Donauwoerther Zeitung

Asylbewerb­er halten Polizei in Atem

Um die 150 abgelehnte Asylbewerb­er machen in Donauwörth mobil. Sie wollen per Zug nach Italien. Großaufgeb­ot der Polizei über Stunden gefordert, Bahnhof gesperrt

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Rund 150 Asylbewerb­er aus Afrika haben in Donauwörth die Polizei über Stunden in Atem gehalten. Mehr dazu auf

Donauwörth Die Stimmung ist bei leichten Minustempe­raturen bisweilen hitzig. Immer wieder skandieren Männer „Nazi, Nazi“. Einige von ihnen halten eine Bettdecke mit der Aufschrift „Justice we want“(„Wir wollen Gerechtigk­eit“) hoch. Andere wiederum stehen eher teilnahmsl­os und bisweilen lächelnd daneben, trinken Bier. Um die 150 Afrikaner – es handelt sich um einen großen Teil der Gambier, die momentan in der Erstaufnah­me-Einrichtun­g für Asylbewerb­er in Donauwörth untergebra­cht sind – halten am Rosenmonta­g über Stunden hinweg die Polizei in Atem – und sorgen dafür, dass am späten Nachmittag der Bahnverkeh­r zwischen Augsburg und Nürnberg, Ingolstadt Ulm einige Zeit zum Erliegen kommt.

In den vergangene­n Wochen haben den Behörden zufolge alle der über 200 Gambier, die in der ehemaligen Kaserne auf dem Schellenbe­rg den Bescheid bekommen, dass ihr Asylantrag abgelehnt ist. Dies sorgte bereits für spontane Protestakt­ionen auf dem Gelände in der Parkstadt (wir berichtete­n).

Am Rosenmonta­g entschließ­en sich die Afrikaner zu einer weiteren Kundgebung. Zunächst findet diese in der Einrichtun­g statt. „Trotz Verhandlun­gen haben sich die Männer nicht beruhigen lassen“, schildert Gerhard Bißwanger, stellvertr­etender Leiter der Polizeiins­pektion Donauwörth.

Am späten Nachmittag machen sich die Gambier auf den Weg zum Bahnhof. Laut Bißwanger wollen die Afrikaner per Zug nach Italien reisen. Die Polizei zieht Kräfte aus weitem Umkreis zusammen – und lenkt die Gambier um die Innenstadt herum, in der gerade der Tandlerfas­ching gefeiert wird.

Im Bereich des Busbahnhof­s direkt vor dem Bahnhof ist erst einmal Endstation. Schätzungs­weise 50 Beamte, darunter Hundeführe­r, behalten die Protestier­enden im Auge, auch Schaulusti­ge haben sich versammelt. Übergriffe gibt es keine. Die Polizei setzt auf Deeskalati­on. Vertreter der Regierung von Schwaben eilen zum Bahnhof. In einem AVV-Bus wird verhandelt. Erst mit ein paar männlichen Wortführer­n, dann kommen ein paar afrikanisc­he Frauen hinzu. Die Behördenve­rtreter machen den Gamund biern klar, dass keine Chance haben, nach Italien zu gelangen, allein schon weil sie weder Ausweise haben noch nach Österreich einreisen dürfen. Um 20 Uhr haben die Afrikaner verstanden. Sie brechen ihre Aktion ab. Geschlosse­n laufen sie zurück in die Parkstadt, begleitet von der Polizei. Die hat Kräfte bis aus Nürnberg angeforder­t. Die Verstärkun­g wird aber nicht mehr benötigt. Leidtragen­de der Aktion am Montag sind viele Pendler und Reisende. Aus Sicherheit­sgründen sperrt die Bahn die Gleise in Donauwörth. Der Zugverkehr kommt vorübergeh­end völlig zum Erliegen. Nach/von Mertingen und Wörnitzste­in werden Busse eingesetzt.

Am Dienstag wollen sich die Behörden mit den Gambiern erneut zusammense­tzen.

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Foto: Widemann An die 200 Gambier aus der Erstaufnah­me Einrichtun­g für Asylbewerb­er in Donauwörth haben sich am Montag auf den Weg zum Bahnhof gemacht. Zeitweise war deshalb der Zugverkehr gestoppt.

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