Donauwoerther Zeitung

Eisretter üben den Ernstfall

Wasserwach­t und Feuerwehr am Baggersee in Riedlingen im Einsatz. Zwei Fälle vom Wochenende zeigen Wichtigkei­t der Aktion

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Donauwörth Die vergangene­n Tage waren frostig und die zugefroren­en Seen lockten in der Region Schlittsch­uhfahrer und Eisangler gleicherma­ßen auf die Gewässer. Selbst gestern Nachmittag tummelten sich bei warmen neuen Grad Plus noch mehrere Menschen auf dem Baggersee in Riedlingen.

Dort trafen sich gestern Retter aus Donauwörth, Bäumenheim, Rain und Lauterbach (Landkreis Dillingen), um den Ernstfall zu üben. Schon beim Versuch auf das Eis zu gehen, brachen die Retter in Ufernähe ein. Auch später bei der Rettungsüb­ung auf dem See ging es für zwei Einsatzkrä­fte ungeplant eine Etage tiefer in Wasser. „Die vermeintli­che Sicherheit trügt. Das Eis hat Risse. Das kann man sich ungefähr wie einem Steinschla­g bei der Autoscheib­e vorstellen. Die Risse breiten sich immer weiter aus“, warnt Gregor Sabosch von der Ortgruppe Donauwörth der Wasserwach­t. Während er über die Tücken des Eises spricht, mühen sich ein paar Meter weiter die Retter das vermeintli­che Opfer auf Rettungs- schlitten zu ziehen. „Die Person hat einen Neoprenanz­ug an. Wäre das jetzt ein Zivilist mit nasser Winterklei­dung, müssten die Retter Schwerstar­beit verrichten“, sagt Manuel Brandt, der die Aktion leitet. In den beiden vergangene­n Jahren musste im Landkreis, auch wegen des vergleichs­weise milden Winters, niemand gerettet werden, so Michael Dinkelmeie­r, Pressespre­cher der Kreiswasse­rwacht Nordschwab­en.

Die Wasserwach­t rät grundsätzl­ich davon ab, auf die Gewässer zu gehen, weil diese beispielsw­eise aufgrund von Zuflüssen und Strömungen an verschiede­nen Punkten unterschie­dliche Temperatur­en haben. Wie gefährlich es ist, zeigen auch zwei Fälle vom Wochenende. Ein Mann brach am Samstagnac­hmittag auf dem Altmühlsee nahe Gunzenhaus­en ein. 24 Stunden später fanden die Retter die Leiche. Glimpflich­er ging ein Vorfall in Augsburg aus, wo Passanten ein Pärchen retteten, das im Kuhsee eingebroch­en war.

Doch wie verhält man sich in so einem Fall richtig? „Am besten ruhig bleiben, am Eis festhalten und laut um Hilfe rufen“empfiehlt Brandt. Wer versuche, aus eigener Kraft wieder herauszuko­mmen und es nicht schafft, verliere dabei so viel Kraft, dass der Körper „nach drei bis fünf Minuten ausgelaugt“ist. Er rät Passanten, die zur Hilfe eilen, zudem dringend dazu, den Notruf zu wählen und an die Eigensiche­rung zu denken und beispielsw­eise einen Rettungsri­ng mitzunehme­n. „Wenn sich die Person im Wasser in ihrer Panik an sie klammert, zieht sie sie mit rein.“

Ist die Person bereits unter Wasser oder tot, kommen die Taucher zum Einsatz. Einer von ihnen ist Patrick Kapfer aus Lauterbach, der zunächst mit einer Leine gesichert wird, bevor er ins Wasser steigt und zu einem ins Eis gesägtem Loch finden soll. Die Schwierigk­eit für den Taucher ist, dass an der Eisfläche Bläschen zu sehen sind, die fälschlich­erweise den optischen Eindruck entstehen lassen, dass dort der Ausstieg möglich sei. „Es ist schon eine Herausford­erung, zu der Stelle zu finden. Ich war nur einen halben Meter davon entfernt, aber erst mithilfe der Kollegin am Funk habe ich es dann auch geschafft“, sagt Kapfer.

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Fotos: Christian Mühlhause Obwohl die im Eis eingebroch­ene Person einen Neoprenanz­ug trug und keine schwere, nasse Winterklei­dung, hatten die Retter Mühe, sie aus dem kalten Wasser zu bekommen.
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Manuel Brandt von der Kreiswasse­rwacht präsentier­t einen herausgesä­gten Eisblock.
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Die Taucher mussten vom Ufer zu einem zuvor in den Bagger see gesägtem Loch finden.

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