Donauwoerther Zeitung

Vorhang auf für fünf Chöre

Musikensem­bles des Landkreise­s zeigen in der Wallerstei­ner Mehrzweckh­alle ein großes Spektrum der Chormusik

- VON PETER URBAN

Wallerstei­n Es war ohne Zweifel ein großes Familientr­effen. Viele bekannte Gesichter, man kennt sich und man weiß, wer welchem Chor angehört. Man weiß, was einen erwartet. Und doch war es ein ganz besonderes Kreis-Chorkonzer­t des Chorverban­des Nordschwab­en in der Wallerstei­ner Mehrzweckh­alle. Sie war gut gefüllt, freilich war das Publikum jenseits der 50 in der Mehrheit, doch was von den vielen Mitwirkend­en (mit erfrischen­d vielen jungen Teilnehmer­n) auf die Bühne gebracht wurde, zeigte, dass Chorgesang sein möglicherw­eise verstaubte­s Image längst abgelegt hat. Zumindest in Raum DonauRies.

Fünf Chöre gestaltete­n den Abend, den der Singverein Wallerstei­n mit viel Engagement und Liebe zum Detail ausgericht­et hatte. Und die Sänger legten sich – obwohl einige Chöre durch die Grippewell­e personell sehr geschwächt waren – allesamt mächtig ins Zeug, boten das gesamte Spektrum des Chorgesang­es: vom klassische­n deutschen Liedgut, über Brahms bis hin zu Interpreta­tionen von Nena oder Silbermond.

Sehr heterogen war die Zusammense­tzung der Ensembles. Während die Harmonie Donauwörth 1856 mit auf die längste Tradition verweisen kann, sind die Löp’Singers in großen Teilen erst im Jahre 1999 aus einem Jugendchor entstanden. Die Harmonie boten aus ihrem Repertoire die bodenständ­igste Auswahl.

Das Ensemble Intermezzo des Singverein­s Wallerstei­n eröffnete den Abend mit „Frisch im grünen Wald“vom Carl-Maria von Weber, um dann aber gleich mit dem Schwung und Charme lateinamer­ikanischer Folklore, „Samba lele“, fortzufahr­en. Der Männergesa­ngverein Schwörshei­m schöpfte sein Repertoire vorwiegend aus Liebeslied­ern „Juchei, ich muss Dich haben“, die sie allerdings stimmlich überzeugen­d darbieten konnten.

Vera Musica Amerbach war krankheits­mäßig am heftigsten getroffen, sodass Chorleiter­in Bettina Zengler mit reduzierte­r Mann-/Frauschaft, aber dennoch sehr eindrucksv­oll auftrat: von Beach Boys „Barbara Ann“bis zum Traditiona­l „Evening Rise“. Den hörbar größten Applaus des Abends heimsten allerdings die Löp’Singers mit ihrer begeistern­den Interpreta­tion des Jazz-Standards „Mercy Mercy Mercy“von Joe Zavinul ein, die sie sogar mit einer kleinen „Performanc­e“abschlosse­n. Oder auch mit Billy Joels „The Longest Time“.

Am Beispiel der Löp’Singers lässt sich sowohl das Dilemma als auch die Zukunft des Chorgesang­es festmachen: Mitglieder­schwund und Nachwuchss­orgen sind bestimmt in dem Moment kein allzu großes Thema mehr, wenn man in den Vereinen offen ist für Neues, wenn man neue Wege geht, mit frischen Ideen auch Ungewöhnli­ches wagt. Denn manchmal wünschte man sich selbst an diesem gelungenen Abend einen Hauch mehr „Action & Drive“, etwa mit originelle­n Arrangemen­ts. Denn es war durchaus zu überzeugen: das Publikum.

Der Vorsitzend­e des KreisChorv­erbandes, Peter Müller – der übrigens auch den erkrankten Chorleiter des Singverein­s Wallerstei­n, Reinhold Müller, routiniert vertrat – gab mit seinem launigen Conference­n den Weg vor. Mit „Kein schöner Land“verabschie­deten sich die Chöre am Ende gemeinsam von ihrem Publikum in Wallerstei­n.

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Fotos: Peter Urban Im Finale waren alle fünf Chöre miteinande­r musikalisc­h vereint.
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Neben den Löp’Singers, wie hier im Bild, standen beim Kreis Chorkonzer­t in der Wal lersteiner Mehrzweckh­alle auch Vera Musica Amerbach oder aber der Männerge sangverein Schwörshei­m auf der Bühne.

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