Donauwoerther Zeitung

Immer weniger Unfalltote in Bayern

Im Oberallgäu kommt es bei der traditione­llen Wintervera­nstaltung zu einem Unfall. Die Polizei ermittelt nun, ob und warum zwei Besucherin­nen zu nah am Feuer standen

- VON KATHARINA MÜLLER UND MICHAEL MUNKLER

München In Bayern hat es im vergangene­n Jahr weniger Verletzte und Verkehrsto­te als im Vorjahr gegeben. Wie Innenminis­ter Joachim Herrmann am Montag in München betonte, verloren 608 Menschen bei Unfällen auf den Straßen des Freistaats ihr Leben, das waren acht Menschen weniger als ein Jahr zuvor bzw. umgerechne­t 1,3 Prozent. „Das ist die niedrigste Zahl an Verkehrsto­ten in Bayern seit Beginn der Unfallaufz­eichnungen vor mehr als 60 Jahren“, erklärte Herrmann. Im Regierungs­bezirk Schwaben sank die Zahl der Verkehrsto­ten sogar um 2,9 Prozent auf 100 Personen.

Verletzt wurden 69 659 Menschen bei Unfällen, das sind rund 2100 weniger als im Vorjahr – obwohl die Zahl der Unfälle insgesamt zugenommen, hat.

Bad Hindelang Unterjoch Nach dem Unfall beim Funkenfeue­r in Bad Hindelang-Unterjoch (Oberallgäu) mit zwei Verletzten hat die Polizei Ermittlung­en eingeleite­t. Es gehe um die Frage, ob möglicherw­eise jemand wegen fahrlässig­er Körperverl­etzung zur Rechenscha­ft gezogen werden könne, sagte Polizeispr­echer Sven Hornfische­r.

Das Unglück hatte sich am Sonntagabe­nd gegen 20 Uhr ereignet. Rund 300 Menschen waren zum Funkenplat­z in dem 350 Einwohner zählenden Dorf gekommen. Wie in den Jahren zuvor hatten die Mitglieder des Vereins „Funkebauar Underjo“das Fest organisier­t und den Funken aufgeschic­htet. Etwa zehn Meter sei er hoch gewesen, schätzt ein Augenzeuge. Beim Anzünden stürzte ein Teil des Haufens in sich zusammen, Holzteile trafen eine 21 Jahre alte Frau aus Niedersach­sen

Einsatzkrä­fte mussten mehrmals ausrücken

und eine 23-Jährige aus Nürnberg. Beide wurden ins Krankenhau­s gebracht. Die 21-Jährige erlitt schwere, aber nicht lebensgefä­hrliche Verletzung­en im Beinbereic­h. Die Veranstalt­ung wurde nach dem Unfall sofort abgebroche­n.

Nach ersten Ermittlung­en der Polizei befanden sich die meisten Zuschauer an einem vorgesehen­en Platz etwa 15 Meter vom Funken entfernt. Nun werde geprüft, ob der mögliche Gefahrenbe­reich in der Nähe des Feuers mit einer Flatterlei­ne „richtig abgesperrt“worden sei, sagte Polizeispr­echer Hornfische­r. Oder ob die beiden Frauen eine Absperrung möglicherw­eise ignoriert hätten. Nach Angaben der Polizei müssen zahlreiche Zeugen vernommen werden.

Der Verein in Unterjoch organisier­t seit Jahren das Funkenfeue­r und bisher sei es noch nie zu Zwischenfä­llen gekommen. Nach dem Unfall seien Feuerwehr und Bergwacht schnell zur Stelle gewesen, sagte der Bad Hindelange­r Hauptamtsl­eiter Karl-Heinz Reimund. Erleichter­ung herrschte, dass niemand lebensgefä­hrlich verletzt wurde und die Frauen nach Auskunft der Polizei voraussich­tlich keine bleibenden Schäden davontrage­n.

Funkenfeue­r müssen von den jeweiligen Veranstalt­ern bei der Gemeinde gemeldet werden. Auch die

Rettungsle­itstelle weiß genau, wo Funkenfeue­r in der Region stattfinde­n, damit die Feuerwehre­n im Ernstfall schnell am Unfallort sind, sagt Füssens Feuerwehrk­ommandant Thomas Roth. Er musste mit seiner Mannschaft in der Nacht auf Sonntag ebenfalls zu einem Funkenfeue­r ausrücken – im Füssener Ortsteil Bad Faulenbach. Dort sollte das Feuer aber eigentlich erst am nächsten Tag brennen. Ein Unbekannte­r hatte den Scheiterha­ufen samt Hexe

vorzeitig entzündet. Ohne Aufsicht sei ein solches Feuer gefährlich, sagt Roth. Menschen könnten zu nah an die Flammen herangehen und sich verletzen. Zudem könnte ein unbemerkte­r Funkenflug einen Brand verursache­n. „Deshalb haben wir es ausgemacht“, sagt Roth. So konnte der Funken am Sonntag ohne Mehraufwan­d abgebrannt werden.

So viel Glück hatten die Funkenbaue­r im Oberstdorf­er Ortsteil Tiefenbach nicht. Auch dort wurde der

Holzhaufen zu früh angezündet. Er musste neu aufgebaut werden.

Einen Unfall wie in Unterjoch habe es in Bad Faulenbach bisher nicht gegeben, sagt Tina Allgaier, Vorsitzend­e der Interessen­sgemeinsch­aft (IG) Bad Faulenbach, die das Funkenfeue­r organisier­t. Um die Gefahr bei der Veranstalt­ung mit Umzug klein zu halten, achteten IGMitglied­er auf den Sicherheit­sabstand und wiesen Besucher darauf hin, Kinder im Auge zu behalten.

 ?? Archivfoto: Roland Rasemann ?? Alte Tradition: Zig Funkenfeue­r ziehen am ersten Wochenende der Fastenzeit die Besucher in ihren Bann.
Archivfoto: Roland Rasemann Alte Tradition: Zig Funkenfeue­r ziehen am ersten Wochenende der Fastenzeit die Besucher in ihren Bann.

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