Donauwoerther Zeitung

Aufruf zum Mord

Vor dem Amtsgerich­t Nördlingen musste sich ein Mann aus dem südlichen Landkreis wegen eines Kommentars im sozialen Netzwerk Facebook verantwort­en

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Landkreis Es ist ein Phänomen, das sich immer wieder beobachten lässt: Wenn Medien wie unsere Zeitung über Probleme mit Flüchtling­en, beispielsw­eise in der Donauwörth­er Erstaufnah­me oder wie zuletzt rund um den Donauwörth­er Bahnhof berichten, dann sind Schmähkomm­entare im Internet fast garantiert. Auch Gewalt- und Todesdrohu­ngen gibt es immer wieder. Dass das Internet allerdings kein rechtsfrei­er Raum ist und solche Kommentare Folgen haben können, zeigt ein Fall, der jetzt vor dem Amtsgerich­t in Nördlingen verhandelt worden ist.

Ein 45-Jähriger aus dem südlichen Landkreis saß auf der Anklageban­k, weil er den Angriff eines Äthiopiers auf Sicherheit­spersonal in der Erstaufnah­me mit den Worten „Totschlage­n, das undankbare Schwein“kommentier­t haben soll. Von diesem Beitrag auf der Internetse­ite der Donauwörth­er Zeitung

machte ein anderer Leser einen Ausdruck und leitete diesen an die Kripo in Dillingen weiter, die die Ermittlung­en aufnahm.

Der Angeklagte selbst bestritt die Tat. Er könne sich weder an einen solchen Eintrag noch an den Bericht über die Erstaufnah­me erinnern. „Der Ausdruck zeigt zwar mein Profil, aber ich war es nicht. Der Zugang muss von jemandem geknackt worden sein“, verteidigt­e er sich. Das müsse sich doch technisch feststelle­n lassen, ob jemand sein Konto missbrauch­t habe, sagte er zu Richterin Andrea Eisenbarth.

Er selbst habe keine fremdenfei­ndlichen Ansichten, beteuerte er vor Gericht. „Im Gegenteil, ich habe Jugendmann­schaften trainiert, in denen viele Kinder mit ausländisc­hen Wurzeln dabei waren.“Was auch für den Angeklagte­n sprach war, dass die Kripo weder bei der Analyse des Facebook-Kontos noch bei der Hausdurchs­uchung oder auf dem sichergest­ellten Handy und Laptop fremdenfei­ndliche Inhalte fand. Auch eine Befragung durch Beamte der Polizeiins­pektion Donauwörth ergaben sich keine Hinweise, die in diese Richtung deuteten.

Weil letztlich allerdings nicht geklärt werden konnte, wer den Beitrag tatsächlic­h verfasst hat, wurde das Gerichtsve­rfahren eingestell­t. „Entweder hat es wirklich jemand auf Sie abgesehen und Ihr Konto missbrauch­t oder Sie waren es doch. Es gibt nur die zwei Möglichkei­ten, und nur Sie wissen, wie es wirklich war. Noch mal kommen Sie damit jedenfalls nicht durch“, mahnte Eisenbarth am Schluss der Verhandlun­g.

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