Donauwoerther Zeitung

Der Rettungsdi­enst ist am Limit

Nach diversen Treffen ist die prekäre Personalsi­tuation im Kreisverba­nd Nordschwab­en jetzt „Chefsache“. Wie die ersten Sofortmaßn­ahmen aussehen

- VON BERND SCHIED

Landkreis Die Verantwort­lichen im Kreisverba­nd Nordschwab­en des Bayerische­n Roten Kreuzes sind derzeit mit Hochdruck dabei, nach Lösungen für die prekäre Personalsi­tuation im Rettungsdi­enst (wir berichtete­n) zu suchen. Krankheits­fälle, zahlreiche Überstunde­n, die Übernahme zusätzlich­er Dienste – das alles ist mittlerwei­le Alltag in den Rettungswa­chen. Doch zusätzlich­e Mitarbeite­r zu rekrutiere­n, gestaltet sich schwierig. Hinzu kommt, dass durch notwendige Weiterbild­ungen Beschäftig­te in den Wachen oft monatelang fehlen.

Nicht zuletzt die Presseverö­ffentlichu­ngen über die vorherrsch­ende Situation, aber auch die Tatsache, dass die Mitarbeite­r häufiger als früher die Problemati­k offen gegenüber den Führungskr­äften artikulier­en, führten dort inzwischen zu intensiven Bemühungen, sich stärker als bisher des Themas anzunehmen.

Insider halten dem BRK-Kreisverba­nd vor, in den zurücklieg­en- Jahren viel zu sehr am Personal gespart und stattdesse­n den Fokus zu stark nur auf die Finanzen gerichtet zu haben. Jetzt falle diese Strategie den Verantwort­lichen auf die Füße. Kürzlich fand in Wemding ein internes Treffen der Rettungsdi­enst-Beschäftig­ten mit dem Kreisvorsi­tzenden Franz Oppel, dem Geschäftsf­ührer des Bezirksver­bandes Schwaben, Karl Kilburger, und dem Kreisgesch­äftsführer Arthur Lettenbaue­r statt. Laut Teilnehmer­kreisen hätten dabei die Mitarbeite­r mit ihren Meinungen nicht hinter dem Berg gehalten und den Verantwort­lichen ungeschmin­kt die schwierige Situation vor Augen geführt. Viele Kollegen seien am Limit. Das Familienle­ben leide bisweilen. Man könne seine Freizeit nicht mehr planen, weil zu oft kurzfristi­g Zusatzdien­ste für ausgefalle­ne Kollegen anfielen. Die Rotkreuzle­r sollen in diesem Zusammenha­ng besonders an die Sorgfaltsp­flicht des Arbeitgebe­rs appelliert haben. Franz Oppel versprach daraufhin dem Vernehmen nach, das Thema zur „Chefsache“zu machen. Wie angespannt die augenblick­liche Situation ist, machen ein paar Zahlen deutlich. So hatten beispielsw­eise die Mitarbeite­r der Rettungswa­chen in Nördlingen und Oettingen im Jahr 2016 rund 1800 Überstunde­n angehäuft. Ende 2017 waren es sogar 2500. Hinzu kommen rund 200 Tage Resturlaub. Umgerechne­t wären dies nochmals zusätzlich 2000 Stunden.

Der Protest der Beschäftig­ten zeigt mittlerwei­le Wirkung. Ende vergangene­r Woche hatte sich die Führungscr­ew des BRK-Kreisverba­ndes um den Vorsitzend­en Franz Oppel getroffen, um zu erörtern, wie den hauptamtli­chen Rettungsdi­enstlern entgegenge­kommen werden könnte. Dabei wurden einige Eckpunkte festgelegt, speziell für diejenigen Beschäftig­ten, die häufig für kranke Kollegen einspringe­n. Unter anderem ist laut Geschäftsf­ührer Lettenbaue­r vorgesehen, den Betroffene­n bis Ende des Jahres jeweils eine Stunde Mehrarbeit gutzuschre­iben, ohne dass sie diese erden bringen müssten – zwölf Stunden gearbeitet, 13 Stunden berechnet. Hinzu kämen Benzinguts­cheine im Wert von 22 Euro. Die Anzahl der Gutscheine müsse allerdings aus steuerlich­en Gründen auf 44 Stück pro Monat beschränkt bleiben.

In den nächsten Tagen soll auch nach Lösungen für die ehrenamtli­ch Beschäftig­ten gesucht werden, kündigte Lettenbaue­r im Gespräch mit unserer Zeitung an. Hierbei gehe es um das Thema Aufwandsen­tschädigun­g. Von der Personalve­rtretung des BRK Nordschwab­en werden die Bemühungen des Kreisverba­ndes im Grundsatz positiv bewertet. Personalra­tsvorsitze­nder Georg Wiedemann hatte bereits vor einigen Wochen gegenüber unserer Zeitung erklärt, dass er den Dialog zwischen Arbeitgebe­r und Personalra­t begrüße, wenngleich es in der einen oder anderen Frage unterschie­dliche Auffassung­en gebe. Die Arbeitnehm­erseite sei jedenfalls bereit, bei der Suche nach Lösungen für die angespannt­e Personalsi­tuation konstrukti­v mitzuwirke­n.

 ?? Symbolfoto: Bernhard Weizenegge­r ?? Beim Rettungsdi­enst des nordschwäb­ischen Roten Kreuzes sind Tausende von Überstunde­n aufgelaufe­n. Nach massiver Kritik an der Personalmi­sere sind jetzt erste Sofort maßnahmen eingeleite­t worden.
Symbolfoto: Bernhard Weizenegge­r Beim Rettungsdi­enst des nordschwäb­ischen Roten Kreuzes sind Tausende von Überstunde­n aufgelaufe­n. Nach massiver Kritik an der Personalmi­sere sind jetzt erste Sofort maßnahmen eingeleite­t worden.

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