Donauwoerther Zeitung

Lettlands Chefbanker unter Druck

Ermittlung­en wegen möglicher Bestechung

- Leta.

Riga Wegen Korruption­svorwürfen scheinen die Tage von Lettlands Zentralban­kchef Ilmars Rimsevics an der Spitze des Instituts gezählt. Ministerpr­äsident Maris Kucinskis kündigte nach einer Sondersitz­ung der Regierung in Riga ein Amtsausübu­ngsverbot gegen Rimsevics an und forderte den 52-Jährigen zum Rücktritt auf. Rimsevics soll mindestens 100000 Euro Bestechung­sgeld verlangt und angenommen haben, wie die Anti-Korruption­sbehörde KNAB mitteilte. Weitere Details nannte die Behörde zunächst nicht. Zudem werde gegen eine Privatpers­on ermittelt. Nach Angaben der Ermittler steht der Fall mit keinem in Lettland aktiven Geldinstit­ut in Verbindung.

Rimsevics war am Wochenende vorübergeh­end festgenomm­en worden. Ermittler hatten zuvor Medienberi­chten zufolge die Privatwohn­ung und das Büro des Zentralban­kchefs durchsucht.

Nach Angaben seines Anwalts sei für Rimsevics eine Kaution von 100 000 Euro festgesetz­t worden. Ein „guter Freund“habe die Summe bereits in die Staatskass­e einbezahlt, sagte der Anwalt der Agentur

Er gehe davon aus, dass Rimsevics vorläufig freigelass­en werde.

Angesichts der schwerwieg­enden Vorwürfe forderten ranghohe Politiker des baltischen EU-Landes den 52-Jährigen zum freiwillig­en Rückzug von der Spitze der unabhängig­en Zentralban­k auf. Nach lettischem Recht kann der vom Parlament in Riga für sechs Jahre ernannte Zentralban­kchef nur nach einer Rücktritts­erklärung oder bei schweren Verfehlung­en vorzeitig entlassen werden. Die Schuld muss dabei von einem Gericht in einem rechtskräf­tigen Urteil festgestel­lt worden sein. Rimsevics steht seit 2001 an der Spitze der Zentralban­k. Seit dem Eurobeitri­tt Lettlands 2014 gehört er auch dem Rat der Europäisch­en Zentralban­k an. Die EZB wollte sich zunächst nicht zu dem Fall äußern.

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