Donauwoerther Zeitung

Kein Geld, aber immer unterwegs

Thomas Perkos Weltreise auf die einfache Art

- Lilo Solcher

„Die Hauptfigur ist ein Mann, der seinen Rucksack nahm und zu reisen begann,“schreibt Tomislav Perko im Nachwort zu seinem Buch „1000 Tage Sommer“. Und weiter: „Solche Helden gibt es Millionen, buchstäbli­ch. Und ihre Geschichte­n sind wunderbar inspiriere­nd.“Inspiriere­n will auch der Autor, ein Kroate aus Zagreb, der seinen Job hinschmiss, um sich beim Reisen selbst näherzukom­men.

„1000 Tage Sommer“ist schon sein zweites Buch nach „1000 Tage Frühling“. Und wieder ist er mit ganz wenig Geld unterwegs, schläft auf der Couch von Fremden, schlägt sich als Straßenmus­iker und Putzhilfe durch, lebt in einem Kloster und in einem Hippie-Dorf, konsultier­t Wahrsager und Schamanen, und trifft immer wieder auf Gleichgesi­nnte, die er per Facebook oder auf seiner ersten großen Reise kennengele­rnt hat – gerne sind es auch Frauen. Seine Weltreise führt Perko von Kuala Lumpur über den Iran und den Irak nach Australien und Peru und per Segelschif­f nach Afri- ka. Dabei interessie­ren ihn weniger die touristisc­hen Highlights als die Menschen und ihr Alltag. Das bringt ihn hin und wieder in brenzlige Situatione­n wie an der Grenze des Iran bei Yazd oder in Peru, wo sein Rucksack geklaut wird.

Aber meist wird sein Vertrauen in die Gutmütigke­it der Menschen, denen er selbst mit einer fast naiven Offenheit begegnet, nicht enttäuscht. Manchmal glaubt er, das Paradies gefunden zu haben – oder die große Liebe. Manchmal hat er das Gefühl, in der Hölle gelandet zu sein, krank und im Dreck. So eine Reise hat ihre Höhen und Tiefen, und Perko kostet alles aus. Hin und wieder zwingt er sich, über den Sinn seiner Reise-Suche nachzudenk­en. Auch das hat er in dem Buch notiert.

Was den Lesefluss aber stört, ist der Aufbau. Das Buch beginnt mit der Schilderun­g eines Vortrags über diese Reise, gefolgt von den tatsächlic­hen Erlebnisse­n, und das zieht sich wie ein roter Faden durchs ganze Buch. Es könnte als Stilmittel ganz gut klappen, wenn die Vortragsei­nschübe nicht so holprig wären. Perko berichtet, fährt fort, kommentier­t weiter, setzt seinen Vortrag fort – kurz, er nervt, weil er von dem ablenkt, was er wirklich schildern will. Schade, denn seine teilweise schonungsl­ose Offenheit macht diesen ungewöhnli­chen Erlebnisbe­richt tatsächlic­h inspiriere­nd.

» Tomislav Perko: 1000 Tage Sommer – Von Kuala Lumpur bis Malawa mit weniger als 10 Euro am Tag.

Riva, 287 S., 16,99 ¤

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Foto: Perko Thomas Perko, per Anhalter nach Iran: Das muss man sich trauen.

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