Gemeinsam Barrieren überwinden
Für das diesjährige Musical „Saturday Night Fever“am Gymnasium Donauwörth gestalten Schüler und Menschen mit Behinderung zusammen die Kulissen und das Bühnenbild
Donauwörth Die Premiere des Musicals „Saturday Night Fever“findet erst im Juli statt, die Vorbereitungen haben aber schon längst begonnen. Die Darsteller proben seit Herbst, und auch das Bühnenbildteam des Gymnasiums Donauwörth hat mit seiner Arbeit begonnen. Erstmals gestaltet die sechsköpfige Mannschaft zusammen mit Mitarbeitern der Stiftung Sankt Johannes Kulissen und Leinwand. Gemeinsam wird an den Hintergründen gearbeitet, die im Sommer das Jubiläumsstück der Musical-Company schmücken.
Im Rahmen der Kooperation des Gymnasiums Donauwörth und der Stiftung Sankt Johannes, welche bereits seit drei Jahren besteht, darf das Bühnenbildteam das Stiftungsgebäude in Schweinspoint besichtigen. Mit dabei ist auch Heidi ThumGabler: „Es bietet uns die Möglichkeit, mal über den Tellerrand hinauszuschauen“, sagt die Leiterin des Musicals über den Besuch. Seit 1998 hat sie gemeinsam mit ihrem Wolfgang Gabler viele Inszenierungen verschiedener Musicals auf die Bühne gebracht.
Zu Beginn des Ausflugs werden die Schüler durch das Gelände der Stiftung geführt, ein Gang durch die „Oase“, einem Ort, an dem sich die Menschen mit Behinderung öfter treffen, gehört auch dazu. In einer alten Kellerkneipe, die früher auch eine Bowlingbahn beinhaltet hat und einen sehr gemütlichen Eindruck hinterlässt, wird täglich Kaffee getrunken und geplaudert, aber auch gearbeitet.
So ist ein kleiner Kreis von Männern gerade dabei, Kabel zu verpacken, während am Nachbartisch Kürbiskerne eingetütet werden. Viele der Menschen sind erst im Laufe ihres Lebens, etwa durch Schicksalsschläge, zu der Einrichtung in Schweinspoint gekommen. Dort wird besonders darauf geachtet, dass Gemeinschaft angenehm erlebt wird.
Dem Bühnenbildteam zur Hilfe gehen werden Basti und Elvis, die den Jugendlichen vorgestellt werden. Beide Männer sind psychisch krank und bekommen in der Stiftung die Möglichkeit, einen strukturierten Tagesablauf zu haben, indem sie sich unter anderem bei der Werkstattarbeit einbringen. Basti ist gelernter Glasbläser und mit der individuellen Betreuung der Einrichtung ist es ihm auch möglich, seinen Beruf weiter auszuüben. Die Schüler staunen nicht schlecht, als er ihnen einige seiner Werke, die in einer Glasvitrine ausgestellt sind, präsentiert.
Elvis hingegen ist Künstler und hat sogar schon bei einer eigenen Vernissage ausgestellt. Den Gymnasiasten zeigt er im Rahmen der Besprechung in seinem Atelier auch seine eigenen, sehr ansprechenden Bilder. Diese sind in verschiedenen Stilrichtungen gemalt, wie Modern Art oder nach dem Impressionismus. Auch Entwürfe für das Musical hat er schon ausgearbeitet, und zusammen mit den Schülern wird entschieden, was auf der Bühne stehen soll.
Die 18-jährige Ann-Kathrin Staber, die nun das dritte Jahr bei der Gestaltung des Bühnenbildes mitMann wirkt, freut sich über die Zusammenarbeit: „Es ist schön, dass wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen und unser Ziel, ein schönes Bühnenbild präsentieren zu können, verfolgen.“
Auch Tanja Riedel, die als Betreuerin von Sankt Johannes das Projekt begleitet, findet großen Gefallen an der Kooperation. „Es macht mir Freude, denn wenn man sich zusammen für ein Thema interessiert und sich dafür engagiert, ist es egal, ob man eine Behinderung hat oder nicht.“Dabei besteht nur die Herausforderung, „zusammenzufinden“und „Barrieren zu überschreiten“.
Alle gemeinsam freuen sich nun auf eine Aufgabe, bei der beide Seiten auch viel dazulernen und wertvolle Erfahrungen machen dürfen. Zudem ist es optimal, dass sich Elvis und Basti auf Anhieb gut mit den Schülern verstehen.
Schließlich soll zum 20-jährigen Bestehen der Musical-Company ein von ihnen ansprechend gestaltetes Bühnenbild die Aufführungen bereichern.