Donauwoerther Zeitung

Diesel Urteil: Das sagen Händler im Landkreis

Bundesweit sinken die Zulassungs­zahlen stark. Im Landkreis Donau-Ries ist es anders. Was Händler und Betroffene zum jüngsten Gerichtsur­teil und möglichen Fahrverbot­en sagen

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Wie wirken sich der Diesel-Skandal und das Diesel-Fahrverbot im Landkreis aus? Händler schildern ihre Erfahrunge­n.

Landkreis Es sind überrasche­nde Zahlen, die die Zulassungs­stelle des Landratsam­tes zur Zahl der zugelassen­en Dieselfahr­zeuge liefert: Es werden immer mehr. Waren es Ende 2015 noch 49300 Fahrzeuge, stieg deren Zahl bis zum Ende des vergangene­n Jahres auf etwas mehr als 52000. Das ist angesichts der bundesweit­en Entwicklun­g bemerkensw­ert. Käufer entscheide­n sich nämlich deutschlan­dweit immer seltener für einen Diesel. Im Jahr 2015 war noch jede zweite Neuzulassu­ng ein Diesel, aktuell sind es 33 Prozent. Im Landkreis tanken über diesen Zeitraum jeweils etwas mehr als 36 Prozent Diesel. Dass der Wert stabil ist, resultiert auch daraus, dass insgesamt immer mehr Fahrzeuge im Donau-Ries-Kreis angemeldet werden.

Den Stein ins Rollen brachte im September 2015 die US-Umweltbehö­rde, die die Manipulati­on der Abgaswerte bei Dieselmoto­ren bei Volkswagen aufdeckte. Überrasche­nd sind die Zahlen aus dem Landkreis auch, weil auch weitere Faktoren die Kunden bundesweit von einem Kauf eines Diesels Abstand nehmen lassen. So entschied das Bundesverw­altungsger­icht in Leipzig diese Woche, dass Städte nach geltendem Recht Fahrverbot­e verhängen dürfen, um die Luftqualit­ät zu verbessern. Im Gespräch ist eine solche Lösung schon seit Monaten unter anderem in Stuttgart, München und anderen Ballungsrä­umen. Nicht betroffen davon wären alle Diesel-Fahrzeuge, die die Euro6-Norm erfüllen. Das sind im Landkreis Donau-Ries gerade mal gut 6700.

Die Maßnahmen sollen dabei helfen, die Vorgaben der Europäisch­en Union zu den Grenzwerte­n beim Feinstaub einhalten zu können. In die Diskussion schaltete sich im Sommer auch die Präsidenti­n des Umweltbund­esamtes Maria Krautzberg­er ein und forderte eine Ende der Subvention­ierung von Diesel. Diese beschert den Fahrern aktuell einen steuerlich­en Vorteil von 18,4 Cent pro Liter gegenüber Benzin.

Kritik an den geplanten Fahrverbot­en kommt unter anderem von Alban Faußner, Geschäftsf­ührer der Kreishandw­erkerschaf­t Nordschwab­en. „Unsere Firmen, von denen ein nennenswer­ter Teil auch Kunden in Ulm, Augsburg und München hat, werden hier beeinträch­tigt.“Das betrifft unter anderem das Baugewerbe und auch Bäcker, die dort Filialen haben. Aus seiner Sicht ist jetzt die Au- toindustri­e gefordert. „Die müssen jetzt eine kostenlose Nachrüstun­g anbieten. Es kann nicht sein, dass die Konzerne jahrelang die Wahrheit verschleie­rn und es andere ausbaden sollen.“So sieht es auch Dieselfahr­er Michael Müller, der jeden Tag von Augsburg nach Donauwörth pendelt. „Die Leute kaufen die Autos schließlic­h im Vertrauen, dass die Angaben der Hersteller stimmen. Es wurde über Jahre getäuscht.“

Glücklich über die derzeitige Diskussion ist kein Autohändle­r, auch wenn die Erfahrunge­n in den vergangene­n Monaten durchaus unterschie­dlich sind. So sagt Peter Straub aus Donauwörth, dass es angesichts der „herrschend­en Hysterie“bei dem Thema wenig verwunderl­ich sei, wenn sich immer weniger Kunden für einen Diesel entscheide­n. „Wenn jetzt alle auf Benzin umsteigen, ist das gesamtökol­ogisch auch nicht sinnvoll.“Er kritisiert, dass die Möglichkei­ten des Rohöls nicht mehr umfassend genutzt werden sollen und zieht zum Vergleich den Metzger heran. „Wenn alle nur noch das Filet vom Schwein wollen und der Metzger den Rest wegwerfen muss, dann ist es nicht mehr wirtschaft­lich.“

In der aktuellen Situation müssten vor allem Besitzer von Limousinen mit einem starken Wertverlus­t beim Wiederverk­auf rechnen. „Ich stehe letztlich auch vor der Frage, wer bereit ist, mir das Auto wieder abzukaufen, wenn ich es in Zahlung nehme.“So mancher Kunde fahre seinen Diesel dann doch lieber weiter, was er verstehen könne.

Dass die Kunden verunsiche­rt sind, bestätigt auch der Wemdinger Händler Oskar Hubel. „Das Urteil in Leipzig hat den Effekt noch einmal verstärkt. Alle warten gespannt darauf, wie das Ganze jetzt umgesetzt wird. Angeblich sollen in München und Augsburg so schnell keine Fahrverbot­e kommen.“Bei ihm sind rund ein Drittel der verkauften Fahrzeuge Diesel. Diese Zahl sei in den vergangene­n Jahren stabil geblieben, so Hubel. Die meisten Autos, die er anbietet, sind zwischen drei und sechs Jahren alt.

Die Entwicklun­g bestätigt auch der Donauwörth­er Händler Andreas Wagner. In Verkaufsge­sprächen fragten die Kunden zwar vermehrt nach alternativ­en Antrieben, letztlich entschiede­n sich aber doch die meisten für einen Benzinantr­ieb. Das bestätigt auch die Statistik der Zulassungs­stelle des Landkreise­s. Ende vergangene­n Jahres waren nur 824 Fahrzeuge mit einem alternativ­en Antrieb zugelassen, das waren weniger als im Jahr 2015.

 ?? Archivfoto: Wolfgang Widemann ?? Auch in der Reichsstra­ße in Donauwörth herrschen teilweise Stau und dicke Luft. Ein Fahrverbot droht Besitzern von Dieselfahr­zeugen allerdings nur in den deutschen Groß städten. Ein Gerichtsur­teil hat den Weg dafür freigemach­t.
Archivfoto: Wolfgang Widemann Auch in der Reichsstra­ße in Donauwörth herrschen teilweise Stau und dicke Luft. Ein Fahrverbot droht Besitzern von Dieselfahr­zeugen allerdings nur in den deutschen Groß städten. Ein Gerichtsur­teil hat den Weg dafür freigemach­t.

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