Asylbewerber halten Polizei in Atem
Um die 150 abgelehnte Asylbewerber machen in Donauwörth mobil. Sie wollen per Zug nach Italien. Großaufgebot der Polizei über Stunden gefordert, Bahnhof gesperrt
Rund 150 Asylbewerber aus Afrika haben in Donauwörth die Polizei über Stunden in Atem gehalten. Mehr dazu auf
Donauwörth Die Stimmung ist bei leichten Minustemperaturen bisweilen hitzig. Immer wieder skandieren Männer „Nazi, Nazi“. Einige von ihnen halten eine Bettdecke mit der Aufschrift „Justice we want“(„Wir wollen Gerechtigkeit“) hoch. Andere wiederum stehen eher teilnahmslos und bisweilen lächelnd daneben, trinken Bier. Um die 150 Afrikaner – es handelt sich um einen großen Teil der Gambier, die momentan in der Erstaufnahme-Einrichtung für Asylbewerber in Donauwörth untergebracht sind – halten am Rosenmontag über Stunden hinweg die Polizei in Atem – und sorgen dafür, dass am späten Nachmittag der Bahnverkehr zwischen Augsburg und Nürnberg, Ingolstadt Ulm einige Zeit zum Erliegen kommt.
In den vergangenen Wochen haben den Behörden zufolge alle der über 200 Gambier, die in der ehemaligen Kaserne auf dem Schellenberg den Bescheid bekommen, dass ihr Asylantrag abgelehnt ist. Dies sorgte bereits für spontane Protestaktionen auf dem Gelände in der Parkstadt (wir berichteten).
Am Rosenmontag entschließen sich die Afrikaner zu einer weiteren Kundgebung. Zunächst findet diese in der Einrichtung statt. „Trotz Verhandlungen haben sich die Männer nicht beruhigen lassen“, schildert Gerhard Bißwanger, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Donauwörth.
Am späten Nachmittag machen sich die Gambier auf den Weg zum Bahnhof. Laut Bißwanger wollen die Afrikaner per Zug nach Italien reisen. Die Polizei zieht Kräfte aus weitem Umkreis zusammen – und lenkt die Gambier um die Innenstadt herum, in der gerade der Tandlerfasching gefeiert wird.
Im Bereich des Busbahnhofs direkt vor dem Bahnhof ist erst einmal Endstation. Schätzungsweise 50 Beamte, darunter Hundeführer, behalten die Protestierenden im Auge, auch Schaulustige haben sich versammelt. Übergriffe gibt es keine. Die Polizei setzt auf Deeskalation. Vertreter der Regierung von Schwaben eilen zum Bahnhof. In einem AVV-Bus wird verhandelt. Erst mit ein paar männlichen Wortführern, dann kommen ein paar afrikanische Frauen hinzu. Die Behördenvertreter machen den Gamund biern klar, dass keine Chance haben, nach Italien zu gelangen, allein schon weil sie weder Ausweise haben noch nach Österreich einreisen dürfen. Um 20 Uhr haben die Afrikaner verstanden. Sie brechen ihre Aktion ab. Geschlossen laufen sie zurück in die Parkstadt, begleitet von der Polizei. Die hat Kräfte bis aus Nürnberg angefordert. Die Verstärkung wird aber nicht mehr benötigt. Leidtragende der Aktion am Montag sind viele Pendler und Reisende. Aus Sicherheitsgründen sperrt die Bahn die Gleise in Donauwörth. Der Zugverkehr kommt vorübergehend völlig zum Erliegen. Nach/von Mertingen und Wörnitzstein werden Busse eingesetzt.
Am Dienstag wollen sich die Behörden mit den Gambiern erneut zusammensetzen.