Direktorin ist als Bauherrin gefragt
Die neue JVA-Leiterin Mariona Hauck hat in Niederschönenfeld einige Aufgaben zu bewältigen. Millionenprojekt verzögert sich aber weiter. Großes Lob für Peter Landauer
Niederschönenfeld Ein höchst symbolisches Geschenk hat Peter Landauer seiner Nachfolgerin an der Spitze der Justizvollzugsanstalt (JVA) Niederschönenfeld gemacht. Der Direktor, der seit dem 1. Dezember 2017 das Gefängnis in Kaisheim leitet, überreichte seiner Nachfolgerin Mariona Hauck einen sogenannten „Architektenstift“. Den könne sie gut gebrauchen, stehen doch in dem Gefängnis umfangreiche Baumaßnahmen an.
Der Wechsel an der Spitze der JVA Niederschönenfeld ging – wie schon gemeldet – Ende des vergangenen Jahres nahtlos über die Bühne. Nun fand der offizielle Festakt statt, bei dem diverse Redner Landauer würdigten und die neue Direktorin willkommen hießen. Über die Lob- und Dankesworte hinaus kam wiederholt der Anlass für Landauers Geschenk zur Sprache. Seit Jahren soll die Anstalt saniert, erneuert und erweitert werden. Ende 2017 hatte es geheißen, die Maßnahmen des ersten Bauabschnitts – allein dieser hat ein Volumen von über 20 Millionen Euro – sollten 2017 angepackt werden. Doch daraus wurde nichts. Bis heute gebe es keinen Termin für den Baustart, war am Rande der Feier am Freitag zu hören.
Die JVA soll den Plänen zufolge unter anderem eine neue, höhere Außenmauer sowie eine neue Kom- für die Hafträume erhalten. Eine Torwache mit Sicherheitszentrale und Fahrzeugschleuse, ein externes Lager und ein Multifunktionsgebäude sind weitere Projekte, die längst angegangen worden sein sollten. Doch es gibt dem Vernehmen nach weitere „Verzögerungen“.
Das Thema hat auch eine kommunalpolitische Note. Die Gemeinde ist sauer auf den Freistaat, weil dieser zwar den Neuhof, das landwirtschaftliche Gut der JVA, aufgelöst hat, der Kommune aber keine Grundstücke verkaufen möchte. Die Gemeinde könnte Bürgermeister Peter Mahl zufolge die Flächen gut als Tauschland gebrauchen, um den Wohnungsbau in Niederschönenfeld zu ermöglichen. Dies sei dringend geboten, so Mahl, werde das Gefängnis doch durch den Ausbau gehörig wachsen. Die Rede ist von doppelt so vielen Häftlingen (derzeit rund 240) und damit auch deutlich mehr Bediensteten (momentan gut 100), von denen sich ein Teil in der Region niederlassen dürfte.
Bei dem Festakt bat Mahl die Verantwortlichen in München erneut darum, „staatseigene Flächen einzubringen“. Es gelte, die Bauleit- planung der Gemeinde bestmöglich mit der Entwicklung der JVA zu koordinieren. Wenigstens zeichne sich inzwischen eine Lösung bei der Abwasserentsorgung ab. Das Gefängnis ist schon jetzt der größte Einleiter in der Kommune.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand natürlich der Direktorenwechsel. Peter Landauer habe die JVA Niederschönenfeld in den vergangenen 13 Jahren „konsequent weiterentwickelt“, lobte sein Stellvertreter Eduard Luschka: „Die Anstalt war in sehr guten Händen.“Der erste Eindruck von der neuen Chefin nach drei Monaten sei hervorragend: „Wir haben das Gefühl: Das passt einfach.“Ministerialdirektor Frank Arloth – er ist Amtschef im bayerischen Justizministerium – sagte zu Landauer: „Sie haben nachhaltig bewiesen: Sie sind eine Spitzenkraft der bayerischen Justiz.“Zu den geplanten Baumaßnahmen merkte Arloth an: „Gewisse Dinge brauchen ihre Zeit.“
Der hohe Beamte zeigte sich davon überzeugt, dass Mariona Hauck ihre neue Aufgabe erfolgreich meistert. Die gebürtige Nördlingerin, die im Ries aufwuchs, war erst Rechtspflegerin und absolvierte dann parallel ein Jurastudium. Bisherige Stationen waren die JVA München (Stadelheim), das Justizministerium und wiederum das Gefängnis in der Landeshauptstadt. In dieser Zeit habe die 47-Jährige „aumunikationsanlage ßergewöhnlichen Einsatz und großen Fleiß bewiesen“, lobte der Ministerialdirektor. Zu den geplanten Vorhaben gehört laut Arloth auch, dass in Niederschönenfeld eine sozialtherapeutische Einrichtung für Gewaltstraftäter angesiedelt wird.
Ein bisschen mehr Aufmerksamkeit und Mittel für den Justizvollzugsdienst wünschte sich der Landtagsabgeordnete Harald Güller (SPD), der stellvertretender Vorsitzender des Anstaltsbeirats der JVA Niederschönenfeld ist. Die sei gut geführt. Stellvertretender Landrat Reinhold Bittner freute sich, dass Peter Landauer beruflich im Donau-Ries-Kreis bleibt und Mariona Hauck aus diesem stammt. In launigen Worten kommentierte Personalratsvorsitzender Martin Jung das Wirken von Landauer und listete die Projekte auf, welche die neue Direktorin angehen müsse.
Peter Landauer selbst listete eine ganze Reihe von Erinnerungen auf, die er aus Niederschönenfeld mitnehme. Die reichten von der Schließung des landwirtschaftlichen Betriebs über den Neubau der Sportstätte bis hin zu Häftlingen, die besonders erfolgreich eine Berufsausbildung absolvierten. Der Kontrapunkt: „Nicht erinnern kann ich mich an einen Ausbruch.“
Mariona Hauck sagte, sie habe ein „gut bestelltes Haus“übernommen: „Ich fühle mich sehr wohl hier in Niederschönenfeld.“
Einen Ausbruch erlebte der Chef nicht