Der Rettungsdienst ist am Limit
Nach diversen Treffen ist die prekäre Personalsituation im Kreisverband Nordschwaben jetzt „Chefsache“. Wie die ersten Sofortmaßnahmen aussehen
Landkreis Die Verantwortlichen im Kreisverband Nordschwaben des Bayerischen Roten Kreuzes sind derzeit mit Hochdruck dabei, nach Lösungen für die prekäre Personalsituation im Rettungsdienst (wir berichteten) zu suchen. Krankheitsfälle, zahlreiche Überstunden, die Übernahme zusätzlicher Dienste – das alles ist mittlerweile Alltag in den Rettungswachen. Doch zusätzliche Mitarbeiter zu rekrutieren, gestaltet sich schwierig. Hinzu kommt, dass durch notwendige Weiterbildungen Beschäftigte in den Wachen oft monatelang fehlen.
Nicht zuletzt die Presseveröffentlichungen über die vorherrschende Situation, aber auch die Tatsache, dass die Mitarbeiter häufiger als früher die Problematik offen gegenüber den Führungskräften artikulieren, führten dort inzwischen zu intensiven Bemühungen, sich stärker als bisher des Themas anzunehmen.
Insider halten dem BRK-Kreisverband vor, in den zurückliegen- Jahren viel zu sehr am Personal gespart und stattdessen den Fokus zu stark nur auf die Finanzen gerichtet zu haben. Jetzt falle diese Strategie den Verantwortlichen auf die Füße. Kürzlich fand in Wemding ein internes Treffen der Rettungsdienst-Beschäftigten mit dem Kreisvorsitzenden Franz Oppel, dem Geschäftsführer des Bezirksverbandes Schwaben, Karl Kilburger, und dem Kreisgeschäftsführer Arthur Lettenbauer statt. Laut Teilnehmerkreisen hätten dabei die Mitarbeiter mit ihren Meinungen nicht hinter dem Berg gehalten und den Verantwortlichen ungeschminkt die schwierige Situation vor Augen geführt. Viele Kollegen seien am Limit. Das Familienleben leide bisweilen. Man könne seine Freizeit nicht mehr planen, weil zu oft kurzfristig Zusatzdienste für ausgefallene Kollegen anfielen. Die Rotkreuzler sollen in diesem Zusammenhang besonders an die Sorgfaltspflicht des Arbeitgebers appelliert haben. Franz Oppel versprach daraufhin dem Vernehmen nach, das Thema zur „Chefsache“zu machen. Wie angespannt die augenblickliche Situation ist, machen ein paar Zahlen deutlich. So hatten beispielsweise die Mitarbeiter der Rettungswachen in Nördlingen und Oettingen im Jahr 2016 rund 1800 Überstunden angehäuft. Ende 2017 waren es sogar 2500. Hinzu kommen rund 200 Tage Resturlaub. Umgerechnet wären dies nochmals zusätzlich 2000 Stunden.
Der Protest der Beschäftigten zeigt mittlerweile Wirkung. Ende vergangener Woche hatte sich die Führungscrew des BRK-Kreisverbandes um den Vorsitzenden Franz Oppel getroffen, um zu erörtern, wie den hauptamtlichen Rettungsdienstlern entgegengekommen werden könnte. Dabei wurden einige Eckpunkte festgelegt, speziell für diejenigen Beschäftigten, die häufig für kranke Kollegen einspringen. Unter anderem ist laut Geschäftsführer Lettenbauer vorgesehen, den Betroffenen bis Ende des Jahres jeweils eine Stunde Mehrarbeit gutzuschreiben, ohne dass sie diese erden bringen müssten – zwölf Stunden gearbeitet, 13 Stunden berechnet. Hinzu kämen Benzingutscheine im Wert von 22 Euro. Die Anzahl der Gutscheine müsse allerdings aus steuerlichen Gründen auf 44 Stück pro Monat beschränkt bleiben.
In den nächsten Tagen soll auch nach Lösungen für die ehrenamtlich Beschäftigten gesucht werden, kündigte Lettenbauer im Gespräch mit unserer Zeitung an. Hierbei gehe es um das Thema Aufwandsentschädigung. Von der Personalvertretung des BRK Nordschwaben werden die Bemühungen des Kreisverbandes im Grundsatz positiv bewertet. Personalratsvorsitzender Georg Wiedemann hatte bereits vor einigen Wochen gegenüber unserer Zeitung erklärt, dass er den Dialog zwischen Arbeitgeber und Personalrat begrüße, wenngleich es in der einen oder anderen Frage unterschiedliche Auffassungen gebe. Die Arbeitnehmerseite sei jedenfalls bereit, bei der Suche nach Lösungen für die angespannte Personalsituation konstruktiv mitzuwirken.