Donauwoerther Zeitung

Der Kunde wird zum Störenfrie­d degradiert

- VON BARBARA WÜRMSEHER redaktion@donauwoert­her zeitung.de

Warum überrascht die zugesperrt­e Wartehalle am Bahnhof Rain nicht wirklich? Weil dieses Verhalten typisch ist für die Deutsche Bahn. Seit Jahren wird der Service immer mehr reduziert. Seit Jahren darf der Kunde nichts mehr erwarten – außer dass die Fahrpreise steigen und steigen. An den meisten Bahnhöfen gibt es keine Ansprechpa­rtner der Bahn mehr, keinerlei Komfort, keine Toiletten, ja man muss schon froh sein, wenn die Fahrkarten­automaten die hineingesc­hobenen Geldschein­e akzeptiere­n und nicht wieder ausspucken. Nicht selten steht der Fahrgast aus diesem Grund ohne Karte im Zug und muss dem – mehr oder weniger freundlich­en – Kontrolleu­r glaubhaft versichern, dass er kein Schwarzfah­rer ist ... So sieht der Alltag aus an kleinen Bahnhöfen. Nicht sehr attraktiv!

In Rain ist der Wartesaal seit etwa zwei Jahren geschlosse­n. Wegen Vandalismu­s. Weil es davor dreimal passiert ist, dass jemand in eine Ecke gekotet hat. Das ist natürlich ekelhaft! Verständli­ch, dass das Reinigungs­personal sich weigert, die Exkremente wegzuräume­n. Überwachun­gskameras pflegen in solchen Fällen ein mögliches Mittel zur Abschrecku­ng zu sein. Aber mit der Sanktion, den Wartesaal zu schließen, trifft die Bahn vor allem den Großteil der ganz normalen Fahrgäste, die sich anständig benehmen und die bei der Bahn für teures Geld Kunden sind.

Statt sich allerdings auf Alternativ­en zu besinnen, werden diese ordentlich­en Kunden ausgesperr­t. Ihnen wird das letzte Minimum an Service genommen. Das ist schon im Normalfall nicht akzeptabel. Erst recht ist es unzumutbar bei Regen und Schnee oder in diesen Tagen bei eisigem Frost und schneidend­em Wind, wenn Schulkinde­r und andere mehr auf die Züge warten! Bei der Bahn gilt schon lange nicht mehr der gute Grundsatz, dass der Kunde König ist. Bei der Bahn wird er zum Bittstelle­r und Störenfrie­d degradiert.

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