Jetzt geht’s an die Uni
Teil sechs von Maiers Lebensromanen
Erstmals geht es richtig raus aus dem hessischen Städtchen Friedberg. Aus dem engen Kosmos also, in dem sich die bisherigen fünf der geplanten elf Teile von Andreas Maiers „Ortsbegehungen“abspielten – ein 2010 begonnenes, autobiografisch fundiertes Projekt in der Tradition von Werken Peter Kurzecks und Arnold Stadlers.
Nach „Das Zimmer“, „Das Haus“, „Die Straße“, „Der Ort“und „Der Kreis“nun also: „Die Universität“. Und das bedeutet – nach einem letzten Abschied von der lange als Sehnsuchtsfigur gehegten und inzwischen anderweitig verheirateten Buchhändlerstochter aus Friedberg – einen Umzug nach Frankfurt. Es sind die Jahre 1988/89, und man würde heutigen Studenten das Buch gerne in die Hand drücken, um ihnen einen Eindruck zu vermitteln, was Studium mal hieß. Statt Fortsetzung einer auf Effektivität getrimmten Beschulung das Sichbehaupten-müssen in einem über alle Pädagogik erhabenen Bildungshallenlabyrinth. Der erste Eindruck gemäß Maiers vorangestellten Leitgedanken: „Ich, das ist der Mittelteil des Wortes Nichts.“
Statt Erzählzeit auszuwalzen, verlässt sich der Autor auf Momente und Chiffren, die auch das neue Lebensgefühl auf dem Grat zwischen Freiheit und Haltlosigkeit fassen. Und das gelingt auch wieder. Aber im Wegfall der örtlichen Begrenzung verliert Teil sechs doch etwas Wesentliches. Aber vielleicht ist es eben so, das Leben.
Suhrkamp, 147 S., 20 ¤