Bange Zukunft bei Eisen Fischer
Das Schlimmste schien überstanden. Jetzt hat sich die Nördlinger Firma vom langjährigen Geschäftsführer Leo van Bree getrennt. Einvernehmlich?
Nördlingen Nach der Hiobsbotschaft im Oktober – damals hieß es, rund 60 Mitarbeiter müssten gehen – ging es bei Eisen-Fischer wieder bergauf. Zumindest machte es den Anschein. In den Verhandlungen mit dem Betriebsrat hatte sich die Unternehmensleitung auf Wege verständigt, das Unternehmen ohne massenhafte Kündigungen sozial verträglich zu modernisieren. Doch nun trennt sich die Firma vom langjährigen Geschäftsführer Leo van Bree – und katapultiert sich zurück in turbulente Zeiten.
Die Entlassung van Brees wirft Fragen auf, die zumindest offiziell noch nicht beantwortet werden. Van Brees bisheriger Kollege, Geschäftsführer Alexander Pascher, ließ per E-Mail um Geduld bitten, bis Eisen-Fischer eine offizielle Stellungnahme veröffentlichen werde.
Wie berichtet, schrieb Eisen-Fischer im vergangenen Geschäftsjahr rote Zahlen. Pascher und van Bree hatten deshalb angekündigt, das Unternehmen umzukrempeln, Bereiche wie Logistik und Disposition zu automatisieren und sich deshalb von Mitarbeitern zu trennen. Anders sei es nicht möglich, mit der Konkurrenz mitzuhalten. Dazu sollten unter anderem der Onlinehandel angekurbelt und eine EisenFischer-App entwickelt werden. Schon damals wurde Kritik aus der Belegschaft laut. Die Angestellten müssten nun dafür bluten, dass die Geschäftsleitung den Wandel in die digitale Zeit verschlafen habe, hieß es unter anderem, die Rede war von „hausgemachten Problemen.“Die Unternehmensführung wies die Vorwürfe damals zurück. Und jetzt geht Geschäftsführer Leo van Bree, seit 15 Jahren im Unternehmen – oder muss gehen, wie es in Kreisen der Belegschaft heißt.
„Überrascht“sei er von der Nachricht schon gewesen, sagt ein Mitarbeiter im Gespräch mit unse- rer Zeitung. Aber so richtig unerwartet komme es dann doch nicht. Unter den Angestellten und in den sozialen Medien herrscht derselbe Tenor. Hinter vorgehaltener Hand erzählt man sich, dass die Gesellschafter der bisherigen Geschäftsführung sehr wohl die Schuld an der misslichen Lage von Eisen-Fischer geben würden. Auch deshalb sei im vergangenen Jahr mit Alexander Pascher ein neuer starker Mann in die Unternehmensleitung geholt worden. „Man kommt doch nicht von heute auf morgen in eine Situation, dass man 60 Leute entlassen muss“, heißt es unter anderem. Oder: Man habe den nun ausgeschiedenen Geschäftsführer „schon lange nicht mehr“am operativen Geschäft teilhaben lassen.
Der Stimmung in der Nördlinger Belegschaft war die Trennung von van Bree jedenfalls nicht zuträglich. Einige Mitarbeiter gehen davon aus, dass es in Zukunft noch weitere schlechte Nachrichten geben wird, auch wenn zuletzt verkündet wurde, dass keine Angestellten entlassen werden. Die Konkurrenz, die jetzt schon die Nase vorn habe, werde nicht abwarten, bis der Rauch sich bei Eisen-Fischer gelegt hat, hieß es.
Leo van Bree hatte die Situation gegenüber unserer Zeitung anders dargestellt und vom Wunsch gesprochen, nach 15 Jahren etwas Neues zu machen. „Ich war noch nie länger bei einem Unternehmen.“Gestern war van Bree nicht erreichbar. Franz Seegerer, Gesellschafter und Beiratsvorsitzender bei EisenFischer, wollte sich nicht weiter zur Trennung des Geschäftsführers äußern, bestätigte dessen Aussagen jedoch. „Leo van Bree war ein angesehener Mitarbeiter, der viele gute Ideen hatte“, sagte Seegerer im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Impuls, die Firma zu verlassen, sei von van Bree gekommen, so der Gesellschafter. Nach 15 Jahren im Unternehmen müsse man das akzeptieren.