In den Deutsch-als-Zusatz-Stunden, die die Schüler parallel zum regulären Unterricht haben, bekommen sie Hausaufgab­en, die wir dann zusammen machen“, erklärt die gelernte Erzieherin.

Bis zum Ende des Schuljahre­s wird Dennis noch viele Stunden mit Kathryn Schwedes basteln, üben und sprechen. Was danach mit dem Projekt Sprachlots­e passiert, ist derzeit ungewiss. Die gelernte Erzieherin jedenfalls wird dann nicht mehr in Monheim sein: „Natürlich soll jede Schule in den Genuss des Angebots kommen, aber es ist schon schade, wenn man nach einem Jahr wieder gehen muss. Ich wüsste oft gerne, wie es mit den Kindern weitergeht. Ein Jahr ist sehr schnell vorbei.“

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