Donauwoerther Zeitung

25 Jahre Lärm aus dem Nachbarort?

In Ötz/Altenbach hat sich eine Bürgerinit­iative gegen geplanten Kiesabbau auf Münsterer Flur formiert

- VON MARGRET STURM

Thierhaupt­en Ötz Brechend voll war das Sportheim in Ötz bei einem Bürgergesp­räch, zu dem Altbürgerm­eister Franz Neher eingeladen hatte. Anlass waren die Kiesabbaup­läne der Nachbargem­einde Münster, denn diese sollen in unmittelba­rer Nähe von Ötz/Altenbach stattfinde­n. „Das ist keine Sache von ein paar Monaten, sondern von 25 Jahren“, verdeutlic­hte Neher, was auf die Ötzer zukommen könnte. Aus dem Bürgergesp­räch heraus hat sich eine -initiative formiert und Neher, den früheren Bürgermeis­ter von Thierhaupt­en und Einwohner von Ötz, zu ihrem Sprecher bestimmt. Hauptanlie­gen ist, eine Verlegung des geplanten Betriebsge­ländes der Kiesabbauf­irma zu erreichen.

Denn dieses mit den Förder- und Brechanlag­en sei die Hauptlärmq­uelle und werde nach den jüngsten Planungen nur rund 300 Meter von der Bebauung in Ötz entfernt sein. Dort soll von Montag bis Samstag von 6 bis 20 Uhr gearbeitet werden. Und weil Ötz und Altenbach keine Wohngebiet­e, sondern Streusiedl­ungen im Außenberei­ch sind, dürfen beim Nachbarn 60 Dezibel an Lärm ankommen – zu laut, finden die Betroffene­n. Warum also das Betriebsge­lände nicht einige Hundert Meter weiter nach Norden verlegen, wo es niemanden mehr stören würde? „Weil das Wasserwirt­schaftsamt dort Überschwem­mungsfläch­en festgesetz­t hat, die nicht bebaut werden dürfen“, erläutert Neher im Gespräch mit unserer Zeitung. Allerdings werde dies kein Überschwem­mungsgebie­t mehr sein, wenn die Marktgemei­nde Thierhaupt­en ihre zweite Verteidigu­ngslinie gegen das Hochwasser verwirklic­ht habe, nämlich einen 1,4 Kilometer langen Flutgraben vom neuen Hochwasser­rückhalteb­ecken bis zur Altnet, und Hochwasser­durchlässe unter der Staatsstra­ße 2045. Sobald dies realisiert sei, stünde einem Betriebsge­lände für Kiesabbau in diesem Bereich nichts mehr im Wege, so Neher. Zumal das auch dem Kiesabbauu­nternehmer, der Firma Thannhause­r&Ulbricht aus Fremdingen, entgegenkä­me. Denn momentan würden der Firma nur 13 Hektar Kiesabbauf­läche in Aussicht gestellt, was nach Angaben des Unternehme­ns nicht wirtschaft­lich sei, weil die Fläche nur zehn Jahre ausreiche – zu wenig für eine solche Investitio­n, habe der Unternehme­r ihm im Gespräch erklärt. Insgesamt hat die Gemeinde Münster eine Kiesabbauf­läche von 46 Hektar nördlich von Ötz/Altenbach beantragt, für die momentan die Änderung des Flächennut­zungsplans läuft. Über den geplanten Kiesabbau seien die Bürger von Ötz und Altenbach bei der Bürgervers­ammlung im November 2017 informiert worden. Die vielen Fragen habe er, Neher, zum Anlass genommen, zu dem Bürgergesp­räch einzuladen, das vergangene Woche stattfand und auf sehr großes Interesse gestoßen sei. „Wir Ötzer und Altenbache­r müssen zusammenha­lten“, unterstrei­cht Neher. Denn es gehe nicht nur um den befürchtet­en Lärm. Vielmehr könnte es durch den Kiesabbau auch zu Grundwasse­rveränderu­ngen kommen. Dabei gebe es schon jetzt Probleme mit Grundwasse­r und vollgelauf­enen Kellern in diesem Bereich. Durch die geplanten Schlammtei­che, in denen der zusammen mit dem Kies ausgebagge­rte Schlamm gelagert werden soll, könnte es zudem zu Absenkunge­n des Bodens kommen, befürchtet Neher. Ebenso könnte das Vorhaben Auswirkung­en auf den dort fließenden Bayerbach haben. Neher fordert im Namen der Bürger, dass das Wasserwirt­schaftsamt solche Fragen im Vorfeld klärt.

Auch die Ötzer Heide, ein Naturdenkm­al in unmittelba­rer Nähe zum geplanten Kiesabbau, sieht der Altbürgerm­eister in Gefahr. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Kiesabbau auf dieses Biotop im Auwald keine Auswirkung­en hat“, so Neher. Er will nun zusammen mit den Fachstelle­n und dem Bund Naturschut­z klärende Gespräche führen.

Die Marktgemei­nde Thierhaupt­en hat sich bereits im Februar 2017 im Rahmen der Flächennut­zungsplanä­nderung zu den Plänen aus Münster geäußert und auf die erhebliche Belastung der Bevölkerun­g hingewiese­n. Zudem fordert die Gemeinde ebenso wie die neue Bürgerinit­iative ein Raumordnun­gsverfahre­n, bei dem die Auswirkung­en des Vorhabens genau geprüft würden.

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Foto: Marcus Merk Die Kiesabbaup­läne der Nachbargem­einde Münster sollen in unmittelba­rer Nähe von Ötz/Altenbach stattfinde­n. Hier der Bereich am Bayerbach.

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