Von der Schulbank bis ins Kanzleramt
Zwei Krumbacher Schüler waren voriges Jahr unter den Bundessiegern. Was sie neuen Teilnehmern raten
Krumbach Vor ihnen auf dem Tisch, verstaut in einem schlanken Aktenordner, liegen sie. Die 15 Seiten Projektarbeit, die Johannes Greiner und Stephan Wagner vom SimpertKraemer-Gymnasium in Krumbach (Kreis Günzburg) eine besondere Auszeichnung bei „Jugend forscht“auf Bundesebene bescherten. Über 100 Stunden investierten sie im vergangenen Jahr in ihr Chemieprojekt – der Sieg öffnete ihnen Türen und brachte nicht nur eine wissenschaftliche Erkenntnis.
„Am Anfang haben wir zusammen mit unserem Lehrer Thomas Lichtenberger im Experimentalkurs Chemie einfach herumprobiert. Das Projekt hat sich dann schrittweise entwickelt“, berichtet der 16-jährige Stephan Wagner. Dass sich aus den Schulversuchen gar ein Treffen mit der Bundeskanzlerin ergeben würde, hätten sie nicht für möglich gehalten. „Mit dieser Einstellung geht man ja nicht in den Wettbewerb“, schiebt Johannes Greiner nach.
Auf den Spuren des Chemikers Raphael Liesegang erforschten die Freunde ungewöhnliche Ringstrukturen, wie sie in verschiedenen Gesteinen auftauchen. Mit GelatineGelen formten sie dieses „Ringphänomen“nach und konnten unter anderem gängige Annahmen über die Bildung der Strukturen bestätigen. „Das ist quasi Grundlagenforschung“, erklärt Wagner.
Ihre Mühen zahlten sich aus: Sie präsentierten im Kanzleramt Angela Merkel persönlich ihre Forschungen. Denn ihr Projekt war mit dem Preis für die originellste Arbeit ausgezeichnet worden. Die Reise nach Erlangen zum Bundesfinale habe sich gelohnt, weil sich dort viele Gleichgesinnte versammeln. „Man kommt ins Gespräch, tauscht sich aus, begutachtet die anderen Projekte und schließt sogar Freundschaften“, sagt Greiner.
Jeder präsentiere im Bundesfinale mit Stolz seine Experimente. Platz für Rivalität gebe es nicht. Allen Nachwuchsforschern raten sie: Mitmachen lohnt sich, man entwickelt sich weiter, lernt interessante Menschen kennen und sieht plötzlich viele Möglichkeiten, sich auch in anderen Fachrichtungen zu vernetzen. Etwa beim Tag der Talente in Berlin, zu dem sie durch den Sieg eingeladen waren. „Wichtig ist es, sich nicht abschrecken zu lassen“, fasst Wagner zusammen. Schließlich habe es auch bei ihnen auf den ersten Versuch geklappt.
Heuer reiche die Zeit nicht, um ein solches Projekt einzureichen. Aber viele Mitschüler seien durch ihre Teilnahme motiviert worden, es zu probieren. Für Johannes Greiner brachte der Wettbewerb zudem eine Erkenntnis für seine Zukunft: „Jugend forscht ist der Auslöser, warum ich ein naturwissenschaftliches Studium beginnen werde.“