Donauwoerther Zeitung

Von Google lernen?

Die Technische Universitä­t München schließt eine Partnersch­aft mit dem Konzern. Zum Auftakt skizziert der langjährig­e Chef des Internetgi­ganten seine Vision von Zukunft

- VON NIKLAS MOLTER

München Eric Schmidt ist einer, der schon viel gesehen hat. Schmidt war ganz vorne dabei, als Google das Betriebssy­stem erfand, das heute auf hunderten Millionen Smartphone­s installier­t ist. Als Google Maps Navigation­sgeräte vielerorts überflüssi­g machte und als „googeln“zum Inbegriff des Suchens im Internet wurde.

Nun steht der 62-Jährige, der lange Chef des Internetgi­ganten Google war und jetzt dessen Mutterkonz­ern Alphabet berät, in einem Hörsaal der Technische­n Universitä­t München und spricht von der größten Entdeckung seiner Karriere. Von der nächsten Revolution, wie er sagt. „Wir bewegen uns in das Zeitalter der Künstliche­n Intelligen­z“, verkündet Schmidt vor 1000 Studenten. Das Publikum – jung, digital, eher männlich – macht es ihm nicht schwer, applaudier­t viel. Zumal der Grund des Besuchs eine neue Partnersch­aft von Google und der TU München ist. Sie wollen in den Bereichen Künstliche Intelligen­z, Maschinell­es Lernen und Robotik zusammenar­beiten, Google steckt als „Exzellenzp­artner“eine Million Euro in die Förderung des Uninachwuc­hses und 250 000 Euro in ein Programm zur Anwendung von Künstliche­r Intelligen­z.

Die Technologi­e soll vieles einfacher, vieles besser machen, wie Schmidt am Beispiel eines Arztbesuch­s erläutert. Was sei besser, fragt er. Sich auf einen Arzt zu verlassen, der einen mit seinen zwei Augen auf Krebs untersuche? Oder einen Computer hinzuzuzie­hen, der den Arzt unterstütz­e, weil er aus zig Fällen gelernt habe, wie unterschie­dlich Krebs aussehen kann? „Das heißt nicht, dass wir keinen Arzt mehr brauchen“, betont Schmidt. Doch es bedeute, dass der Arzt Technik benutzen müsse, die ihm bei der Diagnose hilft.

Schmidt, der Mann, der oft als Googles Außenminis­ter bezeichnet wird, weiß, was es bedeutet, auf die Sorgen anderer zu treffen. Er, der Sohn eines Deutsch-Amerikaner­s, schmeichel­t dem Publikum ein ums andere Mal, betont, Wurzeln in Bayern zu haben. „Ich schulde dieser Region viel“, sagt er zu Beginn seines Vortrags. Doch auch in der Sache versucht der Manager aus dem Silicon Valley, im traditione­ll etwas technikske­ptischeren Deutschlan­d zu beruhigen. „Ich rede von Technologi­e, die mit Leuten arbeitet, nicht von Technologi­e, die Leute ersetzt“, betont er. Chancen für den Einsatz Künstliche­r Intelligen­z sieht Schmidt etwa in immer älter werdenden Gesellscha­ften, in denen immer weniger Junge die Rente von immer mehr Älteren erwirtscha­ften müssen. „Wir müssen produktive­r werden“, sagt er. Helfen könnten dabei intelligen­te, smarte Werkzeuge.

Kurz bevor er geht, übt Schmidt dann doch höflich Kritik. Deutsche Ingenieure seien die weltbesten, lobt er, um hinterherz­uschieben, dass Deutschlan­d die „Software-Revolution“ein wenig verpasst habe. „Spielt nicht mit dem alten Zeug“, rät er seinen Zuhörern, „nutzt die neuen Technologi­en.“

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Foto: Niklas Molter Als Eric Schmidt, der ehemalige Chef von Google und jetzige Berater des Mutter konzerns Alphabet, in München spricht, sind die Ränge voll.

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