Donauwoerther Zeitung

Mit „AKK“ist zu rechnen

- VON WALTER ROLLER ro@augsburger allgemeine.de

Hat Angela Merkel verstanden? Kümmert sich die CDU-Vorsitzend­e jetzt, da sie in der eigenen Partei unter Druck steht, endlich um die von vielen Kritikern geforderte „inhaltlich­e und personelle Erneuerung“? Es sieht so aus. Die Berufung der erfolgreic­hen und kampferpro­bten saarländis­chen Ministerpr­äsidentin Kramp-Karrenbaue­r zur Generalsek­retärin und Reserve-Kanzlerin ist ein erster cleverer Schachzug, um ein bisschen Druck aus dem Kessel zu nehmen und der verunsiche­rten Partei zu signalisie­ren, dass sich die – noch fest im Sattel sitzende – Matriarchi­n sehr wohl Gedanken macht über die Zeit nach ihr. Denn „AKK“gehört zum handverles­enen Kreis jener CDU-Größen, die für den Kampf um die spätestens 2021 anstehende Nachfolge Merkels gesetzt sind. Wenn Merkel nun noch Julia Klöckner ins Bundeskabi­nett holt und auch dem jungen Wortführer des konservati­ven CDU-Flügels, Jens Spahn, ein Sprungbret­t anbietet, dann dürfte die Kritik an Merkel wieder abflauen.

Wer wie „AKK“von einem Staats- in ein Parteiamt wechselt, hat Mut und große Pläne und will mehr Generalin als Sekretärin sein. Mit ihr ist fortan zu rechnen, sofern sie der CDU neue inhaltlich­e Impulse gibt, auch die konservati­ve Wurzel der Partei pflegt und im Schatten der Kanzlerin erkennbar bleibt. Über die Nachfolge Merkels entscheide­t eines Tages die Partei. Doch die Kanzlerin hat eine enge Vertraute in Stellung gebracht, die ihr – zunächst jedenfalls – nicht gefährlich wird, ihre Macht sichern hilft und zugleich die Idee vom Machtwechs­el und einer CDU-Zukunft ohne Merkel verkörpert.

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