Vaterland ade?
Bundesfrauenbeauftragte will neuen Text für die Nationalhymne
Augsburg Mit Hymnen tun sich Nationen manchmal schwer: In den USA herrscht etwa gerade eine Debatte, ob das Land den offiziellen patriotischen Lobgesang auswechseln sollte. Nicht wegen des Textes. Nein, das Lied „Das sternenbesetzte Banner“gilt wegen seines Umfanges von mehr als eineinhalb Oktaven als so schwierig zu singen, dass damit selbst Profis regelmäßig zu kämpfen haben. Zuletzt vergeigte Popsängerin Fergie die Hymne beim Basketball-Saison-Höhepunkt, sodass nun viele Amerikaner sich lieber das etwas kitschigere „America the Beautiful“als Hymne wünschen.
Auch Deutschland hatte seine Hymnenprobleme. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die erste Strophe mit der „Über alles“–Parole nicht aus musikalischen Gründen unsingbar für Demokraten. Nun gerät aber auch die dritte Strophe des „Liedes der Deutschen“von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben mit seinem friedvollen Ruf nach „Einigkeit und Recht und Freiheit“in die Diskussion.
Der Anstoß dazu kommt von der Bundesgleichstellungsbeauftragten Kristin Rose-Möhring. Sie schlug anlässlich des Internationalen Frauentags diese Woche eine Reihe von Textänderungen vor, um die Hymne im Gedanken der Gleichberechtigung zu überarbeiten: Aus „Vaterland“solle „Heimatland“werden, aus der Zeile „brüderlich mit Herz und Hand“solle „couragiert mit Herz und Hand“werden, schrieb Rose-Möhring laut Bild am Sonntag in einem Rundbrief an alle Mitarbeiter des Bundesfamilienministeriums. Die Frauenbeauftragte verwies auf das Vorbild Österreich, wo 2012 die Hymne umgeschrieben wurde: Aus „Heimat bist du großer Söhne“wurde „Heimat großer Töchter und Söhne“. Auch die Kanadier singen in „O Canada“nicht länger von den Söhnen ihres Landes. Das Wort Vaterland überlebte aber in beiden Hymnen.