Diesel Urteil: Das sagen Händler im Landkreis
Bundesweit sinken die Zulassungszahlen stark. Im Landkreis Donau-Ries ist es anders. Was Händler und Betroffene zum jüngsten Gerichtsurteil und möglichen Fahrverboten sagen
Wie wirken sich der Diesel-Skandal und das Diesel-Fahrverbot im Landkreis aus? Händler schildern ihre Erfahrungen.
Landkreis Es sind überraschende Zahlen, die die Zulassungsstelle des Landratsamtes zur Zahl der zugelassenen Dieselfahrzeuge liefert: Es werden immer mehr. Waren es Ende 2015 noch 49300 Fahrzeuge, stieg deren Zahl bis zum Ende des vergangenen Jahres auf etwas mehr als 52000. Das ist angesichts der bundesweiten Entwicklung bemerkenswert. Käufer entscheiden sich nämlich deutschlandweit immer seltener für einen Diesel. Im Jahr 2015 war noch jede zweite Neuzulassung ein Diesel, aktuell sind es 33 Prozent. Im Landkreis tanken über diesen Zeitraum jeweils etwas mehr als 36 Prozent Diesel. Dass der Wert stabil ist, resultiert auch daraus, dass insgesamt immer mehr Fahrzeuge im Donau-Ries-Kreis angemeldet werden.
Den Stein ins Rollen brachte im September 2015 die US-Umweltbehörde, die die Manipulation der Abgaswerte bei Dieselmotoren bei Volkswagen aufdeckte. Überraschend sind die Zahlen aus dem Landkreis auch, weil auch weitere Faktoren die Kunden bundesweit von einem Kauf eines Diesels Abstand nehmen lassen. So entschied das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig diese Woche, dass Städte nach geltendem Recht Fahrverbote verhängen dürfen, um die Luftqualität zu verbessern. Im Gespräch ist eine solche Lösung schon seit Monaten unter anderem in Stuttgart, München und anderen Ballungsräumen. Nicht betroffen davon wären alle Diesel-Fahrzeuge, die die Euro6-Norm erfüllen. Das sind im Landkreis Donau-Ries gerade mal gut 6700.
Die Maßnahmen sollen dabei helfen, die Vorgaben der Europäischen Union zu den Grenzwerten beim Feinstaub einhalten zu können. In die Diskussion schaltete sich im Sommer auch die Präsidentin des Umweltbundesamtes Maria Krautzberger ein und forderte eine Ende der Subventionierung von Diesel. Diese beschert den Fahrern aktuell einen steuerlichen Vorteil von 18,4 Cent pro Liter gegenüber Benzin.
Kritik an den geplanten Fahrverboten kommt unter anderem von Alban Faußner, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Nordschwaben. „Unsere Firmen, von denen ein nennenswerter Teil auch Kunden in Ulm, Augsburg und München hat, werden hier beeinträchtigt.“Das betrifft unter anderem das Baugewerbe und auch Bäcker, die dort Filialen haben. Aus seiner Sicht ist jetzt die Au- toindustrie gefordert. „Die müssen jetzt eine kostenlose Nachrüstung anbieten. Es kann nicht sein, dass die Konzerne jahrelang die Wahrheit verschleiern und es andere ausbaden sollen.“So sieht es auch Dieselfahrer Michael Müller, der jeden Tag von Augsburg nach Donauwörth pendelt. „Die Leute kaufen die Autos schließlich im Vertrauen, dass die Angaben der Hersteller stimmen. Es wurde über Jahre getäuscht.“
Glücklich über die derzeitige Diskussion ist kein Autohändler, auch wenn die Erfahrungen in den vergangenen Monaten durchaus unterschiedlich sind. So sagt Peter Straub aus Donauwörth, dass es angesichts der „herrschenden Hysterie“bei dem Thema wenig verwunderlich sei, wenn sich immer weniger Kunden für einen Diesel entscheiden. „Wenn jetzt alle auf Benzin umsteigen, ist das gesamtökologisch auch nicht sinnvoll.“Er kritisiert, dass die Möglichkeiten des Rohöls nicht mehr umfassend genutzt werden sollen und zieht zum Vergleich den Metzger heran. „Wenn alle nur noch das Filet vom Schwein wollen und der Metzger den Rest wegwerfen muss, dann ist es nicht mehr wirtschaftlich.“
In der aktuellen Situation müssten vor allem Besitzer von Limousinen mit einem starken Wertverlust beim Wiederverkauf rechnen. „Ich stehe letztlich auch vor der Frage, wer bereit ist, mir das Auto wieder abzukaufen, wenn ich es in Zahlung nehme.“So mancher Kunde fahre seinen Diesel dann doch lieber weiter, was er verstehen könne.
Dass die Kunden verunsichert sind, bestätigt auch der Wemdinger Händler Oskar Hubel. „Das Urteil in Leipzig hat den Effekt noch einmal verstärkt. Alle warten gespannt darauf, wie das Ganze jetzt umgesetzt wird. Angeblich sollen in München und Augsburg so schnell keine Fahrverbote kommen.“Bei ihm sind rund ein Drittel der verkauften Fahrzeuge Diesel. Diese Zahl sei in den vergangenen Jahren stabil geblieben, so Hubel. Die meisten Autos, die er anbietet, sind zwischen drei und sechs Jahren alt.
Die Entwicklung bestätigt auch der Donauwörther Händler Andreas Wagner. In Verkaufsgesprächen fragten die Kunden zwar vermehrt nach alternativen Antrieben, letztlich entschieden sich aber doch die meisten für einen Benzinantrieb. Das bestätigt auch die Statistik der Zulassungsstelle des Landkreises. Ende vergangenen Jahres waren nur 824 Fahrzeuge mit einem alternativen Antrieb zugelassen, das waren weniger als im Jahr 2015.