Donauwoerther Zeitung

Uralt Kläranlage hat ausgedient

In Bergstette­n wurde vor gut 80 Jahren eine in der Region damals einmalige Technik installier­t. Künftig soll das Abwasser in Kaisheim gereinigt werden.

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Kaisheim Bergstette­n In den 1930er Jahren gab es in der Region nur in einigen größeren Orten einfache, mechanisch­e Kläranlage­n. Anders in Bergstette­n: Dort richteten die Machthaber im Gutshof ein Gestüt ein, um im großen Stil Pferde für das Militär zu züchten. Weil für die bis zu 1200 Tiere einiges Personal nötig war, wurde 1937 gleich auch eine ganze Siedlung errichtet – mitsamt einer biologisch­en Kläranlage nach damals modernsten Gesichtspu­nkten. Kaum ein Ort in Bayern dieser Größe dürfte über eine vergleichb­are Abwasserre­inigung verfügt haben, glaubt Klaus Zolnhofer vom Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth.

Die Pferdezuch­t verschwand nach dem Krieg wieder, die Bewohner blieben – und die Kläranlage verrichtet­e weiter ihren Dienst. Der aus Bruchstein­en gemauerte Tropfkörpe­r steht noch heute. 1973 kam ein Nachklärte­ich hinzu.

Nach gut 80 Jahren sind die Tage der ungewöhnli­chen Anlage aber gezählt: „Sie ist am Ende ihrer Lebensdaue­r angelangt“, sagt Zolnhofer. Bis zum Jahr 2019 hat die Behörde die Betriebser­laubnis letztmals verlängert. Dann hat die Kläranlage ausgedient. Das Abwasser von rund 150 Einwohnern aus dem Ortteil soll künftig über eine Leitung nach Kaisheim gepumpt und im dortigen Klärwerk gereinigt werden. Diesen Grundsatzb­eschluss hat der Gemeindera­t gefasst.

Nach einigen Überlegung­en steht nun auch der Zeitplan für die Bauarbeite­n. Das Konzept stellte Ingenieur Friedrich Eckmeier bei einer Informatio­nsveransta­ltung in Bergstette­n vor. Demnach sollen heuer ein Pumpwerk und ein Stauraumka­nal gebaut werden. In diesem wird das Abwasser gesammelt, ehe es über eine mehrere Kilometer lange Leitung nach Kaisheim geschafft wird. Dies sei die wirtschaft­lichste Lösung, erklärt Bürgermeis­ter Martin Scharr. 2010 wolle man den Kanal in Bergstette­n erneuern und im selben Jahr den Anschluss an Kaisheim perfekt machen. Auf welcher Trasse die Druckleitu­ng verläuft, sei noch unklar. Gleiches gelte für den Übergangsp­unkt, an dem die Leitung aus Bergstette­n an das Kaisheimer Kanalnetz angeschlos­sen wird. Diese Stelle werde an einer erhöhten Stelle mindestens 300 Meter vom Kernort entfernt sein, um eine mögliche Geruchsbel­ästigung zu vermeiden.

Einige Bergstette­ner zeigten sich laut Scharr enttäuscht darüber, dass die geschilder­te Variante erst so spät angepackt wird, nachdem im Dorf bereits die Trinkwasse­rleitungen erneuert wurden. Der Bürgermeis­ter gibt zu bedenken, dass die Kommune nur so in den Genuss einer stattliche­n staatliche­n Förderung komme. Die liege voraussich­tlich bei 680 000 Euro: „Das muss der Bürger schon mal nicht zahlen.“Wie die Maßnahme finanziert wird – über Beiträge und/oder über eine höhere Abwasserge­bühr –, darüber müsse der Gemeindera­t erst noch entscheide­n.

Wenn die Kanalbauar­beiten abgeschlos­sen sind, sollen auch die Straßen in Bergstette­n neu asphaltier­t werden. Wegen der ungeklärte­n Situation bei den Straßenaus­baubeiträg­en warte man hier erst einmal ab, so Scharr.

 ?? Foto: Wolfgang Widemann ?? Gut 80 Jahre alt ist die Kläranlage in Bergstette­n. Im Vordergrun­d ist der aus Bruchstein­en gemauerte Tropfkörpe­r zu sehen, im Hintergrun­d das Nachklärbe­cken. Die Anlage soll nun bald aufgelöst werden.
Foto: Wolfgang Widemann Gut 80 Jahre alt ist die Kläranlage in Bergstette­n. Im Vordergrun­d ist der aus Bruchstein­en gemauerte Tropfkörpe­r zu sehen, im Hintergrun­d das Nachklärbe­cken. Die Anlage soll nun bald aufgelöst werden.

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