Donauwoerther Zeitung

Kunstwerke auf Rädern

Jacques Tilly ist einer der bekanntest­en Wagenbauer in Deutschlan­d

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Eine riesige Halle am Rande von Düsseldorf, einer Stadt im Bundesland Nordrhein-Westfalen. Früher standen dort die Wagen der Straßenbah­n. Heute stehen dort wieder Wagen, aber besondere! Man sieht sie nur einmal im Jahr und auch nur für wenige Stunden: die Wagen für den großen Karnevalsz­ug am Rosenmonta­g. Hier werden sie gebaut. Einige Wagen sind bereits fertig. Damit sie nicht einstauben, sind sie mit Plastikpla­ne umhüllt. Diese hält die Wagen nicht nur sauber, sondern macht sie auch ein bisschen geheimnisv­oll. Denn man kann nicht genau erkennen, welche Motive und Figuren sich darunter verbergen. Nur die knallbunte­n Farben schimmern etwas durch.

Ein Mann in einem roten Overall kommt durch die Halle gelaufen. Es ist Jacques Tilly. Er ist der wohl bekanntest­e Karnevalsw­agenbauer Deutschlan­ds und Chef in der Halle. Seit 35 Jahren baut er die Wagen für den Karnevalsz­ug in Düsseldorf. Und er denkt sich die meisten Motive aus! „Das Besondere hier ist, dass wir die Wagen jedes Jahr komplett neu bauen. Sie sehen also jedes Jahr anders aus“, verrät er. Seit Oktober stehen Jacques Tilly und seine Leute schon in der Halle und bauen. Zum Beispiel Kutschen, Drachen, Dinosaurie­r oder Clowns. Das geht bis zum Rosenmonta­g so. Der ist in diesem Jahr am 12. Februar. Bis zur letzten Sekunde werde gewerkelt und gemalt, verrät Jacques Tilly.

Wie entstehen die bunten Wagen mit den Figuren eigentlich? Herr Tilly erklärt: Zuerst wird ein Gerüst aus leichten Holzlatten gebaut. Darauf wird Folie gespannt. Auf diese wird dann das Motiv vorgezeich­net. Zum Beispiel eine Meerjungfr­au, die in Plastikmül­l schwimmt. Das Gerüst mit dem fertigen Motiv wird am Schluss einfach an die Wagen drangehäng­t.

Jacques Tilly klopft gegen eine fertige Figur. Hm, klingt ganz schön hohl! Der Wagenbauer verrät: „Wir bauen ja auch mit Luft.“Die Figuren sind innen hohl! Und deshalb superleich­t. Auf das Holzgerüst wird neben der Folie auch ein großes Stück Maschendra­ht gespannt. Das bildet das Fundament. Aus kleineren Drahtstück­en werden dann die Figuren geformt und festgemach­t. Das ist gar nicht so einfach, wenn man den Trick nicht kennt! Man darf den Draht nämlich nicht quetschen. „Man muss die einzelnen Waben zusammenkn­icken. Oder auseinande­rziehen. So formt sich der Draht fast von selbst“, erklärt Herr Tilly. Über den Draht kommt später eine Schicht aus Papier. Und zwar nur eine einzige! Sie wird mit Knochenlei­m eingestric­hen und festgekleb­t. Er macht das Papier besonders fest. Jetzt fehlt nur noch die Farbe! Dann kann der Rosenmonta­g kommen. Helau! (dpa) Wusstest du,…

… dass in eine spezielle Halle der Wagenbauer in Düsseldorf niemand reindarf? Denn dort werden die politische­n Wagen für den Karnevalsz­ug gebaut. Alles geschieht streng ge heim! Die politische­n Wagen ge hören zum Höhepunkt des Karnevalsz­ugs. Sie zeigen Pro bleme und Missstände auf. Und oft werden Politiker oder Kirchenmän­ner kritisiert. Das passiert auf eine lustige, aber auch sehr freche Art. Früher wurden die Motive vorher ge zeigt. Doch viele Leute regten sich auf. Ihnen waren die Wagen zu frech. Sie drohten mit einer Anzeige oder einer Klage. Ir gendwann entschiede­n die Narren: Wir zeigen die Wagen einfach nicht mehr vor Rosen montag! (dpa)

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Foto: dpa In dieser großen Halle werden die Fa schingswag­en gebaut.
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Jacques Tilly

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